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Neues Deutschland: Zu DIE LINKE

Geschrieben am 17-06-2007

Berlin (ots) - In der Kernphysik verhält es sich mit Fusionen
folgendermaßen: Bei der Verschmelzung von zwei Kernen kann
abstrahlende Energie nur dann entstehen, wenn es einen Massendefekt
gibt, das heißt wenn die Masse des neuen, verschmolzenen Kerns
kleiner ist als die Summe der beiden Ausgangsmassen. Nun muss man bei
Vergleichen naturwissenschaftlicher mit politischen Phänomenen
vorsichtig sein, wie bei Vergleichen überhaupt. So manche Ableitung
lässt sich mit wenigen Handgriffen auch denunzieren. Dennoch ist an
dieser Stelle und zu diesem Datum erlaubt zu sagen: Wenn bei dem
zweijährigen Prozess der Fusion von Linkspartei und WASG der eine
oder die andere auch nicht mitgehen mochte und dies den Organisatoren
Kummer und Bauchschmerzen bereitet hat - die nun stattgefundene
Verschmelzung zur neuen Linken hat eine Energie freigesetzt, die
unmittelbar in das gesamte Parteienspektrum und in die Gesellschaft
ausstrahlt. Wenn nicht diese beabsichtigte gesellschaftliche Wirkung
im Mittelpunkt des Fusionsprozesses gestanden hätte, sondern die
Rücksichtnahme auf jedes Bedenken und jeden Vorbehalt innerhalb der
Teilmassen, dann wäre heute nicht von einem historischen Ereignis zu
reden, das am Wochenende in Berlin stattfand.
Ein solches ist es durchaus. Die heftigen Reaktionen der politischen
Konkurrenz haben dies ebenso unterstrichen wie die bereits auf dem
Parteitag spürbar gewordene Tatsache, dass diese neue Linke zu einem
völlig neuen Anziehungspunkt für das linksgewerkschaftliche und
linksintellektuelle Spektrum werden kann. Das ist es schließlich, was
die Erstgenannten sorgt: Dass eine linke Partei in Deutschland es
verstehen könnte, sich selbst als Instrument sozialer Empörung und
der Wiederbelebung von eingreifender Emanzipation zu erzeugen, die
die Leisetreterei und die sprachlichen Tabus durchbricht, die dem
Strom der Deregulierungen und Demontagen - sozialer wie
rechtsstaatlicher - ein lautes »Es reicht! Wir wollen es anders!«
entgegenruft. Die die Forderungen nach Mindestlohn und den Protest
gegen Altersarmut, die Forderung nach einer gerechten Weltordnung und
den Protest gegen Kriegsbeteiligungen verknüpft mit einem
öffentlichen Nachdenken darüber, woran und an wem es denn liegt, wenn
Freiheiten, Möglichkeiten und Glücklichkeiten so ungleich verteilt
sind. Die sich, wenn es die begründete Vermutung eines Fehlers im
System gibt, auch nicht auszusprechen scheut, dass es dann wohl
dieses System ist, das einer gründlichen Überholung, wohl eines
Wechsels bedarf.
Fausto Bertinotti, Vorsitzender der Europäischen Linken, empfahl der
neuen Partei DIE LINKE zweierlei auf ihrem Gründungsparteitag:
Vernunft und Leidenschaft. Und pfiffig: Die Doppelspitze hat sie für
beide Töne.

Originaltext: Neues Deutschland
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=59019
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_59019.rss2

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Neues Deutschland
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Telefon: 030/293 90 715


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