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Westfälische Rundschau: WR-Kommentar zum Urteil im Ehrenmord-Prozess

Geschrieben am 14-04-2006

Dortmund (ots) - Von Klaus Bröking

Der Berliner-Ehrenmord-Prozess hinterlässt das Gefühl, dass hier
zwar Recht gesprochen wurde, dass Urteil mit Gerechtigkeit allerdings
nur wenig zu tun hat. Viel zu viel wurde von den Richtern erwartet.
Sie waren nicht in der Lage, die Probleme der Integration von
Ausländern mit einem Urteil zu lösen. Sie durften nur auf die Beweise
schauen, die ihnen Staatsanwaltschaft und Kripo vorlegten und prüfen,
ob sie ausreichten. Das gilt im deutschen Recht für Temposünder wie
auch für brutale Mörder.

Seien wir doch einmal ehrlich: Signale, dass es
Migranten-Familien gibt, in denen die Gewalt regiert, gab es doch
seit Jahrzehnten täglich. Die Polizeimeldungen berichten regelmäßig
von Messerstechereien. Schilderungen junger Frauen, die von ihren
Vätern zu einer Ehe gezwungen werden, gibt es nicht erst, seit die
schreckliche Tat in der Familie Sürücü in der Öffentlichkeit
diskutiert wird. Um Beispiele dafür zu finden, braucht man nicht nach
Berlin zu schauen, wir müssen uns nur vor der eigenen Haustür
umblicken. Und es sind nicht nur manche türkische Mitbürger, die
Fragen der Ehre mit Gewalt beantworten.

Wegschauen hilft da nicht. Die Polizei damit allein zu lassen,
für Ruhe und Ordnung zu sorgen, kann auch keine Lösung sein. Wenn die
Politik vielleicht in kurzer Zeit eine Haftstrafe von bis zu zehn
Jahren auf Zwangsehen einführt, hat sie den Richtern zwar neue
Möglichkeiten an die Hand gegeben. Die nutzen allerdings gar nichts,
um zum Beispiel die Gewalt an einer Schule in den Griff zu bekommen.

Integration kann nicht im Bundestag beschlossen werden. Dazu
bedarf es eines Kraftaktes aller gesellschaftlicher Gruppen. Nicht
nur der deutschen, auch die der vielen Interessengruppen
ausländischer Mitbürger, die es hier gibt. Schließlich wurden sie
auch für den Dialog gegründet. Deutschland ist ein tolerantes Land.
Das ist eine Verpflichtung: Wir müssen Menschen, die sich für unsere
Art des Lebens entscheiden, davor schützen, zu Opfern zu werden. Von
solchen Menschen - das dürfen wir nicht vergessen - gibt es eine
Menge. Gerade unter Türken.

Originaltext: Westfälische Rundschau
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=58905
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_58905.rss2

Rückfragen bitte an:
Westfälische Rundschau
Redaktion

Telefon: 0231/9573 1254


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