(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: In gerader Linie Die geplante Ablösung des Menschenrechtsbeauftragten

Geschrieben am 09-12-2009

Cottbus (ots) - Deutschland hat kein Problem mit den
Menschenrechten. Sie werden hierzulande geachtet und nirgendwo
systematisch verletzt. Deutschland hat aber ein Problem mit seiner
Menschenrechtspolitik. Dort also, wo es um positive Aktivitäten für
die Menschenrechte geht. Dort, wo es darum geht, wie viele sich
aufregen, wenn sie von Verletzungen hören. Und was der Staat dann
macht. Was ist zum Beispiel damit, dass Kinder von Migranten in
Deutschland, ob sie hier geboren sind oder nicht, geringere
Bildungschancen haben als Deutsche? Was ist mit den No-Go-Areas für
Ausländer in manchen Gegenden? Und was ist mit der Außenpolitik? Zwei
Augen zu bei China, wegen der guten Geschäfte. Bei Russland dasselbe.
Nicht allzu laut beim Iran, wegen des Atomkonflikts. Kein Wort über
das Schicksal der Palästinenser gegenüber Israel. Stillschweigen über
Guantànamo. Und was im südlichen Mittelmeer mit den Bootsflüchtlingen
geschieht - Schwamm drüber.
Vor diesem Hintergrund wird eine kleine Personalie der neuen
Regierung interessant. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) möchte
den in seinem Amt angesiedelten Menschenrechtsbeauftragten der
Bundesregierung, den CDU-Politiker und einstigen DDR-Bürgerrechtler
Günter Nooke, ablösen. Ein Menschenrechtsbeauftragter mit der
persönlichen Erfahrung von Menschenrechtsverletzungen - nur in
wenigen Staaten, die große Umwälzungen hinter sich haben, ist das
möglich. Darunter auch Deutschland, wegen der DDR-Geschichte. Guido
Westerwelle wird seine Probleme haben, in der FDP jemanden zu finden,
der einen vergleichbaren Hintergrund hat. Westdeutsche Liberale haben
als schlimmste Menschenrechtsverletzung allenfalls die Erhebung des
Solidarzuschlags auf die Einkommensteuer erlebt. Und bei den
Ost-Liberalen ist auch wenig zu holen, das war eine Blockpartei. Wozu
also Nooke ablösen? Bloß weil man jetzt die Macht hat, den Posten
selbst zu vergeben? Weil jemand versorgt werden soll? Nooke hat nicht
unbedingt medial geglänzt in dem Amt, aber Akzente gesetzt. Vor allen
Dingen hat er das Primat der Menschenrechte in der Außen- und
Entwicklungspolitik eingefordert, auch gegenüber Russland und China.
Das war unbequem, weil es direkt aus dem Außenamt kam, das störte und
stört. Aber es war geradlinig, und Geradlinigkeit ist das, was
Deutschland auf diesem Feld brauchen kann - eine Linie, die sich
direkt aus der Erfahrung der Unterdrückung speist. Westerwelle sollte
seine Absicht überdenken. Heute, am internationalen Tag der
Menschenrechte, ist dazu eine gute Gelegenheit.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

241645

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Tatsächlich mehr Transparenz Brandenburger Kommission gibt Diäten-Empfehlungen Cottbus (ots) - Was gestern in Potsdam die vom Landtag berufene Kommission zu den Abgeordnetenbezügen auf den Tisch legte, hätte besser kaum noch ausfallen können. Die Vorschläge laufen zwar auf eine saftige Erhöhung der bisherigen Diäten hinaus, beschneiden aber endlich den undurchsichtigen Dschungel an Privilegien, mit denen die Volksvertreter bislang ihre tatsächlichen Einkünfte kaschieren konnten. Denn die Altersversorgung der Abgeordneten ist im Bund wie in den meisten Bundesländern nicht nur der Höhe wegen ein Skandal. Sie ist mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Europa / Deutschland / Korruption Osnabrück (ots) - Stumpfes Schwert Nur langsam mahlen die Mühlen der Gesetzgebung. Wenn es um die Parlamentarier selbst geht, stocken sie sogar schon mal auf peinliche Weise, wie sich jetzt wieder zeigt. Bereits im Jahr 2003 ist Deutschland der UNO-Konvention gegen Korruption beigetreten. Danach hätte der Straftatbestand der Abgeordnetenbestechung eigentlich längst schärfer gefasst werden müssen. Doch geschehen ist bislang nichts, weshalb es nun eine berechtigte Rüge des Europarats setzt. Fest steht: Der einschlägige Paragraf 108e mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Bildung / Hochschulen Osnabrück (ots) - Nicht ausbremsen Bologna gilt als Vorreiter der Bildung in Europa. Die 1088 dort gegründete Universität zählt zu den ältesten in der westlichen Welt. Doch aufgrund des europäischen Hochschulreformprozesses, der vor zehn Jahren in der italienischen Stadt begonnen wurde, steht Bologna nur noch für Ärger und Proteste. Nach den massiven Demonstrationen der Studenten mit argumentativer Unterstützung von Professoren bleibt den Kultusministern heute gar keine andere Wahl, als bei der vielfach kritisierten Studienreform mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Bundeswehr / Kabinett Osnabrück (ots) - Wo sind die Ergebnisse? Wieder geht es in die Verlängerung. Für die Seeräuberbekämpfer der Bundeswehr vor der Ostküste Afrikas wie für die Hüter der Friedhofsruhe im Zwei-Staaten-Land Bosnien. Jedenfalls deutet nichts darauf hin, dass das Parlament diesen Wunsch der Regierung abschlagen wird. Zumal nirgendwo erkennbar ist, dass der Bundestag - von den sehr wenigen rühmlichen Ausnahmen einzelner Abgeordneter abgesehen - endlich nach Ergebnissen fragt. Die Antworten wären ernüchternd - speziell für den Bundestag selbst, mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu USA / Gesellschaft / Minderheiten Osnabrück (ots) - Nur ein kleiner Schritt Drei Milliarden Dollar Entschädigung sollen Indianer in den USA für erlittenes Unrecht erhalten. Das klingt zunächst aufsehenerregend und gerecht. Bei genauer Sicht ist es aber nur ein kleiner Schritt zur angestrebten Versöhnung mit den amerikanischen Ureinwohnern. Denn was sich nach jahrelangem Rechtsstreit abzeichnet, ist für 300000 Indianer ein Ausgleich für entgangene Einnahmen aus der Förderung von Öl und Gas auf eigenem Land. Doch was ist mit den restlichen dreieinhalb Millionen Indianern mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht