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Stellungnahme der DGPhil zu BA-/MA-Reform

Geschrieben am 20-11-2009

Köln (ots) - Die Deutsche Gesellschaft für Philosophie warnt im
Gefolge der Umstellung des Philosophie-Studiums auf modularisierte
Studiengänge vor einer Beschädigung der geisteswissenschaftlichen,
speziell der philosophischen, Fächerkultur. Diese Warnung richtet
sich an die Wissenschaftspolitik, die Hochschulleitungen, aber auch
an die philosophischen Departments.

Die Deutsche Gesellschaft für Philosophie hat die Problematik auf
ihrer letzten Vorstandssitzung ausgiebig diskutiert. Dabei stellte
sich als einhellige Meinung heraus:

1) Das hohe Maß an Verschulung der Studiengänge lasse an den
meisten deutschen Universitäten zu wenig Raum für das
Selbststudium.

2) Die Möglichkeiten der Fächerkombination seien an den meisten
deutschen Universitäten empfindlich eingeschränkt worden, was
besonders die fakultätsübergreifenden Kombinationen betrifft.
Das Studium der Wissenschaftstheorie erfordere jedoch ein
naturwissenschaftliches Nebenfach, das Studium der Logik,
Kenntnisse in Mathematik, das Studium der antiken Philosophie
Griechisch etc. Zudem seien es oft gerade die exotischen
Fächerkombinationen, die den Absolventen
geisteswissenschaftlicher Studiengänge den Weg in den Beruf
ebneten.

3) Der Bachelorabschluss nach sechs Semestern sei transatlantisch
in der Regel nicht konkurrenzfähig.

Die Deutsche Gesellschaft für Philosophie empfiehlt, die sich
jetzt eröffnenden Chancen einer frühzeitigen Reform der
(Bologna-)Reform in den Philosophie-Departments zu nutzen und gibt
dazu drei Hinweise:

1) Die Verschulung sollte im Zuge einer Reform der Reform soweit
als möglich zurückgenommen werden, ohne die Zweistufigkeit
abzuschaffen. Das Verhältnis ECTS Punkte zu
Semesterwochenstunden sollte hinreichend hoch sein, um dem
Selbststudium Raum zu geben. Die für geisteswissenschaftliche
Studien charakteristischen Leistungen, wie mündliche Vorträge
und schriftliche Hausarbeiten, die in der vorlesungsfreien Zeit
abgefasst werden, sollten zulässig sein und durch die
zeitlichen Vorgaben (Abgabe der Notenlisten schon vier Wochen
nach dem Ende der Vorlesungszeit) nicht behindert werden.

2) Grundsätzlich sollte die Kombination aller Fächer mit dem
Hauptfach Philosophie möglich sein, auch natur- und
technikwissenschaftliche Fächer, Mathematik oder Jurisprudenz.
Um das zu ermöglichen, muss die Bedingung der
überschneidungsfreien Studierbarkeit entfallen sowie die starre
zeitliche Anordnung der Module und Lehrveranstaltungen
abgemildert werden.

3) Die von der KMK jetzt eingeräumte Option eines sieben- oder
achtsemestrigen BA-Studiums eröffnet neue Spielräume, die auch
in den philosophischen Departments genutzt werden sollten. Das
konsekutive Master-Studium verkürzt sich durch eine
Verlängerung auf vier Jahre BA Studium von vier auf zwei
Semester. Dieser Nachteil wird bei nicht-konsekutiven
Masterstudiengängen vermieden, denn diese können nach den
Bologna-Vorgaben auch weiterhin viersemestrig sein. Die
Nachteile eines zweisemestrigen konsekutiven Masterstudiums
Philosophie fallen weniger ins Gewicht, wenn das Master und
PhD-Studium als eine Einheit angesehen und eine direkte
Promotion nach dem BA ermöglicht wird.

Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Philosophie

Originaltext: Deutsche Gesellschaft für Philosophie e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/77981
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_77981.rss2

Pressekontakt:
Geschäftsstelle der DGPhil
Tel.: 0221/470-6360


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