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Westfälische Rundschau: Kommentar Heiligendamm / G8

Geschrieben am 30-05-2007

Dortmund (ots) - Heiligendamm ist seit gestern also "abgeriegelt".
Zwölf Kilometer Stacheldraht ziehen sich entlang der Ostseeküste,
Tausende Polizisten sichern die G-8-Konferenz. Zuvor haben
"Sicherheitsexperten" die bürgerlichen Freiheitsrechte hier und dort
so effektiv eingezäunt, dass wir uns dafür sogar den Spott des
russischen Präsidenten Putin gefallen lassen müssen.

Schon der Begriff ist eine Frechheit: Ein Gipfeltreffen soll in
Heiligendamm stattfinden. Auf richtigen Gipfeln treffen sich Menschen
nach anstrengendem Aufstieg und genießen von oben einen besseren
Überblick. Die Hauptpersonen in Heiligendamm werden sich nicht groß
angestrengt haben, sie werden auf ihrem Gipfel auch keinen größeren
Überblick als vorher haben. Sie werden, bestenfalls, eine gute Figur
gemacht und reichlich Floskeln abgesondert haben. Sie werden für ihr
Treffen 120 Millionen Euro verbrannt, Zehntausende von Polizisten und
Demonstranten bewegt und eine Menge Vertrauen in den freiheitlichen
Rechtsstaat zerstört haben. Wofür? Für ein paar Fernsehbilder. Man
sollte solchen gemeingefährlichen Unsinn verbieten.
Selbst die Fotopositionen sind lange festgelegt bei dieser
Inszenierung eines vorgeblich wichtigen Gesprächs. Es ist auch nicht
so, dass sich die Dame und die Herren beim Rotwein endlich mal die
Wahrheit geigten. Was wer zu sagen hat, ist längst vorher festgelegt
-ein Heer von Bürokraten, PR-Experten, Kommunique´-Artisten und
anderen Wichtigtuern feilt seit Monaten an klangvollen
Unverbindlichkeiten.

Und eben deshalb ist diese Gipfel-Show eine Farce. Sie ist das
Gegenteil von gestaltender Politik. Sie beleidigt die Intelligenz des
Publikums, und sie verhöhnt mit ihrem autoritären Getue beste
demokratische Traditionen. Wenn die Acht wirklich Wichtiges zu
bereden wünschten, würden sie sich zurückziehen. Ganz allein, ganz
ohne Tross und ohne Fernsehen. Aber wer weiß: Vielleicht fürchtet
mancher die Sprachlosigkeit noch mehr als Demonstranten.

Originaltext: Westfälische Rundschau
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=58905
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_58905.rss2

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Rückfragen bitte an:
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Telefon: 0231/9573 1253


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