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WAZ: Sarkozy ist der klare Wahlsieger: Frankreich braucht den Umbruch - Leitartikel von Joachim Rogge

Geschrieben am 06-05-2007

Essen (ots) - Ein Sieg mit Vorankündigung. Zweifel hatte schon
nach dem ersten Wahlgang kaum noch jemand, dass Frankreichs nächster
Präsident Nicolas Sarkozy heißt.

Das klare Ergebnis ist ein massiver Vertrauensschub für Sarkozys
Präsidentschaft. Eine große Mehrheit der Franzosen traut ihm weit
mehr als Ségolène Royal zu, das Land nach den Stagnationsjahren der
Ära Chirac aus seiner Erstarrung zu führen. Vor allem ein zupackendes
Macher-Image, das einst schon Blair und Schröder ins Amt verhalf,
überzeugte viele Wähler, Sarkozys Reformversprechen beim Wort zu
nehmen.

Als grundsätzliche Absage, eine Frau in den Élysée zu schicken,
ist das Ergebnis indes nicht zu werten. Viele Sympathien, viel an
Statur hat Ségolène Royal im Verlauf des langen Wahlkampfs gewonnen.
Dass es am Ende nicht reichte, hing schlicht mit Sarkozys Dominanz
und einem in sich schlüssigeren politischen Angebot zusammen. Die
neuerliche Rekord-Wahlbeteiligung belegte überdies das wiedererwachte
politische Interesse der Franzosen.

Baustellen ohne Ende türmen sich im Kastenland Frankreich vor dem
neuen Staatsoberhaupt auf. Vor zwölf Jahren war Chirac, ein Gaullist,
dessen Herz politisch links schlug, angetreten, den "sozialen Bruch"
zu kitten. Heute ist dieser Riss tiefer denn je. 3,7 Millionen
Franzosen leben in Armut, jeder sechste Arbeitnehmer muss mit dem
gesetzlichen Mindestlohn von 1250 Euro brutto auskommen. Das
großzügige Gesundheitssystem ist ein hoch defizitäres Milliardengrab.
Und bei der Arbeitslosigkeit bildet Frankreich mit Spanien und
Griechenland das europäische Schlusslicht.

Längst zementiert Frankreichs soziales Modell, auf das die Nation
lange Zeit so stolz war, krasse soziale Ungerechtigkeit, privilegiert
das Millionenheer der Beamten und Arbeitsplatzbesitzer in der
privaten Wirtschaft, grenzt Junge und Einwanderer aber in krasser
Weise aus. Mit dem Wahlschub im Rücken - und einen Sieg des
konservativen Lagers bei den Parlamentswahlen im Juni vorausgesetzt -
hat der unumstritten starke Mann der bürgerlichen Rechten weithin
freie Hand, das Land auf Reformkurs zu schieben.

Doch wird der neue Herr im Élysée fein darauf achten müssen,
nicht zu überziehen. Der Protest der Straße wird sich schnell
formieren. Das Land steckt mitten im schmerzhaften Übergang.
Gespalten zwischen links und rechts wird Frankreich auch weiterhin
zunächst mit sich selbst beschäftigt sein.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

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Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de


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