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LVZ: Provokation

Geschrieben am 12-04-2006

Leipzig (ots) - Von Anita Kecke
Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad liebt die Provokation
und schwingt gern den Säbel. Dass der Weltsicherheitsrat den Iran am
29. März zum Stopp aller Aktivitäten zur Urananreicherung
aufgefordert hat, interessierte den Teheraner Regierungschef nicht im
mindesten. Die 30-Tage-Klärungsfrist interpretiert das Regime auf
seine Weise, indem es mit Hochdruck am Atomprogramm weiterarbeitet.
Wie zum Hohn verkündete Ahmadinedschad ausgerechnet kurz vor dem
Besuch des Chefs der Internationalen Atomenergiebehörde El Baradei
die gelungene Anreicherung. Zwar ist der Iran noch weit entfernt vom
atomwaffentauglichen Material, aber auf dem direkten Weg dahin.
Eine zivile Nutzung der Kernenergie kann und will Teheran niemand
verwehren. Nur, und das ist das Problem, konnte das ölreiche Land
bisher nicht glaubhaft versichern, dass es ausschließlich am
friedlichen Geschäft mit der Atomkraft interessiert ist. Nicht einmal
China und Russland sind davon überzeugt und äußern sich kritisch über
das Verhalten Teherans.
Atomwaffen in den Händen eines Präsidenten, der Israel von der
Landkarte wischen will und den Holocaust leugnet, ist eine
Vorstellung, die vielen Politikern in Europa, den USA und andernorts
zu Recht missfällt. Ganz abgesehen von der zunehmenden Gefahr, dass
Nuklearmaterial in die Hände von Terroristen gelangt.
Ein Nebeneffekt der Eskalation des Atomstreits mit dem Iran sind die
sensiblen Reaktionen von Rohstoffmarkt und Börse. So erreichte der
Rohölpreis neue Rekordhöhen. Allerdings - um kurz vor Ostern den
Benzinpreis nach oben zu treiben, wäre der Öl-Industrie
wahrscheinlich auch jedes andere Argument recht gewesen.
Zur Verhärtung der Fronten haben auch die an die Öffentlichkeit
gelangten Pläne der USA für einen Luftangriff auf den Iran
beigetragen. Dass solche Überlegungen im Pentagon angestellt werden,
kann niemanden überraschen. Für Washington gehören diese Szenarien
zur Drohkulisse. Für Bush allemal. Aber wenn sie so publik gemacht
werden, als stünde die Attacke morgen bevor, erhalten die Hardliner
in Teheran Oberwasser. Zudem erleichtern die Kriegsspiele es den
US-Verbündeten nicht gerade, die Geschlossenheit aufrecht zu
erhalten. Für die Europäer, die nach wie vor auf eine diplomatische
Lösung setzen, ist das wenig hilfreich.
Die USA sollten sich, insbesondere nach der Zuspitzung, aktiv in die
Verhandlungen einschalten. Die Europäer allein, das ist längst
absehbar, können nicht genug bewegen. Dass die Gesprächsbasis - noch
- vorhanden ist, zeigt die Reise von Innenstaatssekretär August
Hanning nach Teheran, um Sicherheitskonzepte für die iranische
Mannschaft während der Fußball-WM zu beraten. Eines ist allerdings
auch klar: Die Weltgemeinschaft darf sich vom Iran nicht länger auf
der Nase herumtanzen lassen und muss sich notfalls zu harten
Sanktionen durchringen.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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