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Berliner Morgenpost: Klimagipfel unter Erfolgszwang

Geschrieben am 06-12-2009

Berlin (ots) - Wenn es eines Belegs bedürfte für die Tatsache,
dass sich die Dinge mittlerweile sehr zügig ändern, dann sollte man
sich die Vorberichte über den heute beginnenden Klimagipfel in
Kopenhagen beugen. Von einem US-Präsidenten ist dort die Rede, der
darauf hoffen lasse, dass dieses Spitzentreffen den Durchbruch
bringen könnte für einen effizienten internationalen Klimaschutz. Von
sogenannten Schwellenländern, die ihre Kohlendioxidemissionen
absenken wollen bei anhaltendem wirtschaftlichen Erfolg. Von einem
deutschen Umweltminister, der der CDU angehört, aber mehr Werbung für
eine ernsthafte Klimaschutzpolitik macht als der überzeugteste
Umweltschützer. Demnächst, so könnte man vermuten, wird der smarte
Norbert Röttgen noch als Greenpeace-Aktivist vom Brandenburger Tor
grüßen. Das war so kaum vorhersehbar, wenn man sich an die Anfänge
der Öko-Bewegung erinnert, an Wollsocken und Jesuslatschen.
Die Weltpolitik ist ergrünt im letzten Jahrzehnt, keine Frage, Bio
gehört zum guten Ton und selbst in der Union traut sich kaum noch
einer, ein gutes Wort für die "Übergangstechnologie" Kernkraft
einzulegen.
Man könnte jetzt böswillig unterstellen, dass es sich bei dieser
fortschreitenden Ökologisierung des Politischen um eine der üblichen
Modeerscheinungen handelt, denen gesellschaftliche Entwicklungen auch
auf höchster Ebene unterworfen sind. Ein Politiker, der heutzutage
sagen würde, dass ihm die Umwelthysterie auf den Nerv gehe und ihm
Kopenhagen deshalb komplett schnuppe sei, wäre bei ziemlich vielen
Wählern untendurch. Umweltschutz ist eine gesellschaftliche
Grundwelle, der sich auf Zustimmung angewiesene, demokratisch
gewählte Repräsentanten derzeit nur sehr schwer entziehen können.
Umweltpolitische Bekenntnisse, so könnte man es auch ausdrücken, sind
also ziemlich wohlfeil in diesen Tagen.
Leider verhält es sich mit großer Wahrscheinlichkeit anders:
Klimaschutz ist die pure Notwendigkeit, der sich angesichts von Daten
und Prognosen kein Politiker entziehen kann, der es einigermaßen gut
meint mit der Spezies Mensch. Die fortschreitende Erwärmung unseres
Klimas kann mittlerweile auch ein Laie wahrnehmen, die
wissenschaftlichen Projektionsverfahren, die die Folgen dieser
Entwicklung prognostizieren, sind hinreichend exakt, ihre Ergebnisse
unter dem Strich niederschmetternd, selbst wenn es am Ende nicht ganz
so schlimm stehen sollte wie von vielen befürchtet.
Insofern ist nur zu begrüßen, dass die Gipfelteilnehmer sich vor
Beginn ihrer zwölftägigen Klimakonferenz selbst einen erheblichen
Erfolgsdruck auferlegt haben. Nach all den Beteuerungen und
Terminplanänderungen, nach all den großen Worten der vergangenen Tage
muss Kopenhagen ein Erfolg werden, wenn sich die politische Elite
dieser Welt nicht auf die Knochen blamieren möchte. Ein "historisches
Übereinkommen" werde man treffen, kündigte UN-Generalsekretär Ban
Ki-moon an. Man sollte ihn beim Wort nehmen.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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