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BERLINER MORGENPOST: Kommentar zu Thailand

Geschrieben am 20-05-2010

Berlin (ots) - Thailands Rothemden waren friedlich singende
Demonstranten. Sie sind für die Demokratie auf die Straße gegangen
und haben geduldig ausgeharrt, als ihre Anführer sie immer weiter
angestachelt haben. Viele von ihnen haben ihr Hab und Gut verkauft,
um die Reise in die große Stadt zu bezahlen. Sie brachten sogar ihre
Kinder mit, weil sie dachten, damit das Richtige zu tun. Sie waren
entschlossen, sie waren unbeugsam, sie waren sogar starrsinnig. Aber
sie waren keine Terroristen. Nun aber, nach dem schwarzen Donnerstag,
dem großen Showdown in der Stadt der Engel, nachdem viele ihr Blut
vergossen und ihre Führer kapituliert haben, da fühlen sie sich
verraten und verkauft. Die Stimmung ist komplett und unwiderruflich
gekippt. Die meisten der Regierungsgegner, die seit Ostern im Zentrum
der Hauptstadt campiert hatten, sind einfach nur traurig, enttäuscht
und frustriert. Doch einige sind in rasende Wut verfallen. Sie
plündern und brandschatzen, verwüsten und verletzen. Sie werfen
Molotowcocktails in Einkaufszentren und ziehen wild um sich schießend
durch die Straßen, als gäbe es kein Morgen. Ausgangssperre und
Ausnahmezustand in weiten Teilen des Landes können hier nur einen
Deckel auflegen, doch darunter kochen die Emotionen weiter. Noch viel
gefährlicher aber für das Land des Lächelns sind jene militanten
Regierungsgegner, die nun in den Untergrund gehen. Schon jetzt zeigt
sich, dass die ersten Guerillaaktionen offensichtlich von langer Hand
geplant waren. Sabotageakte, unterbrochene Elektrizität. Ein Teil der
Rothemden hat sich in Splittergruppen aufgeteilt, die nicht aus
spontaner Wut, sondern aus kaltem Kalkül agieren. Gut möglich, dass
es Ex-Premier Thaksin ist, der sie aus dem sicheren Ausland voller
Rachsucht dirigiert. Die Gefahr ist real: Thailand droht ein
grimmiger, womöglich langwieriger Guerillakrieg. Das brennende
Bangkok kann einen Flächenbrand im ganzen Land entzünden, bei dem es
nur weniger Einzelner bedarf, um immer wieder neue Funken zu zünden.
Und inzwischen sind es tatsächlich terroristische Taktiken, die diese
Splittergruppen anwenden. Die Mehrheit der Rothemden aber, die
kleinen Leute mit den großen Idealen, sind die eigentlichen Verlierer
der vergangenen Schlacht. Was als gelenkter und von Ex-Premier
Thaksin bezahlter Protest begann, ist in den letzten Wochen und
Monaten zu einem umfassenden politischen Widerstand herangewachsen.
In einem buddhistischen Tempel hatten Hunderte der Demonstranten
Zuflucht gesucht, als das Militär am Mittwoch anrückte. Männer,
Frauen und Kinder. Gestern kamen sie verängstigt und gebrochen daraus
hervor. Was bleibt ihnen noch? Ihre Träume sind in Rauch aufgegangen.

Originaltext: BERLINER MORGENPOST
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
CVD
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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