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Westdeutsche Zeitung: Palästina = von Eberhard Fehre

Geschrieben am 13-06-2007

Düsseldorf (ots) - Der Gaza-Streifen, ein schmales Stückchen Land,
überbevölkert, verarmt und ohne jede Hoffnung, versinkt im Chaos.
Partei-Milizen und bewaffnete Banden liefern sich blutige Kämpfe,
nicht immer ist klar, wer dabei befiehlt, und noch weniger ist klar,
ob irgendjemand den Anweisungen der Autoritäten auch Folge leistet.
Der kleine Flecken bescheidener palästinensischer Selbstverwaltung -
kein Zeichen einer Zukunft, die irgendjemandem noch Hoffnung machen
könnte, im Gegenteil: eher eine Art Versuchslabor für den
Weltuntergang.
Die Katastrophe der palästinensischen Selbstzerstörung hat gewiss
viele Gründe, interne und externe. Noch keine hundert Tage ist die
nach langen Verhandlungen unter saudischer Vermittlung in Mekka
gebildete "Regierung der nationalen Einheit" von Hamas und Fatah im
Amt. Regiert hat diese "Regierung" allerdings nie. Die Fatah von
Präsident Abbas hat ihre Niederlage bei den Parlamentswahlen bis
heute nicht akzeptiert. Und die Hamas konnte zwar den Premier und die
Minister stellen. Aber deren Autorität reichte nicht einmal soweit,
die Gehälter des Krankenhauspersonals zu überweisen. Hinzu kam, dass
die Strategie des Westens, durch militärische Aufrüstung der Fatah
bei gleichzeitiger finanzieller Blockade der Hamas-geführten
Regierung das unerwünschte Wahlergebnis zu "korrigieren", nicht eben
dazu beigetragen hat, das Abgleiten in den offenen Bürgerkrieg zu
verhindern. Wer für 60 Millionen US-Dollar Waffen an die
"Sicherheitskräfte" von Abbas schickt, sollte sich eigentlich nicht
ungestraft öffentlich darüber wundern dürfen, wenn von diesen Waffen
bestimmungsgemäß Gebrauch gemacht wird.
Der Kampf um Gaza, wie immer er ausgeht, wird keine Sieger kennen.
Schlimmer noch: Das eigentliche Opfer sind schon heute die
demokratischen Institutionen der Palästinensischen Autonomiebehörde.
An die Stelle demokratisch durch freie Wahlen legitimierter Macht
tritt die Willkür der Waffen. Lange als einzige funktionierende
Demokratie im arabischen Nahen Osten gefeiert, erleben wir heute
deren Zusammenbruch. Mag sein, die Hamas feiert in Gaza einen
blutigen Triumph. Aber unter den Opfern dieses Gewaltexesses findet
sich auch die Legitimität der palästinensichen Sache überhaupt.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556
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Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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