(Registrieren)

LVZ: Nur halbwach

Geschrieben am 26-06-2007

Leipzig (ots) - Von Andreas Dunte
Mitunter braucht es eines klitzekleinen Fingerzeigs von außen, dass
man auf die richtige Fährte gelenkt wird. Die Studie der Organisation
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, kurz OECD, kommt
einem Wink mit dem Zaunpfahl gleich. Selbst ein Tiefschläfer, und als
solchen darf man Bundesbildungsministerin Annette Schavan bezeichnen,
muss da aufwachen. Bleibt zu wünschen, dass ihr Vorstoß für einen
leichteren Zuzug von ausländischen Arbeitskräften nicht im
allgemeinen Geschnarche der großen Koalition untergeht. Es ist gerade
einmal eine halbes Jahr her, dass die selbe Regierung mit den
Änderungen am Zuwanderungsrecht die Barrieren für ausländische
Hochqualifizierte höher gelegt hat. Und auch jetzt erntet die
CDU-Ministerin aus dem eigenen Lager alles andere als Zustimmung.
Zugegeben, die stetig steigenden Arbeitslosenzahlen verstellten lange
Zeit den Blick auf die Zukunft, die eine alternde Gesellschaft und
ernsthafte Nachwuchsprobleme in den Unternehmen verheißt. Wie sonst
ist zu erklären, dass 2004 das Punktesystem zur gezielten Auswahl von
Einwanderern - dabei geht es um Alter, Qualifikation oder
Sprachkenntnisse - aus dem Zuwanderungsgesetz gestrichen worden ist.
Obwohl dem Land mit dem drohenden Fachkräftemangel ernsthafte
wirtschaftliche Probleme erwachsen, sind die Reaktionsmuster in
Teilen der Politik heute die gleichen wie in den Vorjahren: Statt
ausgebildete Fachkräfte nach Deutschland zu holen, so wird gefordert,
wäre es besser, Arbeitslose auszubilden. Das ist zwar nicht falsch,
aber eben nur die halbe Wahrheit.
Mit den Hartz-Gesetzen wurden die Gelder für Fort- und Weiterbildung
radikal zusammengestrichen. Seit einigen Monaten korrigiert das die
Bundesagentur für Arbeit, weil sie erkannt hat, welch Wunder, dass
gezielte Schulungen Arbeitslose zu Jobs verhelfen können. Wenn sie
jetzt noch erkennen würde, dass auch Langzeitarbeitslose dank
Fortbildung mehr Chancen auf einen Arbeitsplatz bekommen, wäre schon
viel geholfen. Erschreckend ist, dass etwa 20 Prozent aller neuen
Arbeitslosen Jugendliche sind. An dieser Misere sind auch die
Ausbildungsverweiger unter den Betrieben schuld. Statt mit teuren
Prämien Personal abzuwerben, sollten sie die Gelder in die
Nachwuchsentwicklung stecken.
Den Fachkräftemangel wird aber auch das nicht verhindern. In Europa
und darüber hinaus ist seit Jahren ein Kampf um die besten Köpfe
entbrannt, den Deutschland, das zeigen die enorm gestiegenen
Auswanderungszahlen, gnadenlos zu verlieren droht. Die Diskussion
darf sich jetzt nicht auf herabgesetzte Verdienstgrenzen beschränken.
Ehe Deutschland etwa im Pflegebereich Ausländern die Tür öffnet, sind
vermutlich potenzielle Arbeitskräfte längst weiter westlich, etwa in
England oder den Niederlanden, untergekommen.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

78422

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Kein Gewinn für Arbeitnehmer - Von ANTJE HÖNING Düsseldorf (ots) - Die Idee fasziniert Politiker schon seit Ludwig Erhard: Sie wollen, dass Firmen etwas von ihren bisweilen traumhaften Gewinnen abgeben, indem sie Aktien oder andere Anteilsscheine an die Arbeitnehmer verteilen. Das nimmt den Druck aus den Tarifrunden und erschließt den Betrieben neue Eigenkapital-Quellen. Kein Wunder, dass nun SPD und CDU die Idee wieder aus der Mottenkiste holen. Kein Wunder aber auch, dass die Idee bislang nicht umgesetzt wurde. Denn Gewinnbeteiligung ist kein Gewinn für Arbeitnehmer. Sie lädt ihnen mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) kommentiert zur Nachfolge von Tony Blair Bielefeld (ots) - Er wurde schon als »Prinz Charles der Downingstreet« verspottet. Doch nach zehn Jahren des Wartens ist der britische Schatzkanzler Gordon Brown heute am Ziel seiner politischen Träume angelangt. Der seit Sonntag amtierende neue Labour-Chef wird auch Nachfolger des künftigen Nahost-Vermittlers Tony Blair als Premierminister Großbritanniens. Für den Workaholic aus dem schottischen Glasgow war es ein langer Weg, auch wenn er heute nur ein Haus weiter von Downing Street Nummer 11 in Downing Street Nummer 10 wechselt. Brown mehr...

  • Westfalen-Blatt: DAS WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Mini-Olympia Bielefeld (ots) - 1896 rief Baron Pierre de Coubertin die Jugend der Welt nach Athen. Der Franzose ließ die Olympische Flamme wieder flackern. Und an ihr wärmen sie sich inzwischen alle. Die wenigen echten Amateure, die vielen Profis, die Werbe-Vermarkter, die Fernseh-Anstalten, die Zuschauer - und natürlich auch die Funktionäre des Internationalen Olympischen Komitees. Das wieder entfachte Feuer unter den fünf Ringen, es wurde zum »Dauerbrenner«. 2010 will Jacques Rogge nachlegen. Wieder ist die Jugend der Welt eingeladen. Und der IOC-Präsident mehr...

  • Rheinische Post: Daten-Skandal - Von MARTIN BEWERUNGE Düsseldorf (ots) - Die Daten-Panne bei der Bundeswehr ist bei näherer Betrachtung gar keine Panne: Vielmehr wurden Datenträger mit Geheimdienstinformationen über Auslandseinsätze leichtfertig vernichtet, nachdem sie angeblich nicht mehr lesbar waren. Das aber darf angesichts der heutigen technischen Möglichkeiten bezweifelt werden - und macht den Vorgang zum Skandal. Auch wenn keineswegs erwiesen ist, dass die Löschaktion der Vertuschung diente, so hat sich die Truppe sozusagen selbst ins Knie geschossen. Denn jetzt ist es an ihr mehr...

  • Rheinische Post: Polen-Posse - Von MARGARETE VAN ACKEREN Düsseldorf (ots) - Das Bild ist eklig. Das Bild ist geschmacklos. Und sicherlich taugt die Fotomontage mit den Kaczynski-Brüdern, die sich an einer nackten Riesen-Brust Angela Merkels nähren, auch nicht als Beleg für stilsicheren Journalismus. Ja, zu allem Überfluss ist das Bild noch nicht einmal treffend. Nur: Wer die Karikatur des Magazins "Wprost" zum Anlass nimmt, gegen die "polnische Führung" oder gar "die Polen" zu wettern, läuft Gefahr, mit voller Wucht einen politischen Bumerang zu werfen. Wir erinnern uns: Als sich vor einem mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht