(Registrieren)

Vor dem Energiegipfel: Auswege aus Kohle und Kernkraft

Geschrieben am 02-07-2007

Berlin (ots) - Die Klimaschutzziele von EU und Bundesregierung
geben eine 40prozentige Reduzierung des Kohlendi-oxidausstoßes bis
2020 vor. Durch diese Vorgabe und den gleichzeitigen Ausstieg aus der
Kernkraft steht die Stromwirtschaft in Deutschland vor einem tief
greifenden Wandel. Eine neue Studie von WWF Deutschland und der
Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigt, dass das Klimaschutzziel mit einem
Bündel aus wenigen Maßnahmen zu erreichen ist. Gleichzeitig wird in
dem Gutachten, das Öko-Institut und arrhenius-Institut für die
Umweltorganisationen erarbeitet haben, deutlich, dass sich
Investitionen in neue Kohlekraftwerke nicht mehr lohnen.

Zentrale Elemente, um die deutschen Klimaschutzziele zu erreichen,
sind die Stromeinsparung sowie eine Verdoppelung der Kapazitäten bei
den erneuerbaren Energien und der Kraft-Wärme-Koppelung. Die
Mo-dellrechnungen zeigen, dass sich der Stromverbrauch allein durch
die Abschaffung von elektrischen Nachtspeicherheizungen und die
Förderung von sparsamen elektronischen Geräten (Top Runner Pro-gramm)
um 13 Prozent senken ließe. Mit sinkender Stromnachfrage und dem
starken Zuwachs von Strom aus erneuerbaren Energien ändern sich die
Rahmenbedingungen für künftige Kraftwerke. Die Wissen-schaftler
rechnen vor, dass neue Kohlekraftwerke mit hohen CO2-Emissionen das
eingesetzte Kapital nicht mehr erwirtschaften können, weil sie nur
erheblich kürzer betrieben werden müssen, als in den meisten
Planungen angenommen.

Erstmals nimmt die Studie die Kosten für die Endverbraucher unter
die Lupe. Die Stromrechnungen dürf-ten demnach für einen
Durchschnittshaushalt bis 2020 höchstens um vier Euro im Monat
steigen. "Das entspricht nicht einmal dem Preis von zwei großen
Bier", betont Regine Günther Leiterin des Bereichs Klimaschutz und
Energiepolitik beim WWF Deutschland. "Die Gegenleistung ist eine
klimafreundliche Stromerzeugung ohne Kernkraftrisiken." Die Studie
zeige eindeutig, dass die Energiewende machbar und bezahlbar sei.
Anspruchsvoller Klimaschutz setze die Kohle als Energieträger
wirtschaftlich stark unter Druck und das sei auch gut so. Vor diesem
Hintergrund müssen die gesamten Investitionspläne der
Ener-giewirtschaft nicht nur aus klimapolitischer Sicht, sondern auch
unter ökonomischen Aspekten neu auf den Prüfstand, fordert der WWF.

In der Untersuchung wird in zwei Szenarien zunächst - ausgehend
von den in Deutschland absehbaren Energieinvestitionen - der
Kraftwerkspark der Zukunft modelliert. In einem zweiten Schritt
untersuchen die Wissenschaftler anhand von Computersimulationen,
welche Kraftwerke wann und wie lange laufen. Das erste und eindeutige
Ergebnis der Untersuchung: Klimaschutz ist kein Selbstläufer: Ohne
die politi-sche Durchsetzung tief greifend veränderter
Rahmenbedingungen sind die national wie international for-mulierten
Klimaziele nicht erreichbar. Bis 2020 würden sich die CO2-Emissionen
aus der Stromwirtschaft im Falle eines "Business as Usual"-Szenarios
kaum verändern. Deutschland würde seine internationalen
Verpflichtungen weit verfehlen.

Für das so genannte "Alternativ-Szenario" schlagen die Autoren
vor:

Auf der Nachfrageseite:
- Ordnungsrechtliche Höchstverbrauchsstandards zur dynamischen
Verbesserung der Stromeffi-zienz von Geräten und Anlagen (z.B. so
genannter "Top-Runner-Ansatz"), wie sie im Rahmen der
EU-Ecodesign-Richtlinie eingeführt werden können.
- Beschleunigte Beendigung der besonders Klima schädlichen, aber auch
ökonomisch widersinni-gen elektrischen Raumheizung
(Nachspeicherheizungen) und eines Teils der elektrischen
Warm-wasserbereitung mit Hilfe staatlicher Anreizzahlungen.

