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Lausitzer Rundschau: "Runder Tisch Heimerziehung" legt Zwischenbericht vor Aufarbeiten und entschädigen

Geschrieben am 22-01-2010

Cottbus (ots) - Als das Ausmaß der Misshandlung von Heimkindern
in Irland offenbar wurde, löste das dort fast eine Staatskrise aus.
Gemessen an der Bevölkerungszahl ist der Kreis der Betroffenen in
Deutschland überhaupt nicht kleiner. Und auch bei der Schwere der
Übergriffe, von folterähnlichen Strafen über Zwangsarbeit bis hin zu
Vergewaltigungen, gibt es kaum Unterschiede. So kann man es
jedenfalls dem gestern vorgestellten Zwischenbericht des "Runden
Tisches Heimerziehung" entnehmen. 750000Kinder und
Jugendliche wurden in den 50er- und 60er-Jahren in geschlossene,
meist kirchliche Heime der alten Bundesrepublik gesteckt. Viele von
ihnen haben Schlimmes erlebt. Das große Verdienst des Runden Tisches
ist es, dass er dieses verschämte Leiden öffentlich gemacht hat, und
dass viele jetzt zu berichten beginnen.
Im Unterschied zu Irland wurden in Deutschland die Missstände Anfang
der 70er-Jahre praktisch überall abgestellt. Niemand, der heute Heime
betreibt, kann etwas für die damaligen Vorkommnisse. Die alten
Erzieher gibt es nicht mehr, die Straftaten sind längst verjährt.
Zudem war die damalige Heimerziehung anders als bei der Zwangsarbeit
der Nazis nicht von vornherein und systematisch Unrecht. Sondern sie
war Ausdruck der Erziehungsmethoden jener Zeit. Auch war es nicht
überall gleich schlimm. Eine pauschale Entschädigung analog zur
Zwangsarbeiterentschädigung wäre daher nicht berechtigt.
Und trotzdem ist Unrecht geschehen, trotzdem muss es wieder gut
gemacht werden. Der erste und wichtigste Schritt ist es, nun auch auf
lokaler Ebene, in allen Heimen und Kirchenkreisen, kleine
"Wahrheitsfindungskommissionen" einzurichten und die Vergangenheit
aufzuarbeiten.
Dazu gehört auch, dass man den Betroffenen Einsicht in ihre Akten
gibt. Und zweitens sollte es an einer Stelle doch eine pauschale
Lösung geben: Bei der Rente. Da die meisten während ihres
Zwangsaufenthaltes in den Heimen nicht sozialversichert arbeiten
konnten, sollten ihnen diese Zeiten nachträglich anerkannt werden.
Das würde ihnen wenigstens jetzt, im Alter, helfen. Denkbar wäre eine
Regelung analog zur SED-Opferrente oder zum Gesetz über die
berufliche Rehabilitierung für Opfer politischer Verfolgung in der
DDR. Der Vergleich mag nicht jedem gefallen. In der alten
Bundesrepublik war tatsächlich nicht eine Partei und ein System
schuld an dem Leiden, sondern der Zeitgeist, der zum System wurde.
Für die Heiminsassen aber war das Ergebnis genau das Gleiche.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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