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Konsequente Klimapolitik erzwingt Kohlewende

Geschrieben am 02-07-2007

Berlin (ots) -

- Querverweis: Ein Dokument liegt in der digitalen
Pressemappe zum Download vor und ist unter
http://www.presseportal.de/dokumente abrufbar -

Studie von Öko-Institut und arrhenius-Institut im Auftrag von DUH
und WWF beleuchtet erstmals Investitionsbedingungen in einem nach
Klimaschutz-Erfordernissen umgestalteten Energiesystem - Deutsche
Umwelthilfe warnt Energiewirtschaft: "Wer heute noch
Kohlekraftwerke baut, wird nicht nur Kohle sondern auch viel Geld
verbrennen" - Klimaziele werden auch ohne Atomkraft zu tragbaren
Kosten erreicht - Klimaschutzstrategie erleichtert angestrebte
Verdoppelung der Energieproduktivität

2. Juli 2007: Die Umsetzung der Klimaschutzbeschlüsse der EU vom
März 2007 sowie des deutschen 40%-Minderungsziels für CO2 bis 2020
erfordern einen tief greifenden Umstrukturierungsprozess der
Stromwirtschaft. In der Folge werden neu errichtete Kohlekraftwerke
mit vergleichsweise hohen CO2-Emissionen ihre laufenden Kosten nicht
mehr erwirtschaften können, weil sie wegen des starken Zuwachses von
Strom aus erneuerbaren Energien übers Jahr erheblich weniger Stunden
betrieben werden als bei der Investitionsentscheidung zugrunde
gelegt. Im Fachjargon: Als Grundlastkraftwerke konzipierte
Stromfabriken werden unter den Bedingungen des Klimaschutzes
unfreiwillig zu Mittellastkraftwerken. Das ist eines der zentralen
Ergebnisse von Modellanalysen, die das Öko-Institut (Freiburg/Berlin)
und das arrhenius-Institut (Hamburg) im Auftrag der Deutschen
Umwelthilfe e. V. (DUH) und von WWF Deutschland durchgeführt haben.

Die neue Studie bestätige nicht nur die Botschaft des vor einigen
Wochen bekannt gewordenen Regierungsgutachtens von Prognos/EWI,
wonach wirksamer Klimaschutz und Atomausstieg in Deutschland sehr
wohl miteinander vereinbar seien, erläuterte Rainer Baake, der
Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) bei der
Vorstellung der Untersuchung in Berlin. "Die Ergebnisse sind geradezu
ein Aufruf an Banken und Aktionäre, bei jeder heute gefällten
Entscheidung der Konzernchefs für ein neues Kohlekraftwerk akribisch
nachzurechnen, ob das zugrunde liegende Investitionskalkül unter den
Bedingungen einer ernsthaften Klimaschutzstrategie noch trägt. Sonst
werden neue Kohlekraftwerke schon sehr bald nicht mehr nur Kohle,
sondern vor allem viel Geld verbrennen."

Deshalb sei für die DUH die Botschaft der Studie an die
energiewirtschaftlichen Akteure beim morgigen Energiegipfel im
Bundeskanzleramt klar: "Wer die in den letzten Monaten national wie
international formulierten Klimaschutzziele ernst nimmt, kann nicht
mehr weitermachen wie bisher. Die in Deutschland über mehr als ein
halbes Jahrhundert eingeübte Fixierung der Energiewirtschaft auf
Braun- und Steinkohle geht zu Ende." Die Untersuchung unter dem Titel
"Klimaschutz und Stromwirtschaft 2020/2030" zeige sehr plastisch,
dass die Abkehr von der Kohle nicht nur unter ökologischen sondern
ebenso unter ökonomischen Gesichtspunkten ein Gebot der Stunde sei.

Trotz der bevorstehenden tief greifenden Umgestaltung des
deutschen Stromsektors sind ökonomische Erschütterungen nicht zu
erwarten. Das ist ein weiteres wichtiges Ergebnis der Untersuchung.
Die mittelfristige Ablösung von Kohle und Atomkraft durch Erneuerbare
Energien und eine erheblich höhere Effizienz bei der Energieerzeugung
und ihrem Verbrauch wird danach weder die Abhängigkeit von
Erdgaslieferungen aus dem Ausland wesentlich erhöhen, noch Haushalte
und Industrie massiv belasten. Mit einem überschaubaren Bündel an
Maßnahmen können in Deutschland bis 2020 rund acht Prozent Strom
eingespart werden, bis 2030 sogar 13 Prozent. Die Belastung von
Haushalten, Gewerbe und Industrie bleibt unter anderem wegen der
Einsparungen beim Energieverbrauch in einem Rahmen, der sich für
keinerlei Horrorszenarien eignet.

