(Registrieren)

WAZ: Welternährungsgipfel - Beten allein hilft nicht. Leitartikel von Silke Hoock

Geschrieben am 16-11-2009

Essen (ots) - Niemand aus der Runde der führenden
Industrienationen (G8) - bis auf den gastgebenden Ministerpräsidenten
Silvio Berlusconi - ist nach Rom gereist. Angela Merkel nicht,
Nicolas Sarkozy nicht, und Barack Obama ist in China. Dabei soll es
beim Welternährungsgipfel, der am Sitz der UN-Organisation für
Landwirtschaft und Ernährung (FAO) stattfindet, doch um die
Bekämpfung des Hungers in der Welt gehen. Aber das Fernbleiben der
Politiker ist auch ein Bekenntnis. Nämlich dazu, welchen Stellenwert
sie den Hungernden einräumen. Ihr Anfang des Jahrtausends
proklamiertes Ziel, die Zahl der Hungernden von damals noch 840
Millionen Menschen bis zum Jahr 2015 zu halbieren, erweist sich als
Lippenbekenntnis.

Aktuell hungern eine Milliarde Menschen - vor allem in Asien und
Afrika. Alle sechs Sekunden stirbt ein Kind an Unterernährung. Wer
angesichts dieser Zahlen und der wachsenden Weltbevölkerung keinen
Handlungswillen zeigt, handelt menschenverachtend. Wer das
Halbierungsziel erneut beschwört, ist nicht ernst zu nehmen.

Den 60 Staatschefs aus 191 Nationen den Handlungswillen
abzusprechen, mögen diese als ungerecht empfinden. Immerhin geißelten
sie den Hunger als "Schandfleck". Immerhin verpflichteten sie sich,
Gelder für Entwicklungshilfe in länderspezifische Projekte zu
investieren. Immerhin wollen sie die Bauern in den
Entwicklungsländern in die Lage versetzen, ihre Produktivität zu
erhöhen. Aber leider fehlt es in der gestern gemachten Erklärung an
konkreten Zielen und Zahlen. Allein das Problem erkannt zu haben,
reicht nicht, um die Menschen satt zu machen. Oder die im Überfluss
vorhandenen Lebensmittel gerecht zu verteilen.

Jetzt müssen die Staatschefs den Mut haben, jenen
Lebensmittelmultis die rote Karte zu zeigen, die Nutznießer der
offenen Märkte sind. Die die armen Länder mit ihren Produkten
überschwemmen, den Saatgutmarkt kontrollieren und die Preise kaputt
machen. Die in großem Maße Anbauflächen kaufen, um Pflanzen für die
Gewinnung von Biodiesel anzubauen. Immer zum Schaden der Kleinbauern,
die dringend Hilfe benötigen. Damit sie ihre Produkte wieder in ihrem
Dorf verkaufen und davon leben können. 80 Prozent (!) der Hungernden
sind Bauern aus Entwicklungsländern.

Papst Benedikt XVI. hat den Gipfel-Teilnehmern die Leviten
gelesen. Sie sollen endlich handeln. Selbst der Heilige Vater setzt
angesichts des elenden Problems nicht mehr allein auf die Kraft des
Gebets.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

237122

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Eine Vignette für Europa Kommentar Von Martin Kessler Düsseldorf (ots) - Holland ist Stauland. Es verwundert nicht, dass unser Nachbar über eine bessere Regelung des Verkehrs nachdenkt. Das von der niederländischen Regierung vorgeschlagene Modell entspricht auf den ersten Blick einem Idealsystem. Autofahrer werden dort stärker belastet, wo Staus drohen. Zugleich können die Einnahmen gezielt für Verbesserung der Straßen herangezogen werden. Insgesamt sollen die Autofahrer nicht stärker belastet werden, da ja die Kfz-Steuer wegfällt. Sollte das Modell so schnell wie möglich in Deutschland eingeführt mehr...

  • Rheinische Post: Länger arbeiten Kommentar Von Eva Quadbeck Düsseldorf (ots) - Die Rente mit 67 war eine der sinnvollsten und wichtigsten Entscheidungen der großen Koalition. Sie ist nicht nur rechnerisch notwendig, um in einer alternden Gesellschaft das System, dass die Jungen für die Alten zahlen, aufrecht zu erhalten. Sie ist auch ein wichtiges psychologisches Signal an die Bevölkerung, dass jeder einen Beitrag leisten muss, um das Rentensystem zukunftsfähig zu machen. Die Rente mit 67 ist in den meisten Berufen keine Zumutung: Jeder kann sich darauf einstellen. Sie wird schrittweise eingeführt. mehr...

  • Rheinische Post: Hilfspolizei in NRW Kommentar Von Detlev Hüwel Düsseldorf (ots) - Dafür, dass das Land inzwischen wieder deutlich mehr neue Polizisten einstellt als früher, ist die Regierung Rüttgers unlängst ausdrücklich von der Gewerkschaft der Polizei (GdP gelobt worden, die ansonsten ein notorisch kritisches Verhältnis zu Schwarz-Gelb hat. Doch noch immer ist die personelle Lage der Polizei alles andere als rosig. Vor diesem Hintergrund sind Überlegungen durchaus sinnvoll, die Polizisten zu entlasten. Müssen Konsulate oder der Düsseldorfer Landtag tatsächlich durchweg von Polizeibeamten bewacht mehr...

  • Ostthüringer Zeitung: Kommentar Ostthüringer Zeitung Gera Gera (ots) - Ostthüringer Zeitung Gera zu Welthungergipfel: Staats- und Regierungschefs der führenden Industrienationen sind - außer Gastgeber Berlusconi - in Rom gar nicht dabei, müssen sich also auch nicht festnageln lassen. Es war der Papst, der deutliche Worte fand: Nahrungsmittel als bloße Ware und Spekulationsobjekt behindern die Ausrottung des Hungers weltweit. Allerdings kommt dazu, dass die hochmodernen Agrarwirtschaften der satten Länder kaum daran interessiert sein dürften, die Landwirtschaft in hungernden Weltregionen zum mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: ACHTUNG SPERRFRIST Dienstagmorgen 01.00 Uhr!!!! Berlin verlängert Awacs-Mandat für Afghanistan nicht Köln (ots) - Die Bundesregierung wird das Mandat für den Einsatz von AWACS-Aufklärungsflugzeugen der NATO in Afghanistan im Rahmen des ISAF-Mandats nicht verlängern, weil nach wie vor keine Überfluggenehmigungen Aserbeidschans und Turkmenistans vorliegen. Das teilte der FDP-Verteidigungsexperte Rainer Stinner dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag-Ausgabe) mit. "AWACS ist nicht zum Laufen gekommen", sagte Stinner. "Wir verlängern das Mandat jetzt nicht. Das wird erst geschehen, wenn es die Möglichkeit gibt, die Flugzeuge auch einzusetzen." mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht