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Berliner Morgenpost: Die Jungministerin und die Pflegefälle - Leitartikel

Geschrieben am 03-03-2010

Berlin (ots) - Sie hat ja schon ein bisschen was ertragen müssen,
unsere neue Zufalls-Familienministerin, deren Berufung ja im Grunde
nicht geplant war, sondern das Ende einer Ereigniskette, die mit
einer Fehleinschätzung im fernen Kundus begann. Dass Kristina Köhler,
mittlerweile Kristina Schröder, kaum im Amt erst mal Hochzeit feiern
musste, war ein Statement, das aus ganz unterschiedlichen
Blickrichtungen zur Lästerei einlud. Das eingesessene Establishment
in Bund und Ländern ließ sich dann auch nicht lange bitten. Kaum 30
und schon Ministerin - dass konnte doch nicht mit rechten Dingen
zugehen.
Abgesehen davon, dass einigermaßen innovative Unternehmen mit
vergleichbar zukunftsorientierter Personalpolitik schon seit Jahren
ziemlich gute Ergebnisse erzielen, zeigt die Jungpolitikerin mit
ihrem ersten ernsthaften inhaltlichen Vorstoß, dass Merkels Wahl
nicht die schlechteste ist. Tummelte sich Vorgängerin Ursula von der
Leyen vorwiegend auf der Schokoladenseite ihres Ressorts - sie
kümmerte sich um berufstätige Eltern, familienfreundliche Betriebe
und die lieben Kinder -, geht Schröder gleich zu Beginn ihrer
Amtszeit dahin, wo's wehtut. Die Pflege älterer, hilfsbedürftiger
Menschen war noch nie ein Feld, auf dem Politiker reüssieren konnten
oder wollten. Pflege, das klingt immer noch nach Heim und
Bettlägerigkeit und Inkontinenz, nach Einsamkeit und Lebensende im
Zweifel.
Es ist ein Verdienst Kristina Schröders, dass sie sich dieses Themas
annimmt und dass sie versucht, dabei neue Wege der
Sozialpartnerschaft zu beschreiten. Wege, die eben nicht zwangsläufig
zu höheren Kosten für alle führen, sondern die uns, den Familien,
aber auch den Betrieben, stattdessen Flexibilität abnötigen. Wege,
die Möglichkeiten aufzeigen - und eben nicht staatliche Bevormundung.
Wege, die auch Einladungen sind, individuell oder betriebsspezifisch
Lösungen zu suchen. Wege, die am Ende aber immer ein Ziel haben
müssen: den Umgang der Gesellschaft mit den Älteren, mit den Hilfs-
und Pflegebedürftigen zu verbessern. Man kann der Jungministerin nur
Mut machen, diesen Weg weiterzugehen und sich nicht kirre machen zu
lassen von den üblichen Bedenkenträgern.
Der Versuch, Pflege auch innerhalb der Familien zu erleichtern, ist
eben nicht jenes leichtfertige Abschieben einer staatlichen Aufgabe,
wie es zumindest Teile der Opposition flugs behaupten. Im Gegenteil:
Es ist jede Anstrengung wert, das Leben nicht in einem Heim beenden
zu müssen, jede.
Und Arbeitszeitkonten, das müsste mittlerweile auch dem letzten
Mittelstandsfunktionär klar sein, sind nicht des Teufels
Kostentreiber. Sondern im Gegenteil das gebotene Mittel, um einen
Betrieb und seine Mitarbeiter flexibel, produktiv und
verantwortungsbewusst auf die unterschiedlichsten Herausforderungen
in einer sich immer schneller verändernden Gesellschaft reagieren zu
lassen.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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