(Registrieren)

Berliner Morgenpost: Israel bedroht sich vor allem selbst - Leitartikel

Geschrieben am 12-03-2010

Berlin (ots) - Israels Ministerpräsident Netanjahu kann sich
glücklich schätzen, dass die meisten Israelis noch nicht geboren oder
noch keine Bürger des Landes waren, als sich der Staat am Mittelmeer
im Juni 1967 anschickte, seine Nachbarn zu überfallen, weil ihm sonst
die Vernichtung gedroht hätte. Wären sie 1967 schon am Leben und
bewusst denkende Menschen gewesen, so wäre in den letzten Tagen ein
Aufschrei durch das Land gegangen, dessen Schall sämtliche Minister
von ihren Sesseln gefegt hätte.
Israel lebt aber nicht mehr im Krisenjahr 1967. Seine einstigen
Ideale werden kaum noch gepflegt. So kann sich seine Regierung im
Allgemeinen - Außenminister Lieberman und Innenminister Jischai im
Besonderen - weiter so rüpelhaft benehmen als seien Halbstarke am
Werk. Die Umgangsformen sind nebensächlich. Bedrohlich ist: Israel
steckt in einer Lage, die der in den Wochen vor dem Sechstagekrieg
gleicht, und verfügt in dieser dramatischen Situation über eine
Elite, deren Mitglieder zum Teil gegen die Interessen des Landes
arbeiten.
Damals wie heute stand der jüdische Staat vor der Gefahr, ausgelöscht
zu werden. Waren es vor gut 40 Jahren die Ägypter, die mit der
Sperrung der Meerenge von Tiran den israelischen Lebensnerv zu
zerreißen drohten, ist es heute der Iran, der das Land mit seinen
Atomwaffen gefährden wird. Israel verfügte damals über eine Führung,
die in der Lage war, die eigenen Fähigkeiten zu ermessen, um die
wenigen Verbündeten an sich zu binden und nie zu vergessen, dass zwei
Millionen Israelis rund 100 Millionen Arabern gegenüberstanden.
Israel heute leidet dagegen unter einer Führung, die nicht mehr
krisenfähig ist, weil sie ihre Stärken nicht einzuschätzen vermag.
Während die einen (wie der Außenminister) so tun, als sei Israel das
Sowjetimperium auf dem Höhepunkt seiner Macht, kümmern sich die
anderen (wie der Innenminister) nur um ihre nationalreligiösen
Belange. Dazwischen steckt Netanjahu. Er setzt auf die
außenpolitische Schwäche des US-Präsidenten und glaubt tun zu können,
was ihm beliebt. So darf sein Innenminister die USA, den wichtigsten
Verbündeten Israels, vor den Kopf stoßen - und das noch, während
Vizepräsident Biden im Land weilt.
Amerika hätte viele Möglichkeiten, Israel Probleme zu bereiten.
Allein ein amerikanisches Nichtstun würde sich in der mittelöstlichen
Region verheerend auswirken, zumal Teheran derzeit alles versucht,
die Hisbollah im Libanon zu einem Krieg gegen Israel zu bewegen, um
von sich selbst abzulenken.
1967 meisterten Mosche Dajan, Jizchak Rabin und Abba Eban die Krise.
Nach dem Sieg im Sechstagekrieg gab Außenminister Eban seinen
Landsleuten eine Lehre mit auf den Weg: "Dauerhafte Herrschaft über
eine andere Nation lässt sich nur durch eine Ideologie und Rhetorik
der Selbstherrlichkeit und Exklusivität rechtfertigen, die mit dem
moralischen Erbe des prophetischen Judaismus und des klassischen
Zionismus unvereinbar ist." Wo sind die Anhänger dieses Zionismus
heute? Sie wüssten, wie bedroht Israel ist, wenn es so weitermacht.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

