 Allg. Zeitung Mainz: Brauchbar oder unbrauchbar? (Kommentar zur Einbürgerung)
Geschrieben am 23-07-2007 |
Mainz (ots) - Knapp 125 000 Menschen aus aller Herren Länder
wurden 2006 deutsche Staatsbürger. Die einen werden sogleich sagen:
viel zu viel, die anderen: viel zu wenig. Die Wahrheit ist, dass die
gestern publizierte Zahl wenig oder gar nichts beiträgt zu den
hierzulande so hitzig diskutierten Themen Zuwanderung und
Integration. Die, die im vergangenen Jahr ihren deutschen Pass
erhalten haben, lebten in der Regel schon acht Jahre unter uns und
zwar völlig legal. Sie konnten sich allein ernähren, waren nicht
straffällig geworden und haben sich glaubhaft zur bundesdeutschen
Verfassung bekannt.
Kurzum: Sie hatten sich auf überzeugende Weise integriert. Kritiker
werden dennoch anführen, dass es in vielen Fällen nicht die Menschen
waren, die dieses Land eigentlich braucht. Da ist aus rein
wirtschaftlicher Sicht durchaus etwas dran. Denn unter den genau 124
830 Ausländern, die nun Deutsche wurden, sind sicher längst nicht so
viele Ingenieure und Techniker, wie unsere boomende Industrie derzeit
schon und erst recht künftig braucht, nicht genug Gebildete, die
unser Gemeinwesen intellektuell voranbringen könnten. Wollen wir
solche Menschen haben, müssen wir um sie werben, müssen dann aber
auch Barrieren senken, müssen bei den Zuzugsbedingungen weit
attraktiver werden als bislang. Wer heute zu uns kommt, tut dies,
weil er in Deutschland in Frieden und Sicherheit leben kann, weil
sein Partner hier lebt, weil seine Kinder größere Bildungschancen
haben. Er tut dies eher selten, weil er bei uns die steile Karriere
und das große Geld erwartet. Da bieten andere Nationen weit mehr.
Unser Gesetz ist - Gott sei Dank - kein Instrument, um "brauchbar"
von "unbrauchbar" zu trennen. Es ist dazu da, einem Individuum
Chancen einzuräumen. Diese Chancen haben im vergangenen Jahr 124 830
Menschen genutzt. Seien wir stolz darauf!
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
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