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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Präsidenten-Suche

Geschrieben am 04-06-2010

Bielefeld (ots) - Die Suche nach einem neuen Bundespräsidenten war
nur scheinbar eine leichte Geburt. Ist doch aus Merkels angeblichen
Mädchen (Ursula von der Leyen) von Mittwoch auf Donnerstag plötzlich
ein Junge (Christian Wulff) geworden. Die Kandidatenkür glich dem
Pleiten-, Pech- und Pannenstart von Schwarz-Gelb. Galt Ursula von der
Leyen lange als Merkels Favoritin, so will davon heute niemand mehr
etwas wissen. Eifrig wird seitdem dementiert, dass Merkel von der
Leyen vorgeschlagen oder auch nur mit ihr über die Kandidatur
gesprochen habe. Warum aber hat Fraktionschef Volker Kauder die
Nominierung von der Leyens bereits am Mittwochnachmittag indirekt
bestätigt, statt zu dementieren? Und ob von der Leyens charmantes
Lächeln und ihre symbolische Hand vor dem Mund als Reaktion auf die
»K-Frage« eher auf ihre Nominierung hindeuteten oder nur nette Gesten
waren, wissen nur die Beteiligten selbst. Angeblich soll CSU-Chef
Horst Seehofer von der Leyen vorgeschlagen haben. Nicht
ausgeschlossen ist, dass jemand das Gerücht ihrer Nominierung streuen
ließ, um Merkel vor vollendete Tatsachen zu stellen. Vielleicht war
die Kandidatenkür auch eine Erfindung einiger Hauptstadtjournalisten.
Aber wenn dies so gewesen wäre, hätte längst eine Medienschelte
folgen müssen, mindestens aber Signale, die auf ein Fehlverhalten der
Presse statt auf eine Nominierungspanne hinweisen. Viel spricht
dafür, dass hinter den Kulissen des Kanzleramts ein Machtkampf
zwischen Merkel, ihren Koalitionspartnern und/oder einigen
Ministerpräsidenten (etwa Roland Koch) tobte. Angesichts weiter
fallender Umfragewerte von Schwarz-Gelb hätte die Kandidatenkür
reibungsloser über die Bühne gehen müssen. Am Ende ist nicht nur die
Arbeitsministerin beschädigt, sondern Wulffs Nominierung vom Hickhack
um den Chef im Schloss Bellevue überschattet worden. Ganz zu
schweigen davon, dass Ursula von der Leyen in der Bevölkerung höhere
Sympathiewerte besitzt als Wulff und somit ein positiver Effekt für
Merkel und ihre Regierung ausblieb. Fakt ist, dass Christian Wulff
ein angesehener, erfolgreicher, sympathischer und kluger Politprofi
ist, der ein guter Bundespräsident werden kann. Seine Nominierung hat
zwar keine Aufbruchstimmung ausgelöst, aber was nicht ist, kann ja
noch werden. Ebenso respektabel ist der ehemalige DDR-Bürgerrechtler
Joachim Gauck, den Rot-Grün ins Rennen schickt. Trotz einer Mehrheit
für Schwarz-Gelb ist nicht ausgeschlossen, dass Gauck die
Regierungskoalition und somit Merkel selbst gehörig in die Bredouille
bringen könnte. Die Kanzlerin muss Christian Wulff durchbringen -
sonst endet die Bundespräsidentenwahl für sie persönlich in einem
Desaster. Dann wäre Merkel indirekt an dem Mann aus Niedersachsen
kläglich gescheitert, der einmal ihr gefährlichster Kontrahent als
Bundeskanzler war.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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