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Lausitzer Rundschau: Klarer Wahlsieg für Erdogan und AKP in der Türkei Zwischen den Welten

Geschrieben am 23-07-2007

Cottbus (ots) - Die moderne Türkei ist nach dem deutlichen
Wahlsieg von Regierungschef Recep Tayyip Erdogan und seiner AKP mehr
denn je das, was sie schon in den Jahrzehnten zuvor war - ein Land
zwischen den Welten: zwischen christlich geprägtem Abendland und
islamisch dominiertem arabischen Raum, zwischen der Hinwendung zu
demokratischen Werten und dem Einfluss der Militärs, zwischen Distanz
zu Europa und den USA und gleichzeitiger Ablehnung autokratischer
Regimes in der Nachbarschaft.
Die türkischen Wähler haben aber auch Klarheit geschaffen. Sie wollen
weiterhin wirtschaftlichen Erfolg. Sie wollen ein Rechtssystem, das
ihnen Sicherheit verschafft, und sie wollen den Vorrang der
politischen Klasse gegenüber den Generälen. Für all das stand und
steht der Wahlsieger. Dass der 53-Jährige gleichzeitig sein Land in
die EU führen möchte, ist offenbar auch Wunsch seiner Wähler oder
schreckt sie zumindest nicht.
Dennoch bleibt die Türkei auch innenpolitisch ein gespaltenes Land.
Denn so wie die AKP-Wähler pro EU-Beitritt sind oder diesen
tolerieren, so stimmten auch 35 Prozent für die Parteien CHP und MHP,
die die Mitgliedschaft in der Union ablehnen. Die nationalistische
MHP möchte sogar Lager kurdischer Kämpfer im Irak angreifen und
"Terroristen" hinrichten lassen. Dagegen machte sich die AKP für die
Kandidatur von 700 unabhängigen, vielfach kurdischen Politikern
stark. 27 von ihnen wurden ins Parlament gewählt. Diese und weitere
Gegensätze muss der Wahlsieger austarieren, will er weiter
erfolgreich Politik gestalten.
Einen ersten Hinweis auf Erdogans Vorgehen wird die erneute Wahl des
Staatspräsidenten geben. Die AKP benötigt hier die Zustimmung anderer
Abgeordneter. Kompromisse sind gefragt. Erdogan kann mit der
Kandidatenfindung und der Person des Kandidaten selbst ein Signal
senden sowohl an das Militär als auch an die bislang AKP-skeptischen
Türken. Denn beide Gruppen befürchten die allmähliche Islamisierung
des unter Staatsgründer Atatürk verweltlichten Landes.
Erdogan steht jetzt vor der Herausforderung, für sein Land ein
Gesellschaftsmodell aus demokratischen und religiösen Elementen zu
schmieden, deren Symbiose bisher überall gescheitert ist. Gelingt
aber dieser Kraftakt, der der Modernisierung des Landes unter Atatürk
im vergangenen Jahrhundert gleichkommen würde, wäre es wohl nicht
vermessen, Erdogan neben den "Vater der Türken" zu stellen.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=47069
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