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WAZ: Katastrophe in Duisburg - Was die Tragödie mit uns macht. Leitartikel von Thomas Wels

Geschrieben am 27-07-2010

Essen (ots) - Das Grauen der Duisburger Katastrophe sitzt tief, es
erschüttert nicht nur das Ruhrgebiet. Deutschland und die Welt sind
schockiert und voller Trauer. Die Panik in den Gesichtern, die
Menschenmassen ohne Ausweg - diese Tragödie kommt so nahe an uns
heran wie es selten eine Katastrophe zuvor tat.

Niemand kann sich dieser Urangst der Ausweglosigkeit entziehen.
Umso verständlicher ist das Bedürfnis, die Ursachen, die Schuldigen
ausfindig zu machen. Schon, um für sich selbst einen Ausweg aus der
Ausweglosigkeit zu finden. Das ist nur allzu menschlich.

Aufklärung tut Not, Ruhe bewahren aber auch. Morddrohungen gegen
den Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland, die die
Evakuierung seiner Familie nötig machen - das geht entschieden zu
weit.

Es geht auch an der Sache vorbei, nun eine Ursache im vermeintlich
mausgrauen Ruhrgebiet zu suchen, das immer schon mal gerne Metropole
sein wollte, aber - in Hamburg und Berlin haben sie's ja immer schon
gewusst - keine ist. Viele Politiker und Kulturschaffende haben sich
- wie auch wir als Zeitung - für die Loveparade im Revier stark
gemacht. Wie wir auch das Still-Leben auf der A 40 begrüßt haben.

Nicht, dass das Revier dank solcher Großereignisse den
Strukturwandel bewältigen und daran wirtschaftlich genesen könnte.
Das ist Unsinn. Und doch haben die Paraden in Essen und Dortmund,
mehr noch die Tafel auf dem Ruhrschnellweg den Menschen viel gegeben:
den Jungen - was bei vielen Älteren durchaus auf Unverständnis stieß
- eine Mega-Party, und den Ruhrgebietlern ein erstes gemeinsames
Volksfest auf der Schlagader dieser Region. Es waren tolle
Veranstaltungen mit fröhlichen Menschen. Niemand hat sich vor der
Loveparade öffentlich dafür eingesetzt, die Sicherheit
hintanzustellen. Wer sich ein solches Ereignis wünscht, geht von
einem sicheren Fest aus. Die Standortfrage wurde gleichwohl immer
wieder thematisiert.

Es muss erlaubt sein, allzu schnelle Einwände kritisch zu
hinterfragen und Alternativen einzufordern. Wir sollten es dem
Schrecken nicht gestatten, uns zu lähmen. Es muss nach dem Unglück
möglich bleiben, auch Großes zu denken.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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