| | | Geschrieben am 13-07-2007 WAZ: Hungertod eines Säuglings: Wer wegschaut, misshandelt mit - Leitartikel von Rolf Potthoff
 | 
 
 Essen (ots) - Was muss geschehen, damit die tödliche Lethargie
 endlich weicht aus den Köpfen? Die Teilnahmslosigkeit: Ich bin ich;
 was anderen Übles geschieht, geht mich nichts an. Als der zweijährige
 Kevin so elendig starb, gelobten Politik und Gesellschaft Einsicht.
 Doch nun starb Andre´; verhungert, verdurstet - vor vielen Augen.
 
 Und nun? Ist nun alles klar, weil Staatsanwälte gegen die
 Mitarbeiterin des Jugendamts wegen fahrlässiger Tötung ermitteln? Wer
 so schnell urteilt, verfällt einem erbärmlichen Reigen, den man das
 Abwälzen von Verantwortung nennt. Doch das hat sich zu oft schon als
 "todsicher" erwiesen: Wo jeder anderen Verantwortung zuweist,
 verschwimmen Verantwortung und Zuständigkeiten, was das Beheben von
 Missständen verhindert. So bleibt alles, wie es ist.
 
 Wer aber trägt Schuld an Andre´s Tod? Offenkundig haben hier
 Behörden tatsächlich auf skandalöse Weise versagt. Jedem Fachmann
 hätte der kritische Zustand des Babys sofort auffallen müssen. Doch -
 ist es zu schwer zu begreifen, dass der Staat nicht die allumfassende
 Instanz sein kann, die Menschen zeitlebens betreut, alimentiert und
 bewacht? Das Private ist die Keimzelle der Gesellschaft. Deshalb ist
 die Frage der Verantwortung in so schrecklichen Fällen zu allererst
 an die Eltern zu richten.
 
 Doch muss dieser Tod nicht umso nachdenklicher machen, weil er im
 schreienden Gegensatz zu dem steht, was wir tagtäglich aus
 Politikermund hören: Vorrang für Kinder, Priorität ihrem Schutz, mehr
 Krippenplätze, Sprachförderung, mehr Chancen für jedes geborene
 menschliche Wesen, damit es später gleichberechtigt am
 gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Und dann dies.
 
 Klaffen da zwischen Wort und Wirklichkeit nicht Welten
 auseinander? Natürlich kann sich das Furchtbare auch in den feinsten
 Häusern ereignen. Aber erreichen unsere Konzepte zum Schutz und zur
 Förderung von Kindern überhaupt jene Schichten, die man "prekär"
 nennt und in denen solche Tragödien am häufigsten sind? Brauchen wir
 nicht gerade für sie spezielle Rezepte der Familienbetreuung und
 Gesundheitsvorsorge - oder wollen wir sie als "hoffnungslos asozial"
 ein für allemal abschreiben?
 
 Nur weil sie starben, fiel das Schicksal von Kevin und Andre´
 auf. Doch wir wissen, dass zahllose Kinder misshandelt und
 vernachlässigt werden. Deshalb ist das Entsetzen, wenn das nächste
 Kind stirbt, nicht viel mehr als Heuchelei. Was gerade für diejenigen
 gilt, die um schreckliche Zustände in ihrer Nähe wissen - und
 schweigen.
 
 Originaltext:         Westdeutsche Allgemeine Zeitung
 Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
 
 Pressekontakt:
 Rückfragen bitte an:
 Westdeutsche Allgemeine Zeitung
 Zentralredaktion
 Telefon: (0201) 804-8975
 zentralredaktion@waz.de
 
 Kontaktinformationen:
 
 Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
 Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
 
 Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
 Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
 
 Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
 Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
 
 http://www.bankkaufmann.com/topics.html
 
 Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
 
 @-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
 Schulstr. 18
 D-91245 Simmelsdorf
 