In der Untersuchung wurde in zwei Szenarien zunächst - ausgehend
von den in Deutschland heute absehbaren Energieinvestitionen - der
Kraftwerkspark der Zukunft modelliert. In einem zweiten Schritt
untersuchen die Wissenschaftler anhand von Computersimulationen,
welche Kraftwerke unter den Bedingungen des liberalisierten
Strommarkt und des Stromhandels an der Börse die im Tages- und
Jahreslauf schwankende Stromnachfrage decken, also wann welche
Kraftwerke gemäß ihrer so genannten Grenzkosten jeweils zu- und
wieder abgeschaltet werden. Bei den erneuerbaren Energien aus Sonne
und Wind bestimmt das Wetter den Einsatz. Als Referenz für das Modell
wurden die Sonnen- und Windverhältnisse im vergangenen Jahr 2006
gewählt. Bei fossilen Kraftwerken sind die laufenden Kosten, die vor
allem durch die Kapitalkosten, den Brennstoffpreis und in Zukunft den
(Zertifikate-) Preis für die Verschmutzung der Atmosphäre bestimmt
sind, für die Einsatzzeiten maßgeblich.

Das erste und eindeutige Ergebnis der Untersuchung: Klimaschutz
ist kein Selbstläufer. Ohne die politische Durchsetzung tief greifend
veränderter Rahmenbedingungen sind die national wie international in
jüngster Zeit formulierten Klimaziele nicht zu erreichen. Bis 2020
würden sich die CO2-Emissionen aus der Stromwirtschaft im Falle des
"Business as Usual"-Szenarios kaum verändern. Deutschland würde seine
internationalen Verpflichtungen weit verfehlen.

Für das so genannte "Alternativ-Szenario" schlagen die Autoren der
beiden Institute vor:

Auf der Nachfrageseite:
Ø Ordnungsrechtliche Höchstverbrauchsstandards zur dynamischen
Verbesserung der Stromeffizienz von Geräten und Anlagen (z.B. so
genannter "Top-Runner-Ansatz"), wie sie im Rahmen der EU-Ecodesign-
Richtlinie eingeführt werden können.
Ø Beschleunigte Beendigung der besonders Klima schädlichen, aber
auch ökonomisch widersinnigen elektrischen Raumheizung
(Nachspeicherheizungen) und Warmwasserbereitung mit Hilfe
staatlicher Anreizzahlungen.
Auf der Erzeugungsseite:
Ø Mittelfristige Fortsetzung der Förderung der erneuerbaren Energien
durch Fortschreibung des erfolgreichen Erneuerbare Energien
Gesetzes (EEG),
Ø Flankierung von Neuinvestitionen in besonders energieeffiziente
Kraftwerke zur gemeinsamen Erzeugung von Strom und Wärme (Kraft-
Wärme-Kopplung, KWK) im Rahmen eines novellierten KWK-Gesetzes.

Von zentraler Bedeutung für eine erfolgreiche
Klimaschutz-Strategie wird nach Einschätzung von DUH und WWF die
Ausgestaltung des EU-Emissionshandelssystems sein. Nur, wenn ab 2013
die CO2-Zertifikate versteigert, statt wie bisher größtenteils nach
Bedarf zugeteilt werden, werde die Klima schädliche Kohleverstromung
angemessen schrumpfen. Wer heute darauf setze, dass der von der
EU-Kommission und insbesondere Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihren
internationalen Funktionen eingeschlagene Weg zum Klimaschutz wieder
verlassen wird und aufbauend auf diesem Kalkül weiter in
Kohlekraftwerke investiere, werde nicht nur das Land mit
Investitionsruinen pflastern, sondern auch seine Aktionäre nachhaltig
verprellen.

Mit der Umsetzung des Alternativ-Szenarios (also einer Politik,
die sich vom eingeschlagenen Weg nicht abbringen lässt) würde der
nationale CO2-Ausstoß des Stromsektors bis 2020 um die von der
Bundesregierung anvisierten 40 Prozent (gegenüber 1990) sinken und
sich bis 2030 auf dem Zielpfad für das Jahr 2050 (minus 80 Prozent
gegenüber 1990) bewegen - bei gleichzeitigem Ausstieg aus der
Atomenergie bis Anfang der zwanziger Jahre.

Das Gutachten Klimaschutz und Stromwirtschaft 2020/2030 kann als
pdf-Datei heruntergeladen werden über http://www.duh.de und
http://www.wwf.de

Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=22521
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_22521.rss2

Pressekontakt:
Für Rückfragen:
Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin; Tel.: Mobil.: 0151 55 01 69 43,, E-Mail: baake@duh.de

Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin; Tel.: 030 258986-0, Fax.: 030 258986-19, Mobil: 0171 5660577,
E-Mail: rosenkranz@duh.de


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