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Westdeutsche Zeitung: Nationaltorwart Robert Enke nimmt sich das Leben - Chancenlos auf zwei Ebenen Von Christoph Fischer =

Geschrieben am 11-11-2009

Düsseldorf (ots) - Was muss es für eine unglaubliche Kraft
gekostet haben, über sechs Jahre gleichsam auf zwei Ebenen zu leben.
Auf der einen Ebene der erfolgreiche, ehrgeizige Spitzensportler, der
im Fußball ein Idol für Millionen ist, ein Nationalspieler mit
weltmeisterlicher Perspektive. Und auf der anderen Seite ein
verletzlicher, sensibler junger Mann, der seit Jahren mit einer
schweren psychischen Krankheit kämpft, von der nur seine engste
Umgebung weiß.

Wie kommt ein Mensch mit diesen zwei Ebenen klar? Wie stark muss
ein solcher Mensch eigentlich sein, damit seine Mannschaftskollegen
im Club und der Nationalmannschaft nichts bemerken? Die ihn für eine
menschliche Stütze halten, obwohl Robert Enke selbst die
Unterstützung brauchte, der er anderen selbstlos zur Verfügung
stellte.

Wieviele Dinge muss dieser nachdenkliche und zurückhaltende Mann
allein mit sich ausgemacht haben? Auch die endgültige Entscheidung,
seinem Leben ein Ende zu setzen. Und diese Entscheidung auch noch
Tage lang unbemerkt mit sich herumzutragen. Der Freitod von Robert
Enke ist deshalb vor allem eine Geschichte des Umgangs mit der
Depression in diesem Land. Und es ist auch die Geschichte vom
Innenleben des Profifußballs. Robert Enke war nach dem Tod seiner
Tochter Lara, die sein Lebensmittelpunkt war, schon am Ende seines
Lebens angelangt. Die Familie und der Fußball gaben ihm die Kraft
zurück. Und zugleich auch den Raum, sich öffentlich nicht bekennen zu
müssen.

Aber da war auch die Angst vor dem Ende der Karriere. Wie bei
Sebastian Deisler, der auf dem Boulevard zerrieben wurde. Aber
Deisler lebt. Und Robert Enke nicht mehr. Niemand erreichte ihn mehr,
Enke starb in Einsamkeit. Unvorstellbar für alle, die mit diesem
Menschen zu tun hatten. "Ich will den Fußball nicht kleinreden", hat
er gesagt, "aber es ist eben nur Fußball". Was für ein großer und
kluger Satz.

Die Frage nach dem Warum wird den Fußball begleiten, sagte
Präsident Theo Zwanziger, und mahnte Zeit zur Trauer an. Es ist
uneingeschränkt richtig, das Länderspiel in Köln abzusagen. Zwanziger
nannte das "alternativlos". Weil der Mensch Robert Enke im
Mittelpunkt zu stehen habe. Endlich, aber zu spät.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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