(Registrieren)

WAZ: Vernachlässigte Kinder: Gute Worte und nicht viel mehr - Leitartikel von Hayke Lanwert

Geschrieben am 30-01-2007

Essen (ots) - Justin, vielleicht erinnert sich der ein oder andere
noch an ihn, wurde gerade einmal sieben Monate alt. Der kleine Junge
aus Bochum hatte geschrien, als er gebadet werden sollte, was seinen
Stiefvater prompt veranlasste, das Kind direkt in den heißen
Duschstrahl zu halten. Stark verbrüht starb das Baby nach Stunden
voller Schmerz. Die Mutter und ihr Lebensgefährte ließen es leiden,
alarmierten erst nach Stunden, eben zu spät, den Notarzt. Justin, so
muss man es wohl leider sagen, hätte nicht sterben müssen, hätte das
Jugendamt auf Warnungen entsprechend reagiert. Nicht nur, dass die
Familie dort wegen brutaler Kindesmisshandlungen hinlänglich bekannt
war, nein, Justins Onkel, hatte sich, in Sorge um das Baby, Hilfe
suchend an das Amt gewandt. Der Fall aus dem Jahr 2005 beschäftigt
zurzeit das Bochumer Landgericht.

Ein Fall von vielen, einer aus der direkten Nachbarschaft. Justin
liegt auf dem Bochumer Hauptfriedhof begraben. Traurige Realität in
einem aufgeklärten Land, in einem, das sich immer noch Sozialstaat
nennt. Für Heinz Hilgers, den Präsidenten des Deutschen
Kinderschutzbundes, sind spektakuläre Fälle wie diese Anlass, Alarm
zu schlagen. Die Gewalt gegen Kinder nehme dramatisch zu. Dies sei
nicht, wie manche behaupteten, ein Ergebnis erhöhter Aufmerksamkeit
für dieses Thema, es stehe vielmehr in direktem Zusammenhang mit
steigender Armut und Arbeitslosigkeit. Vernachlässigte Kinder wüchsen
fast ausschließlich in Familien auf, die von Hartz IV und
Perspektivlosigkeit betroffen seien.

Zahlen, die nur schwer zu überprüfen sind. Denn Statistiken über
Vernachlässigungen gibt es nicht. Nun wagen sich Sozialminister
Laumann und Familienminister Laschet mit einer Art konzertierten
Aktion an das Thema heran. Kinderärzte sollen künftig all jene Eltern
den Gesundheitsämtern melden, die regelmäßig die
Vorsorgeuntersuchungen für ihre Kinder wahrnehmen. Damit man, nach
dem Ausschlussprinzip, jene erkennt, die ihre Kinder nicht regelmäßig
durchchecken lassen. Klingt gut. Noch besser die Idee, künftig Fibeln
zu verteilen, mit Tipps und Anregungen für junge Eltern. Die Aufgabe,
diese Fibeln bei Hausbesuchen zu verteilen, sollen die Mitarbeiter
der Jugendämter übernehmen und so persönlich in Kontakt zu den jungen
Familien treten, um Vernachlässigungen rechtzeitig zu erkennen.
Inklusive der Fibeln ist dies den beiden Ministern sage und schreibe
drei Millionen Euro wert. Da mag man sich gar nicht das Jubeln in den
seit Jahren durch Kürzungen drangsalierten Jugendämtern vorstellen.
Drei Millionen Euro für knapp 400 Gemeinden. Das ist doch was!

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Thomas Kloß
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

51470

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Autobau und Klimaschutz Halle (ots) - Angela Merkel hat im Streit um europäische Klimaschutzauflagen für die Autoindustrie Position bezogen. An ihrer Aussage, eine generelle Reduzierung werde es nicht geben, wird sie sich messen lassen müssen. Das Sonderinteresse der deutschen Autobauer, die vor allem PS-starke Karossen auf die Straßen schicken, ist in anderen europäischen Ländern nur schwer vermittelbar. Vor allem weil die Autoindustrie ihre Selbstverpflichtung nicht einhalten wird. Nachsicht mit einer Branche, die sich gegen den Rußpartikelfilter gesperrt und mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Die Sicherheit der Atomkraftwerke Ein bisschen Glücksspiel Cottbus (ots) - Die jüngsten Meldungen aus Schweden über die Störfälle in einem der Reaktoren von Vattenfall passen schlecht zu der neuen Debatte um die weitere Nutzung der Kernenergie. Kritiker dieser Art der Stromerzeugung können sich bestätigt fühlen. Tatsächlich aber sollten die Schreckensszenarien, die mit denkbaren Unfällen in AKWs verbunden sind, aus einer Vielzahl guter Gründe nicht die Debatte dominieren. Denn mit ihnen wird der Streit um das Atom zu einer Glaubensfrage um die Fähigkeit des Menschen, die von ihm entwickelten mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Gesundheitsreform nimmt weitere Hürde Krampf bis zuletzt Cottbus (ots) - Murks von vorne bis hinten, ein Trauerspiel von Anfang bis Ende. So die Kurzzusammenfassung der Gesundheitsreform und ihrer Entstehung. Mit viel Krampf wurde das Vorhaben gestern in den Regierungsfraktionen über die letzte Hürde gehoben. Die Kritiker wurden zur Zustimmung verdonnert. Oder wenigstens zum Schweigen. Und die, die nicht verdonnert werden mussten, stimmten zu, weil sie das Projekt nur noch vom Tisch haben wollen. Weg mit Schaden. Die Zahl jener, die mit Überzeugung sagen würden, diese Reform sei ein Meilenstein mehr...

  • Rheinische Post: Kohle-Wirrwarr Düsseldorf (ots) - Von Thomas Wels Man darf von den Vertretern eines Bergvolks vielleicht nicht zwingend erwarten, dass sie sich mit allen Details der Steinkohleförderung auskennen. Von einem gestandenen CSU-Landesgruppenchef muss man allerdings erwarten, dass er, wenn er vor der Bundespresse spricht, sich allzu unkundiger Äußerungen enthält. Peter Ramsauer ist das nicht gelungen. Die Idee, den Kunden von Steinkohlestrom die Ewigkeitslasten des Bergbaus aufzubürden, ist ungetrübt von jeglicher Fachkenntnis. Zum Ersten sollen die Erlöse mehr...

  • Rheinische Post: Uniformierung light Düsseldorf (ots) - Von Christian Schroeder Das Klassenzimmer ist kein Laufsteg, sollte es zumindest nicht sein. Doch der Schüler-Wettstreit, wer die coolsten und teuersten Klamotten trägt, wird immer erbitterter. Und er fängt früh, bereits im ersten und zweiten Schuljahr an. Studien belegen: Eine einheitliche Schuluniform könnte den Markendruck aus dem Klassenzimmer verbannen. Aber noch hat sich keine hiesige Schule an solch eine Uniformierung herangewagt. Auch die gestern eingeführte einheitliche Schulkleidung an der Overberg-Grundschule mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht