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WDR-Studie: In Deutschland lebende Türken nutzen deutsche und türkische Fernsehprogramme selbstverständlich nebeneinander -

Geschrieben am 21-11-2006

Köln (ots) - Gutes Image der Öffentlich-Rechtlichen bei
Informationen und Ratgeber- und Service-Sendungen

Die meisten in Deutschland lebenden jungen Türkinnen und Türken
nutzen deutsche und türkische Fernsehprogramme gleichrangig
nebeneinander. Während in türkischen Programmen vorwiegend Serien,
aber auch Nachrichten und Filme eingeschaltet werden, nutzen
türkische Zuschauerinnen und Zuschauer im deutschen Fernsehen vor
allem Informations- und Ratgebersendungen sowie Wissensmagazine,
Comedy und Spielfilme. Das sind einige der wichtigsten Ergebnisse
einer ersten umfassenden Studie der WDR-Medienforschung zu
Einstellung und Mediennutzung junger Türkinnen und Türken im Alter
von 14 bis 49 Jahren in Nordrhein-Westfalen. "Die Ergebnisse zeigen
sehr klar, dass die meisten in Deutschland lebenden Türkinnen und
Türken sich nicht in ein Medien-Ghetto zurückziehen. Sie nutzen
deutsches und türkisches Fernsehen ganz selbstverständlich
nebeneinander und sehen in diesem Mix auch einen Ausdruck ihrer durch
zwei Länder und Kulturen geprägten Lebensstile", Dr. Claudia Schmidt,
Hauptabteilungsleiterin Kommunikation, Forschung und Service.

Die Studie stützt sich auf mehrere Gruppendiskussionen über
Selbstverständnis und Mediennutzung sowie auf eine repräsentative
Umfrage unter 500 in NRW lebenden Jugendlichen und Erwachsenen
türkischer Herkunft zur Mediennutzung. Die qualitative Untersu-chung
ergab, dass sich die jüngeren Türken unmittelbar und offensiv zu
ihrem "Türkisch-Sein" bekennen und ein trotzig-stolz ausgeprägtes
Bewusstsein für die türkische Identität haben ("Ich bin Türke."). Sie
definieren sich stark über Herkunft und Religion. Die 30- bis
49-Jährigen (meistens erste und zweite Generation der in Deutschland
lebenden Türken) sehen ihre Identität differenzierter: Sie fühlen
sich einerseits in Deutschland recht gut integriert, bekennen sich zu
ihren türkischen Wurzeln und haben eine starke Bindung an die Türkei.
Sie sehen sich als "Türken in Deutschland" und gestalten ihren Alltag
souverän.

Der Umfrage zufolge nutzen 60 Prozent der Türkinnen und Türken
deutsche Fernsehprogramme und 70 Prozent die über Kabel und Sa-tellit
verfügbaren türkischen Programme. Je nach Altersgruppe gibt es jedoch
Unterschiede: Die jüngeren Türken nutzen weit mehr deut-sche
Programme als die älteren. Unter den 14- bis 29-Jährigen gaben 68
Prozent an, deutsche und türkische Programme einzuschalten. Bei den
30- bis 49-Jährigen überwiegt dagegen die Nutzung türkischer Sender
(72 Prozent) vor der deutscher Angebote (55 Prozent).

Die deutschen und türkischen Programme erfüllen dabei
unter-schiedliche Funktionen für die Identitäts- und Meinungsbildung.
Am türkischen Fernsehen schätzen die Türkinnen und Türken die
Emotionalität, die nicht nur in fiktionalen Angeboten sondern auch in
Nachrichten und Magazin-Sendungen vermittelt wird. Türkisches
Fernsehen bietet in ihren Augen Familienfernsehen im klassischen
Sinne: Es ermöglicht das Zusammenkommen der Familie vor dem
Fernseher, thematisiert familiäre Bindungen und lässt jeden zum Teil
der Zuschauergemeinde werden. Deutsches Fernsehen dagegen steht für
Sachlichkeit und Distanz. Es gilt inhaltlich als substanzieller,
seriöser, glaubwürdiger und objektiver in der Berichterstattung.

