(Registrieren)

LVZ: Zu Steuer-Mehreinnahmen

Geschrieben am 15-02-2007

Leipzig (ots) - Euphorie-Falle
Von André Böhmer
Die Steuermilliarden sprudeln, die Arbeitslosenmarke sinkt Richtung
Drei-Millionen-Grenze und von März bis April wird dank der
WM-Stimmung im letzten Sommer sogar so etwas wie ein Geburtenhoch
über das Land kommen. Deutschland, ein Wintermärchen? Geht jetzt
trotz großkoalitionärer Flickschusterei bei wichtigen Reformvorhaben
ein Ruck durch das Land? Ist die Lage am Ende schon besser als die
Stimmung?
Vorsicht, Euphorie-Falle! Denn, so erfreulich diese Daten einzeln
betrachtet zunächst sein mögen, vor größeren Jubelausbrüchen muss
gewarnt werden. Das Steuerhoch zum Beispiel:Es ist zum größten Teil
der angesprungenen Konjunktur zu verdanken. Die staatlichen Einnahmen
profitieren vor allem davon, dass deutsche Unternehmen in den letzten
Jahren ihre Hausaufgaben erledigt haben und damit im internationalen
Vergleich viel besser als vorher aufgestellt sind.
Die Politik hat das nur sehr dezent flankiert. Einige Entscheidungen
der Koalition wie das milliardenschwere Wachstumsprogramm von Bund
und Ländern für Privatinvestitionen des Mittelstandes haben
sicherlich Wirkung gezeigt. Zu wenig aber für einen anhaltend großen
Schub. Und am nächsten dicken Brocken, der Unternehmenssteuerreform,
könnte sich die Koalition gleich ganz verschlucken. Dann wäre wieder
politischer Stillstand angesagt. Kontraproduktiv für ein Land, dessen
wirtschaftliche Rahmenbedingungen jetzt festgezurrt werden müssen, um
in den nächsten Jahrzehnten im globalen Wettbewerb zu bestehen.
Noch ist es allerdings nicht soweit. Und zu übertriebenem Pessimismus
besteht genauso wenig Anlass wie zu übersteigertem Optimismus. Der
Bundesregierung ist zumindest ein gesunder Hang zur Realität nicht
gänzlich abzusprechen. Während Vorgänger "Hans im Pech" Eichel in der
rot-grünen Bundesregierung aus jedem zarten Konjunkturfrühling gleich
den wirtschaftlichen Generalumschwung für die nächsten Jahre
ableitete, bleibt Finanzminister Steinbrück strikt in der Defensive
und auf dem Boden der Erwartungen.
Das hat eine logische Konsequenz, der man sich nicht verschließen
kann. Erstens, weil sich Steinbrück - wenn es wieder schlechter läuft
und die für 2007 hochgerechneten Prognosen der Wirtschaftsforscher
daneben liegen - für die Schönfärberei nicht verantworten muss. Und
zweitens ist es auch perspektivisch nicht falsch, weil die weiter
angezogene Handbremse bei den Ausgaben immer noch einer beschämenden
Zahl Rechnung trägt:Den 1500 Milliarden Gesamtschulden des Landes,
die wie Blei auf der Zukunft unserer Kinder liegen.
Ob der Finanzminister mit seiner konservativen Ausgabenpolitik sich
im Kabinett durchsetzen kann, wird spannend zu beobachten sein.
Kollegin von der Leyen meldet als Familienberaterin der Nation ja
fast täglich Bedarf an. Zuletzt mit dem Vorstoß zur Schaffung
hunderttausender neuer Krippenplätze. Das ist nett gedacht, aber
irgendwer muss schließlich die Zeche dafür bezahlen. Und da könnte
die erfreuliche Meldung vom Geburtenhoch für Steinbrück noch
unerfreuliche Folgen haben.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

54443

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Ideologische Familien-Gräben - Von EVA QUADBECK Düsseldorf (ots) - In der Union entlädt sich gerade ein Gewitter, das sich seit dem Amtsantritt von Familienministerin Ursula von der Leyen zusammengebraut hat. Diese Ministerin hat mit Charme, Chuzpe und Rückendeckung der Kanzlerin die Familienpolitik der Union handstreichartig reformiert. Das ging vielen zu schnell und nun auch zu weit. Der Streit ist nur folgerichtig. Die Union muss allerdings aufpassen, dass sie sich in dieser Auseinandersetzung nicht in alten ideologischen Grabenkämpfen verbeißt. Die Familienpolitik ist eine mehr...

  • Rheinische Post: Finanz-Disziplin - Von STEFAN REKER Düsseldorf (ots) - Eigentlich ist es eine positive Nachricht, wenn die Steuereinnahmen dank der günstigen Wirtschaftslage steigen. Allerdings bringt es zugleich die Gefahr mit sich, dass prompt die Disziplin im Umgang mit den Staatsfinanzen nachlässt. Doch das Ziel muss weiter lauten: In "normalen" Zeiten darf der Staat keine weiteren Schulden aufnehmen. Erst drei von 16 Bundesländern haben ihre Neuverschuldung auf Null gesenkt, die Bundesregierung traut sich das frühestens im Jahr 2011 zu. Und selbst wenn dieses Ziel erreicht wäre, mehr...

  • Rheinische Post: Bushs Irrweg - Von GODEHARD UHLEMANN Düsseldorf (ots) - US-Präsident George W. Bush macht es seinen Kritikern leicht. Er ignoriert berechtigte Einwände gegen den Umgang mit den Gefangenen im Lager Guantanamo, die der Präsident von militärischen Sondertribunalen aburteilen lassen will. Der Weg, den Bush dabei einzuschlagen gedenkt, war bereits vom Obersten Gerichtshof der USA Mitte vergangenen Jahres als Irrweg verworfen worden. Damit war auch der außerhalb der USA geäußerten harschen Kritik an mangelnden rechtsstaatlichen Kriterien der Makel der steten US-Schelte genommen. mehr...

  • Rheinische Post: Seehofer: Söder soll Ross und Reiter nennen Düsseldorf (ots) - Im Streit um den CSU-Vorsitz hat Vize-Parteichef Horst Seehofer Hinweise von Generalsekretär Markus Söder auf parteiinterne Gegner Seehofers entschieden zurückgewiesen. "Markus Söder hat sich doch für einen fairen Wettbewerb ausgesprochen. Da sollte er als Generalsekretär mit gutem Beispiel vorangehen", mahnte Seehofer im Gespräch mit der "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). "Einfach anonym zu sagen, ,Seehofer hat echte Gegner aus dem Bereich der Wirtschaftspolitik', ohne auch nur einen einzigen Namen zu nennen, das mehr...

  • Rheinische Post: Unionsfraktionsvize Ilse Falk: Hausfrauen dürfen nicht als neue Rabenmütter angesehen werden Düsseldorf (ots) - Im Streit um die Familienpolitik hat Unionsfraktionsvize Ilse Falk (CDU) angemahnt, die traditionellen Familien nicht zu vernachlässigen: "Mir kommt die Wertschätzung dessen zu kurz, was Mütter an Aufgaben zu Hause übernehmen, wenn sie auch über das erste Lebensjahr eines Kindes hinaus zu Hause bleiben", sagte Falk der "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). "Es darf nicht sein, dass Hausfrauen als neue Rabenmütter angesehen werden", mahnte sie. Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) bezweifelt, dass tatsächlich mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht