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Westdeutsche Zeitung: Wir brauchen eine Erinnerungskultur für die 89er Revolution - Der Tag der Freiheit Von Friedrich Roeingh =

Geschrieben am 09-11-2009

Düsseldorf (ots) - Kann das Spiel mit 1000 bunten Dominosteinen,
die gestern Abend noch einmal den Fall der Berliner Mauer
symbolisiert haben, angemessen vermitteln, wie der 9. November 1989
unser Land und auch die Welt verändert hat? Natürlich nicht. Und doch
finden wir 20 Jahre nach der friedlichen Revolution, in der die
Bürger der DDR ihren Unrechtsstaat abgeschafft haben, endlich zu
einer Leichtigkeit und Freude des Gedenkens, die dieser Zeitenwende
angemessen ist.

Offenbar ist der Abstand inzwischen groß genug, um uns nicht nur
in der kleinlichen Frage zu verlieren, wie weit die Einheit denn
schon vollbracht ist und was sie uns noch kosten darf. Auf der
anderen Seite wird es höchste Zeit, dass wir für den glücklichsten
Tag in der jüngeren deutschen Geschichte eine Erinnerungskultur
entwickeln. Sie muss den nachwachsenden Generationen ermöglichen, den
Kampf um die Freiheit nachzuempfinden, der ja nicht zwangsläufig im
friedlichen Fall der Mauer enden musste. Man wünschte sich, dass
diese Revolution, die mit dem Mut der Solidarnosc in Polen begann und
in der Ablösung einer ganzen Weltordnung endete, endlich auch einen
angemessenen Stellenwert im Geschichtsunterricht einnimmt.

Vielleicht gehört es zu den größten Fehlern des Prozesses zur
deutschen Einheit, dass sich ihre Gestalter nicht getraut haben, den
9. November zum Nationalfeiertag zu erklären. Statt dessen lassen wir
den formalen Zusammenschluss der beiden deutschen Staaten am 3.
Oktober Jahr für Jahr weitgehend unbeachtet an uns vorbeiziehen. Wir
sind heute wohl die einzigen, die uns immer noch nicht zutrauen,
diese friedliche Revolution zu feiern, ohne die Nazi-Pogrome gegen
die deutschen Juden in den Nächten des 9. und 10. November 1938 in
Vergessenheit geraten zu lassen.

Auf jeden Fall täte es unserem Land gut, wenn wir uns von den 89er
Revolutionären ermutigen ließen, unsere Freiheit nicht als gegeben zu
betrachten und beim Streben nach Gleichheit und Brüderlichkeit sogar
zu gefährden. In einer Zeit, in der unsere Begeisterung für die
Demokratie und die europäische Integration auch durch die Zumutungen
von Globalisierung und Wirtschaftskrise erlahmt, sollten uns
diejenigen Deutschen ein Vorbild sein, die für ihre Freiheit alles
gewagt haben.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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