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LVZ: zu Familiendebatte/Union

Geschrieben am 16-02-2007

Leipzig (ots) - Blick ins Leben
Von Anita Kecke
Schweden oder Franzosen können nur den Kopf schütteln über die
Familiendebatte in Deutschland, die derzeit die Union zu zerreißen
droht. Der Begriff Rabenmutter ist dort überhaupt nicht bekannt. Und
niemand regt sich auf, wenn Eltern sich dafür entscheiden, ihre
Kinder in die zahlreich vorhandenen Betreuungseinrichtungen zu
bringen, und wenn auch Väter pünktlich die Firma verlassen, um den
Nachwuchs abzuholen.
Ursula von der Leyen, die unverdrossen die überholte Familienpolitik
der Union entstaubt, wird dagegen aus den eigenen Reihen so heftig
attackiert, als wolle sie ab morgen für alle Knirpse den Krippenzwang
einführen. Wenn Sachsens Kultusminister Flath ihr eine Rückkehr zum
DDR-Modell unterstellt, findet das sogar sein CDU-Parteifreund,
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Böhmer, abwegig - völlig zu Recht.
Denn die Zeiten des gemeinsamen Sieben-Uhr-Topfgangs sind doch
wirklich lange vorbei.
Auch CSU-Generalsekretär Markus Söder, der sich prompt als Retter vor
die bayerische Hausfrau stellt, führt wie Flath nur ein
Scheingefecht. Beide wollen sich empfehlen als Retter der
konservativen Werte. Dabei unterstellen sie der Ministerin Absichten,
die sie gar nicht hat.
Niemand will die Frau, die sich ausschließlich um ihr Kind kümmert,
und die berufstätige Mutter gegeneinander ausspielen. Beides sind
ehrenwerte Lebensentwürfe, die Respekt verdienen. Es geht darum, dass
jede Frau, jedes Elternpaar, die Möglichkeit haben muss, sich für den
jeweils bevorzugten Weg zu entscheiden. Wenn aber in den alten
Bundesländern nur für jedes zehnte Kind unter drei Jahren eine
Betreuung angeboten wird, kann von Wahlmöglichkeit keine Rede sein.
Außerdem genügt ein Blick ins Leben, um festzustellen, dass die
Familienrealität von heute nicht mehr dem Modell der 50er Jahre
entspricht. Auch Markus Söder braucht eigentlich nur auf
Verbraucherminister Horst Seehofer zu schauen, der Ehefrau, drei
Kinder und eine schwangere Freundin hat, um zu sehen, dass die
Familienidylle auch in CSU-Kreisen bröckelt.
Die Politik läuft der Wirklichkeit schon viel zu lange nur hinterher.
Neben der klassischen Familie gibt es zahlreiche andere Lebensformen,
darunter viele Alleinerziehende, hauptsächlich Mütter. Sie vor allem
sind auf die staatlich subventionierten Angebote angewiesen. Sonst
bleibt vielen nach dem Auslaufen des Elterngeldes oft nur Hartz IV.
Auch deshalb sind die Pläne zum Ausbau der Kinderbetreuung
folgerichtig, die selbst bei Umsetzung lediglich für ein Drittel der
in Frage kommenden Altersgruppe Plätze bieten. Von genereller
Zwangsbetreuung kann also überhaupt keine Rede sein. Ein Vorwurf ist
von der Leyen jedoch zu machen: Die Finanzierung hätte sie vorher
besser klären müssen.
Zu kurz kommt in der Debatte bisher das Kindeswohl. Es kann nicht nur
um zusätzliche Betreuungsplätze gehen. Wichtig ist auch deren
Qualität. Denn Mütter und Väter wollen sicher sein, dass ihr Kind
nicht nur aufbewahrt, sondern mit der nötigen Aufmerksamkeit betreut
und gefördert wird.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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