Auf der Erzeugungsseite:
- Mittelfristige Fortsetzung der Förderung der erneuerbaren Energien
durch Fortschreibung des er-folgreichen Erneuerbare Energien Gesetzes
(EEG),
- Flankierung von Neuinvestitionen in besonders energieeffiziente
Kraftwerke zur gemeinsamen Erzeugung von Strom und Wärme
(Kraft-Wärme-Kopplung, KWK) im Rahmen eines novellierten
KWK-Gesetzes,

"Von zentraler Bedeutung für eine erfolgreiche
Klimaschutz-Strategie wird die Ausgestaltung des
EU-Emissionshandelssystems sein", so die Einschätzung von DUH und
WWF. ´Wenn ab 2013 die CO2-Zertifikate versteigert, statt wie bisher
größtenteils nach Bedarf zugeteilt werden, werde die Klima
schäd-liche Kohleverstromung angemessen schrumpfen. Wer trotzdem
weiter in Kohlekraftwerke investiere, weil er darauf setze, dass der
EU-Kommission und Bundesregierung den eingeschlagen Weg zum
Klima-schutz wieder verlasse, laufe Gefahr seine Aktionäre zu
verprellen und das Land mit milliardenschweren Investitionsruinen
zuzupflastern.
Mit der Umsetzung des Alternativ-Szenarios würde der nationale
CO2-Ausstoß des Stromsektors bis 2020 um die von der Bundesregierung
anvisierten 40 Prozent (gegenüber 1990) sinken und sich bis 2030 auf
dem Zielpfad für das Jahr 2050 (minus 80 Prozent gegenüber 1990)
bewegen - bei gleichzeitigem Aus-stieg aus der Atomenergie bis Anfang
der 20er Jahre.

Originaltext: WWF World Wide Fund For Nature
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6638
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6638.rss2

Pressekontakt:
Jörn Ehlers, Pressestelle WWF Deutschland, Tel.: 0 30/30 87 42-12;
mailto:ehlers@wwf.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

79386

weitere Artikel:
  • CARE Deutschland: Millenniumbericht des UN-Generalsekretärs alarmierend / Scharrenbroich: "Anstrengungen mindestens verdoppeln" Bonn (ots) - 2. Juli 2007 Zu dem heute in Genf von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon vorgestellten Bericht zur Halbzeit der Millennium-Entwicklungsziele erklärt der Vorstandsvorsitzende von CARE Deutschland, Heribert Scharrenbroich in Bonn: Die von UN Generalsekretär Ban Ki-moon vorgelegte Zwischenbilanz ist alarmierend, obgleich nicht überraschend. Wenn der UN-Generalsekretär dies nicht so deutlich sagt, liegt das daran, dass die UNO vielfach mit Durchschnittszahlen arbeitet, in die die Fortschritte asiatischer Länder, wie China und Indien mehr...

  • Wulff: Stärkere Kontrolle des Internets / N24-Zitat aus dem Talk "Was erlauben Strunz" am 02. Juli 2007 um 23:30 Uhr Berlin (ots) - Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff hat sich angesichts wachsender Terror-Gefahren für eine stärkere Kontrolle des Internets ausgesprochen. "Im Internet brauchen wir mehr Möglichkeiten, da bin ich fest überzeugt" sagte der CDU-Politiker am Montag in der N24-Talksendung "Was erlauben Strunz". Sonst werde dieses Medium zu einem "internationalen terroristischen Kooperationsobjekt", ohne dass der Staat die Möglichkeit hat, dort "vorbeugend Kriminalität zu bekämpfen". Es gebe die "Schwierigkeit, die zu greifen", mehr...

  • Bei Terrorgefahr sollen AKWs "vernebelt" werden / N24-Zitat aus dem Talk "Was erlauben Strunz" am 02. Juli 2007 um 23:30 Uhr Berlin (ots) - Bei der Gefahr terroristischer Angriffe mit Flugzeugen auf Atomkraftwerke sollen die Meiler künftig im Nebel verschwinden. Die erste "Verneblungsanlage" sei jetzt im AKW Grohnde in Niedersachsen fertig gestellt worden, sagte Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) am Montag in der N24-Sendung "Was erlauben Strunz". In dem Moment, in dem sich die Gefahr eines Anschlags aus der Luft "konkretisiert, würde die gesamte Region in Nebel gehüllt und ein Flugobjekt würde das Kernkraftwerk nicht finden." Zwar stritten Experten darüber, mehr...

  • Wulff: Derzeit kein Ausstieg aus Atomkraft / N24-Zitat / "Was erlauben Strunz" am 02. Juli 2007 um 23:30 Uhr Berlin (ots) - Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff hält einen Verzicht auf Atomkraft gegenwärtig für nicht umsetzbar. "Machbar ist ein Ausstieg aus der Kernenergie nicht", unterstrich der CDU-Politiker am Montag in der N24-Sendung "Was erlauben Strunz". "Langfristig" sollte die gesamte Energie aus Sonnenenergie, Wasserkraft oder Gezeitenkraftwerken kommen. "Wir brauchen Biomasse als nachwachsend und damit ständig verfügbar", erläuterte Wulff seine Vorstellungen vor dem Energiegipfel am Dienstag. Kohle und Gas dürften "nicht mehr...

  • Wulff verteidigt Brief an Erdogan / N24-Zitat aus "Was erlauben Strunz" am 02.07.07 um 23:30 Uhr Berlin (ots) - Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff hat seinen Brief an den türkischen Regierungschef Tayyip Erdogan im Fall des inhaftierten Schülers Marco W. verteidigt. "In dem Brief an Herrn Erdogan war extra erwähnt, dass die Justiz selbstverständlich unabhängig ist", sagte der CDU-Politiker am Montag in der N24-Sendung "Was erlauben Strunz". Aber er habe gebeten, dass sich Erdogan den Fall schildern lasse. "Und diese Möglichkeit hat jeder Staatschef, jeder Regierungschef", erklärte Wulff. Die Haftbedingungen seien mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht