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Westdeutsche Zeitung: Warum die wieder auflebende Rentendiskussion gefährlich ist - Es geht nicht nur um Dachdecker Von Martin Vogler =

Geschrieben am 08-08-2010

Düsseldorf (ots) - Kennen Sie einen 66-jährigen Dachdecker? Wenn
nicht, mag das daran liegen, dass der Anteil dieser Berufsgruppe an
der Gesamtbevölkerung nicht sehr hoch ist. Es kann aber auch damit zu
tun haben, dass der in der Rentendiskussion zu einer beachtlichen
Berühmtheit gelangte ältere Dachdecker sich längst zur Ruhe gesetzt
hat, weil er schlicht nicht mehr in schwindelerregender Höhe
herumkraxeln will und kann. Doch in der von der SPD neu entfachten
Rentendiskussion wird er wieder als Kronzeuge dafür herhalten, dass
ein erhöhtes Rentenalter vor allem in körperlich tätigen Berufen
Unsinn ist. Was in vielen Fällen stimmt.

Andererseits ist unser Arbeitsalltag meist nicht mehr von
Muskelkraft geprägt. Maschinen nehmen uns viel ab. Die Mehrzahl der
Menschen hat sogar eher das Problem, im Beruf körperlich überhaupt
nicht mehr gefordert zu werden. Intellektuell voll auf der Höhe und
dank eines gesunden Lebenswandels und einer sich immer weiter
entwickelnden medizinischen Versorgung wären die meisten von uns
spielend in der Lage, weit über das 65. Lebensjahr hinaus auch
beruflich aktiv zu sein. Viele leiden sogar darunter, dass sie das
wegen der starren gesetzlichen Regeln nicht dürfen. Deshalb könnten
flexiblere Altersgrenzen eine Lösung sein, kombiniert mit
Teilzeitmöglichkeiten. Solches böte die Chance, dass Erfahrung und
Schaffenskraft älterer Menschen, sofern diese das wollen, nicht brach
liegen. Unsere Gesellschaft, in der junge Leute fehlen, wird so etwas
bald sogar brauchen, um allen einen vernünftigen Lebensstandard
bieten zu können.

Solch' flexible Lösungen zu finden wird nicht einfach sein. So
wird die Diskussion stets von der individuellen - verständlichen -
Angst vor Leistungskürzungen überschattet und vom starken
Beharrungsvermögen Einzelner geprägt sein. Auch ist es zumindest
derzeit nicht wegzudiskutieren, dass - wenn das echte
Renteneintrittsalter bei 63 liegt - noch zu wenige Arbeitsplätze für
Ältere existieren.

Doch auch wenn es sehr unpopulär ist, ein Blick auf die
Alterspyramide in Deutschland macht klar: Ohne ein höheres
Rententeintrittsalter geht es nicht. Wer als Politiker anderes sagt,
handelt verantwortungslos und schielt auf voreiligen Applaus. Ein
Zurück zur Rente mit 65 wäre nicht finanzierbar.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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