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'Capital'-Interview: EU-Sozialkommissar Vladimir Spidla fordert Gehaltsbegrenzung für Spitzenverdiener / "Sittenwidrigkeit hat zwei Grenzen" / Plädoyer für Mindestlöhne

Geschrieben am 17-06-2007

Köln (ots) - 17. Juni 2007 - EU-Arbeitsmarkt- und Sozialkommissar
Vladimir Spidla fordert, die Gehälter für Spitzenverdiener zu
limitieren. "Sittenwidrigkeit hat für mich durchaus zwei Grenzen -
eine nach unten und eine nach oben", sagte Spidla im Interview mit
dem Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Heft 14/07, EVT 21. Juni). Ab einem
gewissen Ausmaß seien Lohnunterschiede nicht mehr zu rechtfertigen -
und zwar nicht nur in einem ethisch-moralischen Sinn, sondern auch
ökonomisch. "Die Idee, eine Obergrenze für Spitzenverdiener
einzuführen, mag politisch schwer umzusetzen sein, aber sie ist
konsequent", sagte Spidla weiter gegenüber 'Capital'.

Kurz vor der vorentscheidenden Runde der Großen Koalition am
Montag bezog Spidla auch zum Thema Mindestlohn Position, den die SPD
in Deutschland gesetzlich einführen möchte: "20 EU-Mitglieder haben
einen Mindestlohn und gute Erfahrungen damit gesammelt. Warum sollte
es in Deutschland anders sein?" sagte Spidla im 'Capital'-Interview.
Arbeit müsse sich auszahlen - auch in Zeiten mit hohen
Erwerbslosenzahlen und für die Menschen am unteren Ende der
Produktivitäts-Skala. Zwar erfülle auch der von CDU/CSU favorisierte
Kombi-Lohn dieses Ziel, äußerte Spidla, fügte jedoch hinzu: "Ich kann
mir gut vorstellen, dass das Prinzip des Mindestlohns überall in
Europa von Vorteil ist." Über dessen Höhe solle jedes Land selbst
entscheiden können.

Spidla warnte im 'Capital'-Interview vor einer Zunahme atypischer
Beschäftigung wie Minijobs oder Zeitarbeit. "Ich halte den Boom bei
den prekären Arbeitsverhältnissen für sehr gefährlich", sagte Spidla.
Zwar könne kurz nach dem Berufseinstieg das Hin- und Herspringen
zwischen Jobs unter der Rubrik Erfahrung sammeln laufen. "Aber wenn
man erst einmal in den Kreislauf des Prekariats hineingeraten ist,
besteht die große Gefahr, dass man dort für die Ewigkeit gefangen
bleibt", sagte Spidla. Dies habe weit reichende Konsequenzen - etwa
auf den Zugang zu Krediten.

Insgesamt äußerte sich Spidla optimistisch über die Aussichten auf
den Arbeitsmärkten in Europa. Mit der richtigen Mischung aus
Flexibilität für die Arbeitgeber und Sicherheit für die Beschäftigten
"ist in Europa wieder Vollbeschäftigung möglich", sagte Spidla. Er
will am 27. Juni in einer Mitteilung offizielle Empfehlungen zur
"Flexicurity" an die Mitgliedsstaaten veröffentlichen.

Für Rückfragen:
Claudio De Luca, EU-Korrespondent 'Capital', Tel. 0032-2-280 3171,
E-Mail: deluca.claudio@capital.de

Originaltext: Capital, G+J Wirtschaftspresse
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=8185
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_8185.rss2


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