 Rheinische Post: Benedikts Mission
Geschrieben am 11-05-2007 |
Düsseldorf (ots) - Von Reinhold Michels
Wahrscheinlich hätten die Lateinamerikaner es lieber gehabt, wenn
aus dem Konklave 2005 der nach Angaben von Geheimnis-Lüftern jeweils
Zweitplatzierte, Kardinal Bergoglio aus Argentinien, als Papst
hervorgegangen wäre und nicht Kardinal Ratzinger. Dennoch kann sich
der Brasilien-Pilger Benedikt XVI. nicht über mangelnde
Aufmerksamkeit beklagen. Im Gegenteil. Der Papst aus Europa scheint
wie sein legendärer Vorgänger die Ohren von Millionen Südamerikanern
zu erreichen und Sympathiepunkte en masse zu sammeln.
Die entscheidende Frage ist, ob es Benedikt gelingt, den (von
allerdings hohem Niveau aus) stetigen Mitglieder-Verlust der
römischen Weltkirche in Lateinamerika und den Zulauf zu Sekten und
Pfingstgemeinden zu stoppen. Benedikt versucht es wie Johannes Paul
II. mit einem Mix aus Charme und Festigkeit. Man respektiert ihn, ihm
fliegen besonders bei der Lebenssinn suchenden Jugend viele Herzen
zu. Wie in Europa, so steht der "Missionar" Benedikt jedoch auch in
Südamerika vor dem Problem, dass zwar immer mehr Menschen ahnen, dass
die Moral, die die Kirche lehrt, so falsch nicht ist, aber in ihrer
Schwäche den süffigeren Offerten auf dem Markt religiöser
Möglichkeiten erliegen.
Originaltext: Rheinische Post
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