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Deutsche AIDS-Hilfe: Heroingestützte Behandlung braucht gesetzliche Grundlage

Geschrieben am 18-07-2007

Berlin (ots) - Anlässlich des vom Bundesverband der Eltern und
Angehörigen für akzeptierende Drogenarbeit initiierten bundesweiten
Gedenktages für verstorbene Drogengebraucher/innen am 21. Juli
fordert die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) eine Änderung des
Betäubungsmittelgesetzes, um Diamorphin (chemisch reines Heroin) für
die ärztlich kontrollierte Behandlung von Opiatkonsumentinnen und
-konsumenten einsetzen zu können. "Die wissenschaftliche Auswertung
der deutschen Modellprojekte zur heroingestützten Behandlung
Opiatabhängiger hat den Erfolg dieser Behandlungsform eindeutig
nachgewiesen", erklärte DAH-Bundesgeschäftsführer Dr. Escobar Pinzón.
"Bei mehr als drei Viertel der Patientinnen und Patienten hat sich
der Gesundheitszustand erheblich verbessert, die
Beschaffungskriminalität ist deutlich zurückgegangen, viele
Studienteilnehmer/innen haben wieder eine Arbeit und eine Wohnung
gefunden, und einige Patienten sind mittlerweile sogar abstinent."

Umso unverständlicher findet Escobar Pinzón es, dass Vertreter von
CDU und CSU auf Bundesebene eine Änderung des
Betäubungsmittelgesetzes nach wie vor ablehnen - gegen die Mehrheit
der Ministerpräsidenten der Bundesländer, die die Heroinvergabe
durchführen (Hessen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen
sind für eine Gesetzesänderung), gegen den Deutschen Städtetag und
gegen den Konsens der Experten und Expertinnen aus Wissenschaft und
Fachverbänden. Empört ist Escobar Pinzón auch über die Reaktion der
CDU auf eine DAH-Postkartenkampagne, in deren Rahmen mittlerweile
fast 40.000 Bürgerinnen und Bürger die CDU-Vorsitzende und
Bundeskanzlerin Dr. Merkel um Unterstützung für die Überführung der
heroingestützten Behandlung in die Regelversorgung gebeten haben:
"CDU-Generalsekretär Pofalla hat uns am 3. Juli unter anderem
geschrieben, dass die Union eine Neuaufnahme von Patienten in die
erfolgreichen Modellprojekte nicht befürwortet und Heroin auf Rezept
zu Lasten der Solidargemeinschaft für kaum vermittelbar hält." In
Wirklichkeit, so der DAH-Bundesgeschäftsführer, gehe es hier aber
wohl um ideologische Widerstände - das Kostenargument jedenfalls sei
falsch, weil die Ausgaben für die Gesellschaft und die
Solidargemeinschaft bei gesundheitlich stabilisierten und sozial
integrierten Patientinnen und Patienten sogar sänken.

Escobar Pinzón forderte die Bundesregierung auf, ihre
Verantwortung für die Gesundheit aller Drogengebraucherinnen und
Drogengebraucher wahrzunehmen. "Beharrt die Union auf ihrer Position,
dann bleibt der großen Mehrheit der Opiatkonsumenten diese
erfolgreiche und möglicherweise lebensrettende Behandlung
vorenthalten. Das halten wir für ungerecht und ethisch nicht
vertretbar." Die DAH werde auch weiterhin für die heroingestützte
Behandlung als eine Option eintreten - in Übereinstimmung mit der
überwältigenden Mehrheit aller Fachleute und mit den Erfahrungen aus
dem Ausland. "Studien in anderen Ländern, darunter die Schweiz und
die Niederlande, sind zu ähnlichen Ergebnissen gekommen wie das
deutsche Modellprojekt. Daher ist Heroin z. B. in Großbritannien
verschreibungsfähig, und auch in der Schweiz ist die kontrollierte
Heroinabgabe nach einer Volksabstimmung ein wichtiges Instrument der
Schadensminderung."

Die DAH gebe die Hoffnung nicht auf, dass die Union zur Einsicht
komme und die richtige Entscheidung treffe, sagte der
DAH-Bundesgeschäftsführer. "Nach der Sommerpause wird der
Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages eine öffentliche
Anhörung zum Thema durchführen, zu der auch wir eingeladen sind und
bei der wir für unser Anliegen eintreten werden."

Um der vielen tausend verstorbenen Drogengebraucher/innen zu
gedenken und den dringenden drogenpolitischen Handlungsbedarf
anzuzeigen, veranstalten Aids- und Drogenhilfen, Gruppen des
Selbsthilfenetzwerks JES - Junkies, Ehemalige und Substituierte,
Eltern, Angehörige und Freunde/Freundinnen von Drogenkonsument(inn)en
sowie Aktionsbündnisse im Rahmen des Gedenktages am 21. Juli in über
30 Städten (z. B. in Frankfurt, Wuppertal, Hildesheim, Stuttgart,
Berlin, Bonn oder Hamburg) Mahnwachen, Informationsveranstaltungen,
Gottesdienste, Trauermärsche und andere öffentliche Kundgebungen.

Originaltext: Deutsche AIDS-Hilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=14407
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_14407.rss2

Pressekontakt:
Holger Sweers
Carmen Vallero
Deutsche AIDS-Hilfe e.V.
Dieffenbachstr. 33
10967 Berlin

Tel.: +49.30.69 00 87 52
Tel.: +49.30.69 00 87 81
Fax: +49.30.69 00 87 42
mailto: holger.sweers@dah.aidshilfe.de
mailto: carmen.vallero@dah.aidshilfe.de


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