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WAZ: Mehr rechtsextremistische Taten: Das braune Netzwerk wächst - Leitartikel von Rolf Potthoff

Geschrieben am 21-03-2007

Essen (ots) - Traurig und leichtfertig, aber Tatsache: Dass der
Rechtsextremismus in unserem Land lebt, wird der breiten Mehrheit
erst dann wieder bewusst, wenn furchtbare Verbrechen wie die Morde
von Solingen fassungslos machen. Dann flutet eine Woge der "Abscheu
und Empörung" durch die Nation. Doch wenig später kehrt Ruhe ein, als
sei das Schreckliche nichts anderes als nur ein vorübergehender,
einmaliger Spuk.

Der Rechtsextremismus liebt diese Ruhe. Es ist die Zeit, in der
er sich unauffällig ausbreiten kann. Er pflanzt sein geistiges Gift
nicht nur in kahle Schädel Nazi-Parolen-grölender Schläger, sondern
auch in die Köpfe frustrierter, nach Orientierung suchender junger
Leute. Selbst in die bürgerliche Welt dringt er ein. In Zeiten
sozialer Ungewissheiten ist mit populistischer Propaganda,
Ausgrenzung und Ablehnung Fremder leicht Stimmung zu machen.

Und das Werk trägt Früchte. Drei Viertel aller politisch
motivierten Straftaten in NRW sind rechtsextremistisch. Davon machen
Propagandadelikte und Volksverhetzung zwar den Großteil aus. Aber
auch die rechte Gewalt nahm zu - fast alles Körperverletzungen, vor
allem aus Fremdenfeindlichkeit, Hass. Allerdings - diese Täter denken
in der Mehrheit zwar braun-extremistisch, gehörten jedoch nur selten
rechtsextremistischen Organisationen an.

Denn die sind "klüger" - und gesellschaftlich eine ungleich
größere Gefahr. Solche Parteien oder Kameradschaften verfolgen die
Taktik, nicht mit Straftaten aufzufallen. Unter dem Deckmantel
biederer Bürgerlichkeit, als Lokalpatrioten versuchen sie, sich in
Bürgerinitiativen und Vereinen einzunisten. Ihr Ziel ist es, in die
Rathäuser und dann in den Landtag zu ziehen.

Dies gilt es zu verhindern. Doch wie? Rituale wie "Flagge zeigen
gegen rechts" sind wichtig, aufrichtig gemeint und mögen politische
und Herzensangelegenheit sein. Doch die Gefahr ist, sie stumpfen
allmählich ab. Wichtiger ist, die etablierten Parteien aus einer
verbreiteten Oberflächlichkeit, zu oft auch Gleichgültigkeit zu
rütteln. Die Rechtsextremisten sind dabei, ihre im Osten
erfolgreichen politischen Rezepte im Westen zu kopieren: Sie kümmern
sich um Sorgen und Nöte von Bürgern, dienen sich ihnen als
"Versteher" und Helfer an.

Aber genau das ist es, was die demokratische Politik und gerade
die vor Ort, in den Städten, zu leisten hätte: Ansprechpartner der
Menschen zu sein und dies glaubhaft mit Taten zu beweisen. Dort, wo
sie es sind, wird kaum braunes Kraut wachsen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Thomas Kloß
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de


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