 E-Mail: media(at)at-symbol.de
 
 81710
 
 weitere Artikel:
 
 | 
LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu Grüne/Sonderparteitag -    Leipzig (ots) - Von Maja Zehrt. Farbbeutel werden auf dem für  September angesetzten Sonderparteitag der Grünen wohl nicht fliegen.  Der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr besitzt für die Parteibasis  nicht die emotionale Brisanz wie 1999 die Entscheidung über eine  Beteiligung deutscher Soldaten am Kosovo-Krieg. Als Koalitionspartner der SPD hatten die Grünen damals Macht und Verantwortung, heute  beißen sie sich in der Opposition an dem mit feister Mehrheit  regierenden schwarz-roten Zweckbündnis die Zähne aus. Doch auch wenn ihre Stimmen mehr...
 
Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Irak-Krieg    Bielefeld (ots) - Allmählich wird es zu einem Ritual. Das  US-Abgeordnetenhaus hat jetzt bereits zum sechsten Mal gegen de  Irak-Politik des Präsidenten gestimmt. Doch das Votum der  oppositionellen Demokraten und einiger Republikaner für einen Abzug  der Truppen aus dem Bürgerkriegsland wird folgenlos bleiben.  Letztlich kann Präsident George W. Bush jeden Beschluss von  Repräsentantenhaus und Senat mit seinem Veto stoppen. Bereits mehr als 3600 US-Soldaten haben den Irak-Einsatz mit dem  Leben bezahlt. Die Ablehnung des Krieges in der Bevölkerung mehr...
 
Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Steuermehreinnahmen    Bielefeld (ots) - Verdenken oder gar verübeln dürfte es ihm  niemand: Peer Steinbrück, unser erster Mann im Kassenhäuschen der  Nation, mimt derzeit auf der Berliner Deutschland-Bühne mit  sichtlichem Wohlbehagen den Entspannungspolitiker ganz neuer Art.  Den Fluch der unerwartet prächtigen Steuereingangslage jedenfalls  sieht man ihm kaum mehr an, auch wenn die Begehrlichkeiten ringsumher natürlich keineswegs aus der Welt sind. Darauf aber muss ein  erfahrener Finanzressortchef zu jeder Stunde tunlichst gefasst sein.  Gerade dann, wenn ihm mehr...
 
LVZ: LVZ-Interview vorab: Sachsens Regierungschef Georg Milbradt (CDU): SPD muss sich links abgrenzen/ Antrag auf Untersuchungsausschuss ist verfasungswidrig    Leipzig (ots) - Leipzig. Unmittelbar vor dem am Samstag  stattfindenden SPD-Parteitag hat Sachsens Regierungschef Georg  Milbradt (CDU) den Koalitionspartner zu mehr Disziplin aufgerufen.  "Alle Beteiligten sollen sich an die Spielregeln im Koalitionsvertrag halten", sagte Milbradt in einem Interview mit der Leipziger  Volkszeitung (Samstagausgabe). Die SPD, so der Ministerpräsident,  müsse die Frage beantworten, warum einige lieber Opposition statt  Regierung spielen wollen. Man könne nur eines von beiden sein. Mit  Sorge reagierte der sächsische mehr...
 
Lausitzer Rundschau: Die Lage in der CSU Letzte Ausfahrt München    Cottbus (ots) - Gabriele Pauli kandidiert als Vorsitzende. Horst  Seehofer hat eine Ehekrise. Erwin Huber genießt und hat gleichzeitig  Angst. Edmund Stoiber hält noch einmal weltweit gigantisch Hof und  stiehlt seinem Nachfolger Günter Beckstein auf Jahre hinaus die Show. Die CSU ist derzeit nur noch ein Fall für die Klatschpresse. Mit  anderen Worten: Ganz unten. Schon einmal, nach dem Tod von Franz-Josef Strauß im Jahr 1988, war  es ähnlich. Amigo-Affäre, Diadochenkämpfe, private Enthüllungen.  Diesmal ist es noch schlimmer. In der Bundespolitik mehr...
 
 | 
 | 
 | Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
 
 LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
 durchschnittliche Punktzahl: 0
 Stimmen: 0
 
 
 
 |