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Westdeutsche Zeitung: Kölner U-Bahn-Bau: Wenn der Sparzwang im Desaster mündet = Von Christoph Lumme

Geschrieben am 16-02-2010

Düsseldorf (ots) - Als gestern Nacht überall in der Stadt der
Nubbel brannte und damit die vielen kleinen Sünden der tollen Tage in
Flammen aufgingen, war allen Kölnern klar: Der Frevel, der beim Bau
der U-Bahn begangen wurde, wird so leicht nicht zu entsorgen sein.
Das Tragische am Kölner U-Bahn-Desaster ist: Es erscheint unmöglich,
einen Nubbel zu finden, einen, der die alleinige Schuld trägt, den
man bestrafen kann und dessen Geständnis allen verdeutlicht, welche
Sünden begangen wurden und welche Sicherheitsrisiken sich daraus
ableiten lassen. Die suspendierten Bauleiter stehen zwar im Verdacht,
Messdaten gefälscht zu haben, doch die fehlenden Eisenbügel bleiben
lediglich ein Mosaikstein, der das Desaster in seiner Gesamtheit
nicht erklärt.
Überhaupt sollte man in Köln nicht versuchen, die grundsätzliche
Schuld bei einzelnen Personen zu suchen. Wenn so viele Pannen, so
viel Pfusch und kriminelle Machenschaften ein städtebauliches
Großprojekt im Chaos versinken lassen, dann muss ein Systemfehler
vorliegen, der dies alles erst ermöglicht. Dabei macht man es sich zu
einfach, diesen Systemfehler stereotyp beim Kölschen Klüngel zu
suchen.
Worüber geredet werden muss: In Köln gibt es kein Tiefbaudezernat
mehr. Dessen Experten waren bis zum Jahr 2000 dafür verantwortlich,
die Großbaustellen der Stadt zu kontrollieren. Nun kontrollieren die
Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) sich selbst - diejenigen also, welche
zugleich die Pläne erstellen. Das ist fahrlässig. Zudem hat die
Kostenexplosion beim U-Bahn-Bau dazu beigetragen, dass sich die
billigsten, nicht die solidesten Lösungen durchsetzten. Heute wird
die meiste Arbeit durch ein Geflecht billig eingekaufter
Subunternehmen erledigt, das sich kaum noch zentral steuern,
geschweige denn kontrollieren lässt.
KVB und Stadt müssen eine vertrauenswürdige Bauaufsicht schaffen, ein
Kontrollsystem, dessen erste Aufgabe es sein wird, eine umfassende
Schadensbilanz zu ziehen. Und KVB und Stadt müssen sich eingestehen,
dass der Rotstift der Hauptverantwortliche des Desasters ist.
Das Chaos von Köln ist somit ein Lehrstück auch für andere Städte,
weil es zeigt: Der Zweck heiligt nicht immer die Mittel.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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