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Westdeutsche Zeitung: Trotz berechtigter Würdigung sollte der Blick nach vorne gehen - Noch einmal den Mauerfall feiern, aber... Von Martin Vogler =

Geschrieben am 08-11-2009

Düsseldorf (ots) - Die neue Mauer in Berlin ist bunt, aus Styropor
und soll fotogen einstürzen. Wir feiern heute hoffentlich, trotz des
ernsten Hintergrunds, unverkrampft und fröhlich den Jahrestag des
echten Mauerfalls. Auch wenn vor allem im Westen mancher der
feierlichen Vergangenheitsbewältigung überdrüssig ist: Heute ist sie
mit Gästen aus aller Welt nochmal angebracht. Denn das, was Angela
Merkel den glücklichsten Tag der jüngeren deutschen Geschichte nennt,
hat auch nach 20 Jahren unsere wirklich ungeteilte Aufmerksamkeit
verdient.

Wer erlebte, wie menschenunwürdig die DDR mit Leuten umging, ihnen
das eigenständige Denken und Handeln abnahm und sie im Land
einsperrte, der muss sich heute einfach freuen. Allerdings ist es
gerade aus diesem Blickwinkel schwer zu verstehen, wenn Ex-DDR-Bürger
der Nostalgie verfallen, sich gar ein entmündigtes aber berechenbares
Leben im Unrechtssystem zurückwünschen.

Auch deshalb sollten wir nach dem heutigen Spektakel möglichst
rasch zu normalen Verhältnissen finden. Signalworte wie Aufbau-Ost
oder auch Aufbau-West gehören genauso wie der steuerliche "Soli" aus
unserem Wortschatz verbannt. Bald kann sich nahezu die Hälfte der
deutschen Bevölkerung altersbedingt nicht mehr an die Zeiten des
eisernen Vorhangs erinnern. Folglich sollten wir in Politik und
Gesellschaft auch keine Gräben zwischen Ost und West mehr vertiefen.
Künftig weniger zurückblickend agieren und stattdessen optimistisch
an einer gemeinsamen Zukunft arbeiten, wäre besser.

Sonderbar mutet es da an, dass ausgerechnet kurz vor dem Jahrestag
des Mauerfalls die NRW-Linke den Versuch eines neuen Mauerbaus wagt.
Sie fordert anlässlich der Landtagswahl nicht nur die
30-Stunden-Woche für alle bei vollem Lohnausgleich, sondern gleich
einen grundsätzlichen Systemumbau. Ihre Ideen ließen sich nur
umsetzen, wenn sich das gesamte Deutschland aus der Weltwirtschaft
und der EU zurückzöge, also eine neue Art zumindest symbolischer
Mauer um sich baute. Den Menschen würde man damit keinen Gefallen
tun: Sie wären zwar - allerdings zwangsweise - vielleicht gut
behütet, aber statt "Reichtum für alle", so ein Slogan der Linken,
drohte eher "Armut für alle".

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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