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Westdeutsche Zeitung: Das Duisburger Trauerspiel = von Frank Uferkamp

Geschrieben am 30-07-2010

Düsseldorf (ots) - Heute kommen in Duisburg viele tausend Menschen
zusammen, um der Opfer der Loveparade zu gedenken. Sie werden dies
tun in tiefer Anteilnahme mit den Hinterbliebenen der 21 Toten. Die
Besucher der Loveparade wollten vor einer Woche nichts anderes, als
an einem Sommertag zu ihrer Musik zu feiern und zu tanzen. Doch viele
Trauernde tragen auch Zorn, zumindest aber tiefes Unverständnis mit
sich: Niemand hat sich bislang der Verantwortung für die Katastrophe
gestellt. Juristisch wird das zwangsläufig geschehen, politisch und
moralisch hätte es schon längst passieren müssen. Doch trotz eines
Drucks, der sich gestern noch einmal verstärkte, bleibt
Oberbürgermeister Adolf Sauerland im Amt. Und der Veranstalter Rainer
Schaller zieht ebenfalls keinerlei Konsequenzen - ein Skandal. Das
ist für viele Menschen schwer zu ertragen. Sauerland ist gewählt
worden, um der Stadt Duisburg und den Interessen ihrer Bürger zu
dienen. Das hat der CDU-Mann früher offenkundig so ordentlich
gemacht, dass er im vergangenen Jahr wiedergewählt wurde. Dass der
ehemalige Berufschullehrer nun bei der größten Herausforderung seiner
Amtszeit versagt hat, dass er sich nicht mehr ohne Polizeischutz auf
die Straßen seiner Stadt trauen darf, dass vor dem Rathaus seine
Ablösung verlangt wird - das sind Gründe, zu gehen. Aber es sind vor
allen Dingen die 21 Toten, die eine Fortführung seiner Amtszeit
unmöglich machen. Das weiß jeder. Jemand muss es Sauerland
begreiflich machen. Da sind Freunde und Parteifreunde gefordert. Ein
bisschen anders ist die Lage bei Veranstalter Schaller. Auch er wurde
angezeigt, aber er hat kein politisches Amt inne. Doch auch ihn
trifft die volle Wucht der Vorwürfe. Was der Innenmiminister des
Landes, Ralf Jäger, gegen ihn in Stellung brachte, ist so massiv,
dass auch er sich erklären muss: Kann ich so weitermachen oder muss
ich nicht auch eingestehen, dass ich Fehler gemacht habe? Die
Trauerfeier wird heute hoffentlich dazu beitragen, dass den Gefühlen
ein Ventil gegeben wird. Denn die Stimmung in Duisburg droht zu
kippen. Das liegt nicht an den Trauernden. Das liegt an den
Verantwortlichen, die nicht mehr verantwortlich sein wollen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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