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Allg. Zeitung Mainz: Elegant eingepfercht Klaus Beck zum Gipfel der G8

Geschrieben am 08-06-2007

Mainz (ots) - Kürzlich erst hat am Rande einer Veranstaltung der
EU-Kommission für Journalisten in Brüssel ein sozialdemokratischer
Spitzenpolitiker aus Deutschland mit heller Begeisterung
Bundeskanzlerin Merkel als einen weiblichen Hirtenhund beschrieben,
der das ausgeprägte Talent hegt, selbst eine Herde noch so
störrischer Schafböcke behutsam zusammen und schließlich in den
vorbereiteten Pferch zu treiben. Gemeint war damals der Umgang der
Kanzlerin als Ratspräsidentin mit ihren europäischen Amtskollegen.
Nun scheint es, als habe sie diese Gabe ein weiteres Mal und auf
allerhöchster Ebene erfolgreich angewandt. Mit einer Mischung aus
Charme und intellektueller Überzeugungskraft ist es ihr offenbar
gelungen, auch die Herren der G8 exakt dorthin zu bewegen, wo sie sie
hin haben wollte. Und das soll ihr erst mal einer nachmachen: Zum
heiß umstrittenen Klimaschutz gibt es eine gemeinsame Verabredung.
Die Afrika-Hilfe wird neu aufgelegt, die Aids-Hilfe für den Schwarzen
Kontinent langfristig finanziell gesichert und so weiter und so
weiter. Selbst für den Krisenherd Darfur im Sudan soll nun eine
Lösung unter Federführung Frankreichs auf den Weg gebracht werden.
Und weil das alles noch nicht genug ist, hat der russische
Staatspräsident Putin eine Wundertüte geöffnet und Aserbaidschan für
den Raketenschild ins Spiel gebracht. Und die Türkei und den Irak. Da
staunt nicht nur der Laie. Jedenfalls gab es selten so viel
Gipfel-Harmonie wie in Heiligendamm, wo sie auch besonders ins
Gewicht fiel, weil keiner sie erwartet hatte. Was die Beschlüsse
wirklich wert sein werden, wird sich allerdings erst im Laufe des
politischen Tagesgeschäfts zeigen. Und das kann erfahrungsgemäß
dauern. Wie sonst erklärte sich der aktuelle Entschluss, die Ziele
vom letzten G8-Gipfel, 2007 im schottischen Gleneagles, nun doch
endlich anzupacken und auch zu realisieren.
Die Skepsis will nicht weichen
Bei aller Zufriedenheit mit dem konstruktiven Verlauf des Treffens
will dennoch die Skepsis nicht weichen. So erfreulich es
beispielsweise ist, dass die G8 beim Thema Klimaschutz auch die USA
mit einbinden konnten, so sind die Verabredungen dazu doch sehr
langfristig gesteckt und inhaltlich wachsweich. Auch ist es zunächst
nicht gelungen, die wichtigen, weil extrem bevölkerungsreichen
Schwellenländer, allem voran China und Indien, auf die gemeinsamen
Ziele zu verpflichten. Wenn es schlecht läuft, könnten die eher
halbherzigen Übereinkünfte zum lebenswichtigen Klimaschutz später
sogar einer tatsächlich wirksamen Lösung eher im Wege stehen, statt
sie zu fördern. Immerhin scheinen sich die Gipfelteilnehmer dieser
Problematik bewusst zu sein: Das Topthema für das Treffen der G8
nächstes Jahr in Japan heißt heute schon „Cool Earth 50“.
Ob die Erde tatsächlich bis 2050 kühler werden kann, hängt nicht
alleine von den wirtschaftlich führenden Staaten ab, sondern mehr
noch von jenen, die sich auf ein derart hohes Niveau erst noch hinauf
bewegen wollen. Mit einiger Vorsicht ist auch Putins Vorstoß zu
Aserbaidschan zu genießen. Längst haben die USA die Hand nach dem
ölreichen Land an Russlands südlicher Grenze ausgestreckt. Ein
sicherheitspolitisches Gemeinschaftswerk von Moskau und Washington
bedeutete dort zwar für Bush einen weiteren Fuß in der Tür, für Putin
aber nicht nur Gleiches, sondern auch die Teilhabe an einem
Rüstungsprojekt, das durchaus auch ihm nützen kann. Der Gipfel hat
etliche Fragen gelöst, aber auch viele neue aufgeworfen.

Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=65597
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_65597.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Allgemeine Zeitung Mainz
Melanie Wied
Telefon: +49-(0)6131/48-5987
Fax: +49-(0)6131/48-5868
crossmedia@vrm.de


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