| | | Geschrieben am 12-02-2007 LVZ: Leipziger Volkszeitung zu RAF/Mohnhaupt-Freilassung
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 Leipzig (ots) - Schmerzhafte Irrwege
 Von Dieter Wonka
 Bayerns designierter Ministerpräsident Beckstein empfindet Unbehagen
 angesichts der bevorstehenden Freilassung der Vielfach-Mörderin und
 Terroristin Brigitte Mohnhaupt. Das ist einerseits nicht sehr
 überraschend:Der CSU-Politiker spricht häufig aus, was viele sich so
 denken, wenn sie vor sich hin sinnieren. Andererseits ist diese
 gefühlsgestützte Art, Politik zu betreiben, denkbar ungeeignet zur
 Beschreibung der Stärken und Schwächen des demokratischen
 Rechtsstaates.
 Der fünffachen Mörderin Mohnhaupt in Freiheit aber mit Unbehagen zu
 begegnen, spräche allenfalls für einen degenerierten Gefühlshaushalt.
 Das Leid der Angehörigen wird dadurch nicht gemindert. Die Tatsache,
 dass die Mohnhaupts der RAFden Rechtsstaat in die Knie morden wollten
 und jetzt, am Ende, diesen Staat um die Gnade der letzten Chance in
 Freiheit bitten, ist ebenfalls nichts Unbehagliches. Und um ganz
 sicher zu gehen, müssten doch die Becksteins dieser Welt sich zu den
 drakonischsten Strafmethoden bekennen. Diese sind zwar vielfach
 geächtet, aber gleichwohl vom Stammtisch immer wieder beschworen.
 Nein, mit der Gefühlsebene kommt man dem Fall Mohnhaupt nicht näher -
 und noch weniger dem bald vom Bundespräsidenten zu entscheidenden
 Begnadigungsfall Christian Klar. Womöglich ist es sogar die
 schlimmste Tortur für kriminelle Terroristen, sollten sie noch immer
 kruden Ideen nachhängen, wenn die von ihnen einst mit allen Mitteln
 bekämpfte Staatsmacht demonstriert, wie souverän und sauber sie in
 jedem Einzelfall mit Rechtsstaats-Prinzipien umgeht. Ganz unabhängig
 vom Grad der vorausgegangenen Provokation.
 In seinem aufgeschreckten Kampf gegen den Terrorismus hat der Staat -
 zu Zeiten des RAF-Mordens ebenso wie nach den globalen Attacken des
 islamistischen Hasses - einen gewissen Anlauf gebraucht, um seriös
 und nüchtern zu urteilen und zu handeln. Nicht alle staatlichen
 Abwehr-Maßnahmen halten im Nachhinein der Überprüfung anhand der
 Verfassung und der Praktikabilität stand. Es wurden teils
 schmerzhafte Irrwege ausprobiert. Auch deshalb, weil die Verzweiflung
 über das Schicksal der Opfer und ihrer Angehörigen und über die teils
 fühlbare Hilflosigkeit einer nach Recht und Gesetz handelnden
 Gesellschaft oft ins Unermessliche geriet. Doch zum Schluss bleibt
 nicht das Unbehagen übrig, sondern das Wissen um die Stärke der
 eigenen Fehlerkorrektur.
 Niemand wird guten Gewissens Frau Mohnhaupt ohne schwerste Vorbehalte
 in Freiheit begegnen können. Hoffentlich nicht einmal die, die die
 RAF-Täter von einst in pubertärer Verblendung noch heute als
 politische Gefangene auszeichnen wollen. Hart im Urteil, aber fair in
 der Durchführung - das ist es, was Terroristen ihren Feinden nie und
 nimmer zutrauen möchten. Schade, dass sich die Becksteins diesen
 Triumph nicht gönnen können. Den leidenden Opfer-Angehörigen helfen
 sie mit ihrem Unbehagen garantiert nicht aus ihrer sehr persönlichen
 Not.
 @d.wonka@lvz.de
 
 Originaltext:         Leipziger Volkszeitung
 Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
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