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Rheinische Post: KOMMENTAR Globalisierung besser als ihr Ruf

Geschrieben am 31-05-2007

Düsseldorf (ots) - Attac hat Recht: Die Globalisierung ist kein
Zuckerschlecken. Wirtschaftswachstum wird erkauft mit
Klimaschädigung, die G 8-Staaten sind für über 40 Prozent des
CO2-Ausstoßes verantwortlich. Mit der Vernetzung der weltweiten
Finanzmärkte steigt die Gefahr, dass ein nationaler Börsencrash zum
weltweiten Problem wird. Zehntausende Textilarbeiter haben in
Deutschland ihre Arbeitsplätze verloren, weil Konkurrenten aus China
oder Indien Kleidung preiswerter herstellen. Und die Globalisierung
führt zu einer Uniformität, die man nicht mögen muss Coca-Cola und
Beck's Bier gibt es für den, der es sich leisten kann, in jedem
Entwicklungsland.
Und doch: Wenn es die Globalisierung nicht gäbe, müsste man sie
erfinden. Denn der weltweite Wettbewerb erlaubt Ländern, sich auf die
Produktion der Waren zu spezialisieren, bei der sie einen relativen
Vorteil haben. Mit dem Verkauf dieser Waren können sie sich dann
Dinge kaufen, die andere Länder besonders gut und günstig herstellen
können. Diesen Vorteil des Freihandels hat der Ökonom David Ricardo
schon vor 200 Jahren beschrieben. Viele Studien belegen die
Richtigkeit seiner Theorie bis heute.

Die Globalisierung sorgt dafür, dass Waren immer günstiger
hergestellt werden zum Vorteil aller Verbraucher. Heute muss ein
deutscher Käufer für einen Anzug nur noch 18 Stunden arbeiten, 1990
waren es 21 Stunden. Die Jobs der Textilindustrie sind weg, zugleich
sind viele Stellen in deutschen High-Tech-Branchen entstanden, die
auch vom Export nach Indien leben.

Die Globalisierung ist auch keine Fortsetzung des Kolonialismus
mit anderen Mitteln. Vor dreißig Jahren hatten zwei Drittel der
Menschen in der Dritten Welt nicht genug zu essen, heute ist es "nur"
noch ein Fünftel. Vor 25 Jahren zählte China noch 260 Millionen Arme
(Menschen also, die nicht mehr als zwei Dollar am Tag haben), heute
sind es 42 Millionen. In dieser Zeit hat sich das durchschnittliche
Pro-Kopf-Einkommen der Weltbevölkerung verdoppelt.

Dass es vielen in Afrika dennoch schlechter geht als früher, hat
nichts mit der Globalisierung zu tun, sondern oft mit Verweigerung
gegenüber der Marktwirtschaft und korrupten Regierungen. Wer den
Armen Gutes tun will, sollte nicht gegen, sondern für mehr
Globalisierung kämpfen.

Und da bleibt genug zu tun. Denn wenn es um den Schutz heimischer
Bauern oder Kohlekumpel geht, nehmen es die Industriestaaten mit dem
von ihnen hochgelobten Freihandel nicht mehr so genau. Statt
Entwicklungsländer mit Milliarden an Entwicklungshilfe zu sedieren,
sollten sie ihre Grenzen für die Produkte der Armen öffnen, Zölle
abbauen und die künstliche Verbilligung heimischer Produkte
aufgeben, täglich gibt die Nordhalbkugel eine Milliarde Euro allein
für Agrarsubventionen aus. Diese Verlogenheit gehört angeprangert.
Doch davon hat man bei Attac und Co. bislang wenig gehört.

Originaltext: Rheinische Post
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30621
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30621.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2302


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