ARD und ZDF wird die höchste Kompetenz bei Informationssendun-gen
attestiert, während bei den kommerziellen deutschen Program-men in
erster Linie Unterhaltungssendungen geschätzt werden. Besonders bei
Nachrichten, politischen Magazinen und Reportagen, Service-Sendungen
und regionalen Informationen haben die öffentlich-rechtlichen Sender
ein gutes Image.

Der WDR hebt sich unter den ARD-Sendern noch mal ab, da er im
Ur-teil der Türkinnen und Türken "der einzige Sender ist, der sich
detailliert mit Migranten in Deutschland auseinandersetzt". Diese
positive Einschätzung bezieht sich im Hörfunk insbesondere auf "WDR
Funkhaus Europa", das sich in 16 Sprachen und in Deutsch an
Zuwande-rer und Deutsche wendet. Aber auch WDR Fernsehen genießt vor
allem mit CosmoTV und Dokumentationen zum Thema Migration ein
ausgesprochen hohes Ansehen.

Die Untersuchung zeigt weiter, dass Integrationsangebote vor allem
dann wirksam sind, wenn sie in attraktiven und stark genutzten
Sen-dungen und Genres eingebunden sind. Eine besondere Rolle spielen
hier Serien und Spielfilme. Auch Dokumentation, Reportagen und
Magazine, die die Lebenswirklichkeit der türkischen Zuschauerinnen
und Zuschauer aufgreifen und Orientierung bieten, sind in dieser
Hinsicht wichtige Formate.

Obgleich die Programmqualität des deutschen Fernsehens generell
geschätzt wird, ergibt sich bei anderen Punkten ein durchaus
kriti-sches Bild. Deutlich wird der Wunsch nach einem positiveren
Bild der Türkei im deutschen Fernsehen und nach einer stärkeren
Präsenz von Moderatoren und Darstellern türkischer Herkunft. Der
Aussage "Das Bild, das im deutschen Fernsehen von der Türkei gezeigt
wird, ist oft zu negativ" stimmten 72 Prozent der Türkinnen und
Türken zu. 75 Prozent wünschen sich im deutschen Fernsehen mehr
Hinter-grundinformationen aus der Türkei.

Auch bei den sehr beliebten fiktionalen Sendungen gibt es Hinweise
auf kulturell bedingte Zugangsbarrieren zum deutschen Fernsehen. Der
Aussage "Die Serien im deutschen Fernsehen zeigen oft zu wenig
Gefühl" stimmte die Mehrheit der Befragten (60 Prozent) zu. Rund die
Hälfte des türkischen Fernsehpublikums gab auch an, die Probleme und
Handlungen der Serien im deutschen Fernsehen oft nicht nachvollziehen
zu können.

Die WDR-Untersuchung bestätigt zudem die starke Bedeutung von
Identität stiftenden Akteuren im Fernsehen. Eine stärkere Präsenz von
Präsentatoren, Moderatoren und Schauspielern mit türkischem
Hintergrund könnte auch zu einer stärkeren Bindung an die deut-schen
Fernsehprogramme beitragen.

Weitere Details der Studie "Zwischen den Kulturen - Fernsehen,
Ein-stellungen und Integration junger Erwachsener mit türkischer
Her-kunft in Nordrhein-Westfalen" werden im Rahmen der Europäischen
Medienkonferenz am 23. und 24. November in Essen in der Zeche
Zollverein präsentiert. Darüber hinaus ist die WDR-Studie Gegenstand
eines Fachseminars am 24. November im Essener Colosseum-Theater. Zu
den Referenten gehört u. a. Prof. Dr. Joachim Trebbe, Universität
Freiburg/Schweiz.

Hinweis: Das Fachseminar ist auch für Journalisten offen.
Termin: 24.11.2006, 14.00-16.00 Uhr, Colosseum-Theater Essen,
Altendorfer Straße 1, 45127 Essen. Bitte melden Sie sich per e-mail
(wdr.pressestelle@wdr.de) an, wenn Sie teilnehmen wollen.

Eine Zusammenfassung der Studie kann in der WDR-Presselounge
(www.wdr.de/unternehmen/presselounge) heruntergeladen oder in der
Pressestelle bestellt werden (Tel.: 0221/220 8376).

Originaltext: WDR Westdeutscher Rundfunk
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=7899
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_7899.rss2

Pressekontakt:
Uwe-Jens Lindner
WDR-Pressestelle
Tel. 0221/220-8475
uwe-jens.lindner@wdr.de


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