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Erstes Interview mit dem "Kofferbomber von Köln" "Panorama" besucht Tatverdächtigen im Beiruter Gefängnis

Geschrieben am 08-11-2006

Hamburg (ots) - Erstmals ist es gelungen, den in Beirut
inhaftierten so genannten Kofferbomber Jihad Hamad zu interviewen.
Über dieses halbstündige Gespräch, das im Rumiye-Gefängnis nur ohne
Kamera geführt werden durfte, berichtet das NDR-Magazin "Panorama" am
Donnerstagabend (9. November) um 21,45 Uhr im Ersten.

Der als einer der "Kofferbomber von Köln" bekannt gewordene
Libanese Hamad beschreibt in dem Interview detailliert das Motiv für
den Terroranschlag in Deutschland. Er hatte den Anschlag nach eigenen
Angaben gemeinsam mit Yusuf al-Haj Dib geplant: "Yusuf hat mir
gesagt, dass zwei deutsche Zeitungen die Muhammad-Karikaturen
veröffentlicht haben. Er hat mir gesagt, wir dürfen nicht untätig
bleiben. Wir kommen in die Hölle, wenn wir nichts tun." Der zuletzt
in Kiel wohnhafte zweite Kofferbomber, Yusuf al-Haj Dib, ist zur Zeit
in Berlin inhaftiert.
Jihad Hamad stellt gegenüber "Panorama" auch klar, dass nur er und
Yusuf al-Haj Dib an den Anschlagsplanungen beteiligt waren: "Es gab
keine dritte Person."

Im Gespräch mit dem "Panorama"-Reporter widerruft Jihad Hamad
allerdings einen zentralen Punkt aus seiner Aussage, die er früher
gegenüber der libanesischen Justiz gemacht hatte und die "Panorama"
als Mitschrift vorliegt. Damals hatte er als Ziel des
Kofferbombenanschlags angegeben, "möglichst viele Menschen zu töten".
Nun hingegen behauptet Hamad, "die Bomben sollten nicht explodieren",
sondern lediglich "den Leuten Furcht einflößen" und "Aufsehen
erregen". Den Widerspruch zu seinem Geständnis vom 4. September 2006
erklärt Hamad mit einer überraschenden Behauptung: "Ich bin nach
meiner Festnahme geschlagen worden. Man hat mich bedroht. Man hat mir
gesagt: Wenn du das nicht zugibst, dann verpassen wir dir
Elektroschocks."

Für diese Vorwürfe Jihad Hamads gibt es allerdings keinerlei
Belege. Im Gegenteil: Selbst sein Anwalt, Fawaz Zakaria, bestätigt in
dem "Panorama"-Beitrag, dass sein Mandant das Geständnis ohne Folter
oder andere illegale Druckmittel abgelegt habe.

Aus der ersten Vernehmung geht auch hervor, was in dem im Libanon
sichergestellten Computer von Jihad Hamad gefunden wurde: unter
anderem verschiedene Bombenbauanleitungen, Informationen über Kämpfer
in Tschetschenien und Bilder von Osama bin Laden. Hamad verriet auch
das Passwort für diese Dateien: "Bin Laden 19.388053".

Nach "Panorama"-Recherchen verkehrte der Kofferbomber Jihad Hamad
schon vor seiner Einreise nach Deutschland in islamistischen Kreisen.
In der libanesischen Stadt Tripoli betete er regelmäßig in der
Mustafa-Moschee. Dort hält der fundamentalistische Imam Abu Abdallah
Husam az-Zahid die Freitags-Predigten. In seinem nahegelegenen Laden
verkauft der Imam Video- und Tonkassetten, in denen offen zum
"Heiligen Krieg gegen die Ungläubigen" aufgerufen wird. Gegenüber
"Panorama" rechtfertigt der Prediger jetzt, dass junge Muslime auf
die Veröffentlichung von Muhammad-Karikaturen in Deutschland mit
Anschlags-Plänen reagierten. "Jemand, der den Propheten beleidigt und
dann keine Reue zeigt, der muss getötet werden. Das ist die Strafe,
die die Shari´a vorsieht," sagt er im Interview.

Kofferbomber Hamad bestätigt gegenüber "Panorama", öfter Predigten
von az-Zahid besucht zu haben. "Würden Sie sagen, dass er strenge
Ansichten hat?", fragt der "Panorama"-Reporter. "Nein", antwortet
Hamad.

8. November 2006

Originaltext: NDR Norddeutscher Rundfunk
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6561
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6561.rss2

NDR Norddeutscher Rundfunk
NDR Presse und Information
Telefon: 040 / 4156 - 2300
Fax: 040 / 4156 - 2199


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