(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Der schamlose Durchgriff aufs ZDF Staatsferne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist eine Farce Von Friedrich Roeingh =

Geschrieben am 24-11-2009

Düsseldorf (ots) - Eigentlich muss man Roland Koch dankbar sein.
So schamlos wie der hessische Ministerpräsident hat noch niemand
offen gelegt, wie sehr die Parteien den öffentlich-rechtlichen
Rundfunk als ihre Spielwiese betrachten. Es war schon eine gehörige
Portion Chuzpe im Spiel, als der stellvertretende Vorsitzende des
ZDF-Verwaltungsrats Chefredakteur Nikolaus Brender vor Monaten sein
Misstrauen aussprach. Doch offenbar kann selbst der Proteststurm, den
diese angekündigte Demontage eines unbequemen, weil unabhängigen
Journalisten ausgelöst hat, die Unionsmehrheit in den ZDF-Gremien
nicht von ihrem verfassungswidrigen Durchgriff abhalten.

Wenn in den vergangenen Wochen prominente ZDF-Moderatoren,
renommierte Staatsrechtler und nun auch namhafte Print-Chefredakteure
die Staatsferne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks anmahnen, könnte
das allerdings darüber hinwegtäuschen, dass diese in der ARD und ganz
besonders beim ZDF seit jeher mit Füßen getreten wird. Macht sich die
Politik in den Länderanstalten noch die Mühe, ihren personellen
Durchgriff auf die Schaltstellen der Sender über rote und schwarze
"Freundeskreise" zu organisieren, so sitzen beim ZDF die
Ministerpräsidenten persönlich in der ersten Reihe. Und offenbar sind
Koch und Co. fest entschlossen, allen Protestrufen zum Trotz den
Störenfried Brender an diesem Freitag auszusondern.

Diese Rechnung wird wohl aufgehen, weil es offenbar keinen Kläger
gibt, der diesen Durchgriff ahnden lassen könnte. Denn nicht die
Gebührenzahler können das Bundesverfassungsgericht anrufen, das dem
öffentlich-rechtlichen Rundfunk stets gewogen war, sondern allein die
Akteure in dieser geschlossenen Gesellschaft.

Der zaudernde ZDF-Intendant Markus Schächter hat sich bereits in
tragischer Weise selbst demontiert, indem er zwar an seinem
Kandidaten Brender festgehalten hat, einen Gang nach Karlsruhe aber
ohne Not ausschloss. Allein die SPD-Vertreter im Fernsehrat könnten
dem ZDF nun noch mit einer Klage die Freiheit verschaffen, die es zu
seiner Daseinsberechtigung braucht. Sie würden mit einem
Grundsatzurteil allerdings an den Ästen sägen, auf denen sie selbst
in den Sendern sitzen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

238667

weitere Artikel:
  • Südwest Presse: Kommentar zum Thema Konjunktur Ulm (ots) - Schön, dass sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft immer mehr aufhellt nach dem tiefen Absturz der Konjunktur im ersten Halbjahr. Vor diesem Hintergrund kann der Optimismus auch gar nicht groß genug sein, um der heimischen Wirtschaft den Schwung zu verpassen, der sie möglichst rasch aus dem tiefen Tal herausführt. Nur für sich genommen nützen auch die besten Stimmungswerte seit mehr als einem Jahr nicht viel. Die neue Zuversicht muss schon auch in der Realwirtschaft ankommen. Doch da hapert es noch immer. Höchste Zeit mehr...

  • Neue Westfälische: Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR GM will deutsche Opel-Standorte erhalten Zurückhaltung PETER JANSEN, DÜSSELDORF Bielefeld (ots) - Das Wechselbad der Gefühle, das die Beschäftigten bei Opel in Bochum und an den anderen Standorten in Deutschland und Europa durchleiden, nimmt kein Ende. Nach den Gesprächen von Opel-Chef Nick Reilly mit den Ministerpräsidenten von NRW und Rheinland-Pfalz, Jürgen Rüttgers (CDU) und Kurt Beck (SPD), ist die Stimmung wieder besser als unmittelbar nach der Weigerung von GM, seine europäische Tochter an Magna zu verkaufen. Weder das Werk in Bochum noch das in Kaiserslautern will Reilly aufgeben. Doch längst nicht alle scheinen mehr...

  • Neue Westfälische: Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Hochschulen Ungeduld BERNHARD HÄNEL Bielefeld (ots) - Als Hackfleisch in der Bolognese bezeichneten sich Studierende, die gestern am Rande der Hochschulrektorenkonferenz ihre Aktionen für bessere Studienbedingungen fortsetzten. Griffiger lässt sich nicht ausdrücken, was der Bologna-Prozess bewirkte: überfrachtete und verschulte Studiengänge statt strukturierten Wissenserwerb oder gar kritische Reflexion. Wie immer, wenn etwas schlecht geraten ist, trägt niemand die Verantwortung oder schiebt sie auf andere ab. So auch HRK-Präsidentin Wintermantel, die die Studierenden in mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Bundesaußenminister Westerwelle zu Besuch in Nahost Deutschlands Sonderrolle Cottbus (ots) - Der  deutschen Politik ist es in den vergangenen Jahren mithilfe kluger Diplomaten gelungen, wegen der gewaltigen geschichtlichen Belastung eine besondere, eine zuweilen auch hilfreiche Rolle zu spielen bei den Bemühungen, den Konflikt im Nahen Osten zu entschärfen. Unter den früheren Außenministern Joschka Fischer (Grüne) und Frank-Walter Steinmeier (SPD) trug dazu auch die persönliche Glaubwürdigkeit bei. Denn beide standen für die Einsicht, dass der nationalsozialistische Völkermord nur dann in seiner ganzen mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Ethikrat nimmt Stellung zur anonymen Geburt Das Recht auf Herkunft Cottbus (ots) - Noch ist offen, wie sich der Deutsche Ethikrat am morgigen Donnerstag entscheiden wird. Seine Stellungnahme soll klären, ob eine rechtliche Grundlage geschaffen werden sollte, die anonyme Geburten und das Betreiben von Babyklappen legalisiert. Denn noch verstoßen Kliniken, die Müttern auf diese Art helfen, gegen mehrere Gesetze. Dazu gehört ein im deutschen Grundgesetz verankertes Recht auf Kenntnis der eigenen Herkunft. In Frankreich etwa ist das anders. Dort wurden seit dem Krieg etwa 400000 Menschen anonym geboren. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht