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WAZ: USA im Irak ohnmächtig: Selbstdemontage ohne Ende - Leitartikel von Hendrik Groth

Geschrieben am 09-04-2007

Essen (ots) - Der 11. September 2001 hat das Selbstwertgefühl der
Vereinigten Staaten schwer beschädigt und ist der Beginn der
politischen und moralischen Selbstdemontage der Supermacht USA. Der
Krieg gegen den Irak war als Antwort auf Osama bin Laden
innenpolitisch und nicht außenpolitisch motiviert und somit zum
Scheitern verurteilt. Zum vierten Jahrestag des Sturzes von Saddam
Hussein wird die Ohnmacht Washingtons im Irak deutlich.

Massendemonstrationen gegen eine Besatzungsmacht und keine
Aussicht auf ein Ende der Gewalt, der nach UN-Angaben mindestens 34
000 Zivilisten zum Opfer gefallen sind. Nach den verheerenden
Terror-anschlägen auf New York und Washington musste ein
identifizierbarer Feind her. Afghanistan und die Taliban schienen zu
schnell befreit bzw. besiegt. Der Irak geriet wieder ins Fadenkreuz.
Deshalb wurde gelogen und Zusammenhänge konstruiert, deshalb wurden
Kriegsgründe erfunden.

El Kaida hat nie im Irak operiert, Saddam Hussein hatte keine
Atomwaffen. Zum internationalen Ansehensverlust der USA gehören auch
das irakische Gefängnis Abu Ghoraib wie das US-Lager Guantánamo auf
Kuba. Im Fall von Abu Ghoraib ist weiterhin unklar, wie weit die
politische Führung von Misshandlungen Kenntnis hatte und auf Kuba
wurde und wird systematisch das Recht ausgehöhlt.

Heute ist die Situation verfahren. US-Soldaten sind notwendig, um
ein noch größeres Chaos in dem Bürgerkriegsland Irak zu verhindern.
Es gibt keinen politischen Masterplan, der perspektivisch eine
Stabilisierung oder gar Frieden verspricht. In dieser Lage gewinnt in
den USA wieder die Innenpolitik die Oberhand. Die erstarkten
Demokraten setzen Bush unter Druck, fordern Ausstiegsszenarien, ohne
wirklich über die Konsequenzen eines Abzuges der US-Soldaten für die
Region nachzudenken.

Wie wenig berechenbar Washingtoner Diplomatie in Krisenregionen
ist, belegt eine kleinere Fußnote. So erlaubten laut "New York Times"
die USA den Äthiopiern vor kurzem, schwere Waffen aus Nordkorea zu
kaufen. Zur Erinnerung: Nordkorea ist einer der von Bush definierten
Schurkenstaaten. Auf Betreiben der USA wurden UN-Sanktionen gegen
Nordkorea verhängt. Wenn aber Äthiopien Waffen braucht, damit
Islamisten in Somalia von der Macht vertrieben werden können, dann
dürfen offensichtlich auch offizielle UN-Entscheidungen unterlaufen
werden. Der Zweck heiligt die Mittel, Realpolitik eben, allerdings
auch ohne politischen Kompass.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

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Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de


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