256875

weitere Artikel:
  • WAZ: Dohnanyi zu Rot-Rot - Ordnungsruf. Kommentar von Tobias Blasius Essen (ots) - Es ist ein bemerkenswerter Zufall, dass Klaus von Dohnanyi seiner Partei nur einen Tag nach der wüsten Landtagsdebatte, die um Klärung des Verhältnisses von SPD und Linkspartei bemüht war, einen prägnanten Ordnungsruf schickt. Während im Parlament von aktiven Sozialdemokraten wortreich wenig zur rot-roten Option gesagt wurde, hat der frühere Hamburger Bürgermeister hoch oben auf dem Petersberg die verstohlene linke Liebelei klipp und klar als Vorstufe zum eigenen Untergang gebrandmarkt. Die SPD-Wahlkämpfer an Rhein und mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Selbst zur Zielscheibe gemacht Von Alexander Marinos = Düsseldorf (ots) - Da ist es wieder, das berühmt-berüchtigte Geschmäckle: Westerwelles Partner, ein Sport- und Show-Event-Organisator, begleitet den Außenminister ausgerechnet nach Brasilien, wo 2014 die Fußball-WM stattfindet. Bei einer Asienreise Westerwelles ist der Geschäftsführer einer Firma dabei, an der ein Bruder des Ministers beteiligt ist. Und im Reisetross des FDP-Chefs befinden sich Unternehmer, die zugleich FDP-Parteispender sind. Sind das für sich genommen Skandale? Nicht wirklich. Kann man dem Außenminister gar vorwerfen, mehr...

  • Ostthüringer Zeitung: Kommentar Ostthüringer Zeitung Gera Gera (ots) - Ostthüringer Zeitung Gera zu Westerwelle: Erst nachdem die Kritik an der Zusammensetzung der Südamerika-Delegation zum Sturmgebraus angeschwollen war, ließ Kanzlerin Merkel gestern erklären: Sie sei "überzeugt, dass der Bundesaußenminister in Übereinstimmung mit den Usancen und den Regeln vorgegangen ist". Nun ist das mit Überzeugungen so eine Sache. Exaktes Wissen wäre wohl besser. Für gewöhnlich hält man sich an die üblichen Regeln, die aber oft von Ausnahmen bestätigt werden. Vermutlich war also dieser Staatsbesuch mehr...

  • Neue Westfälische: Neue Westfälische Bielefeld: Missbrauch-Skandal in Deutschland Ellenbogen raus! JÖRG RINNE Bielefeld (ots) - Missbrauch, Misshandlung, Erniedrigung - kein Tag vergeht im März 2010, an dem nicht neue Fälle dieser Art in Deutschland bekannt werden. Zum Teil Jahrzehnte zurückliegend und sich jetzt tränenreich Bahn brechend, zum Teil aktuelle Übergriffe auf Kinder von unvorstellbarer Grausamkeit. Wirklich unvorstellbar? Sind es vermehrt Einzelfälle, die unsere Gesellschaft einfach ertragen und aushalten muss oder zwingt uns der Missbrauch-Skandal zum Innehalten, zum Nachdenken über unsere Evolution, unseren menschlichen Zustand? mehr...

  • Neue Westfälische: Neue Westfälische Bielefeld: Kritik an Westerwelle Majestätsbeleidigung ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN Bielefeld (ots) - Angela Merkels Verteidigung von Guido Westerwelles Reisepraxis klingt eher wie eine besorgte Belehrung als eine furiose Unterstützung. Die Kanzlerin setze bei der Auswahl von Unternehmern auf eine "repräsentative Auswahl und eine breite Streuung"- genau daran soll es aber bei Westerwelle hapern. Es müsste Westerwelle und der FDP zu denken geben, dass die Rückenstärkung aus der Union derart lau ausfällt. Aber auch das produziert wieder einmal nur dröhnende Selbstgewissheit. Westerwelle sieht sich als verfolgte Unschuld. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht