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Bain-Studie zum "Next Generation"-Wettbewerb im Telekommunikationssektor / Ausbau der Breitbandnetze: Wettbewerbs- oder politikgetrieben?

Geschrieben am 19-11-2009

München/Zürich (ots) - Soll der Ausbau der Breitbandnetze dem
organischen Marktwachstum überlassen werden? Oder ist es Aufgabe des
Staates, diese Entwicklung zu steuern - unter Umständen sogar auf
Kosten der betriebswirtschaftlichen Vernunft? Die Antwort kann
letztlich nur die Politik geben. Eine neue Studie von Bain & Company
untersucht die Treiber der Marktentwicklung wie Technologie,
Kundennachfrage, Regulierung und Wettbewerbsdynamik und liefert eine
fundierte Grundlage zur aktuellen Diskussion über die "Next
Generation"-Telekommunikationsnetze, wie zum Beispiel Glasfaser.

- Mehrere, parallele Festnetzinfrastrukturen in den meisten
Märkten aus wirtschaftlicher Sicht schwierig
- Zwei Festnetzinfrastrukturanbieter zur Förderung des technischen
Fortschritts das beste Szenario für Großteil der regionalen
Märkte
- Dynamischer Infrastrukturwettbewerb führt effizienter zu
schnellerem Netzausbau mit höheren Bandbreiten als staatliche
Vorgaben
- Netzausbau nur dann rentabel möglich, wenn Kunden auch bereit
sind, für höhere Bandbreiten zu zahlen

Wettbewerb fördert Netzausbau und technischen Fortschritt

Das Interesse der öffentlichen Hand, möglichst flächendeckend
Breitbandzugänge anzubieten, ist enorm. Die EU hat sich unter dem
Titel "Digital Europe" ambitionierte Ziele gesteckt und plant eine
hundertprozentige Breitbandabdeckung der Haushalte bis 2013.
Gleichzeitig ist in Ländern wie der Schweiz großer Aktivismus der
Städte und Gemeinden zu verzeichnen. Insbesondere Elektrizitätswerke
befassen sich hier mit erheblichen Investitionsvorhaben in
Glasfaserinfrastrukturen. Bedeuten diese Initiativen, dass der
marktwirtschaftliche Wettbewerb bisher nicht zu den politisch
gewünschten Ergebnissen geführt hat?

Der Blick auf die Fakten zeigt ein differenzierteres Bild. Eine
aktuelle Studie der Strategieberatung Bain & Company in
Zusammenarbeit mit dem internationalen Kabelnetzbetreiber Liberty
Global, Inc. kommt zu dem Ergebnis, dass in Ländern mit zwei
konkurrierenden Anbietern von Festnetzzugangsinfrastrukturen
Innovationen schneller vorangetrieben werden. So erreichen
beispielsweise in den Niederlanden, in Belgien und in der Schweiz
zwei Festnetzzugangsinfrastrukturen über 80 Prozent der Bevölkerung,
was zu 30 Prozent höheren durchschnittlichen
Breitbandgeschwindigkeiten als in anderen westeuropäischen Märkten
geführt hat. Umgekehrt weisen die europäischen Länder mit dem
geringsten Wettbewerb bei der Festnetzzugangsinfrastruktur auch die
geringste Bandbreite und Internetverbreitung auf.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass sich eine derartige
Wettbewerbsdynamik vor allem in Ländern entwickeln kann, in denen
Telekommunikationsunternehmen, Kabelnetzbetreiber und in bestimmten
Regionen auch neue Glasfasernetzbetreiber in direktem Wettbewerb
stehen. Diese Unternehmen konkurrieren zunehmend in der gesamten
Breite der Telekommunikationsdienste wie beispielsweise TV oder
Sprach- und Breitbandkommunikation. Märkten mit nur einer
Festnetzzugangsinfrastruktur fehlt diese Wettbewerbsdynamik. Oft sind
sie darüber hinaus auch stärker reguliert. "Infrastrukturwettbewerb
führt eher dazu, dass höhere Bandbreiten effizienter und der
Nachfrage entsprechend zur Verfügung gestellt werden, als es bei
einer 'Top-Down'-Zielsetzung der öffentlichen Hand vermutlich der
Fall wäre", sagt Dr. Jens Schädler, Partner und
Telekommunikationsexperte bei Bain & Company.

Neben den regulatorischen Rahmenbedingungen bestimmen auch die
erforderlichen Investitionsvolumen das Engagement der möglichen
Akteure. Die Investitionskosten für flächendeckende ultraschnelle
Breitbandnetze bewegen sich zwischen 65 Euro und 1.500 Euro pro
Haushalt, abhängig von der vorhandenen Infrastruktur und
Bevölkerungsdichte. Kabelnetze (basierend auf DOCSIS 3.0) haben
Kostenvorteile, da die Erstinvestition für ein Bandbreitenangebot von
circa 100 Mbit/s erheblich geringer ist als für die Aufrüstung
traditioneller Telekommunikationsnetze auf FTTH (Fiber-To-The-Home).
Untersuchungen beziffern die nötigen FTTH-Investitionen auf 70
Milliarden Euro für Deutschland und 40 Milliarden Euro für Frankreich
oder Großbritannien. Die Analysen von Bain zeigen, dass bei einer
großflächigen Aufrüstung der Netze die Ausgaben der europäischen
Haushalte für Telekommunikationsdienste um 57 Prozent bei FTTH, 19
Prozent bei VDSL und 11 Prozent bei DOCSIS 3.0 steigen müssten, damit
die Infrastruktureigentümer die hohen Investitionen amortisieren
können.

Was sind die Kunden bereit zu zahlen?

Sind die Nutzer bereit, für den Mehrwert ultraschneller
Verbindungen auch entsprechend mehr zu zahlen? Hier ist laut Studie
Vorsicht geboten. Experten prognostizieren, dass der Bedarf an
schnellen Netzen in Zukunft zwar steigen wird - insbesondere aufgrund
von Entertainmentangeboten - jedoch die bereits heute existierende
Infrastruktur diesen Anforderungen noch für die nächsten Jahre
genügen wird: Für den Großteil der Haushalte reichen 30 bis 40 Mbit/s
für die parallele Nutzung heute bekannter Breitbanddienste aus. "Bei
der unsicheren Entwicklung der Nachfrage nach bandbreitenintensiven
Anwendungen wird Innovation wahrscheinlich technologieorientiert
erfolgen und nicht das Ergebnis einer steigenden Verbrauchernachfrage
sein", glaubt Jens Schädler. Letztendlich sollte die Bereitschaft der
Nutzer, für schnellere Bandbreiten auch zu zahlen, ausschlaggebend
sein, wann Investitionen in Netzaufrüstungen tatsächlich erfolgen.
"Zwar kann sich die Politik von dieser betriebswirtschaftlichen
Richtschnur jederzeit entfernen, sie sollte aber immer die damit
verbundenen Kosten und wirtschaftlichen Risiken im Blick behalten",
so Schädler.

Die Studie zeigt, dass sich aufgrund des hohen Investitionsbedarfs
und im Hinblick auf die Rentabilität auf nationaler Ebene mehr als
zwei schnelle Breitbandnetze kaum rechtfertigen lassen - außer in
sehr dicht besiedelten städtischen Gebieten. Das mag aus
wettbewerbspolitischer Sicht gemischte Reaktionen hervorrufen. Die
Praxis zeigt jedoch, dass dieser Ansatz oft zu einem dynamischeren
Wettbewerb führt als der Konkurrenzkampf mehrerer Service Provider
oder kleinerer regionaler Anbieter.

Originaltext: Bain & Company
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/19104
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_19104.rss2

Pressekontakt:
Leila Kunstmann-Seik
Karlspl. 1, 80335 München
Email: leila.kunstmann@bain.com
Tel: 089 5123 1246


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