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Westdeutsche Zeitung: Für Opel kämpfen statt für Standorte Von Friedrich Roeingh =

Geschrieben am 05-11-2009

Düsseldorf (ots) - Die Empörungskurve nimmt ihren Lauf. Nachdem
sich zunächst die Politik über den 180-Grad-Schwenk von General
Motors erzürnt hat, gingen gestern die Arbeitnehmer auf die
Barrikaden. Die Wut der Opelaner ist nur allzu verständlich. Für die
unausweichlich gewordenen Verhandlungen mit GM ist sie gleichwohl ein
schlechter Ratgeber. Deshalb werden auch die Betriebsräte und die
Gewerkschafter bald schon abrüsten.

Bei der Politik mag das noch etwas dauern. Schließlich verdeckt
die Entrüstung über die abgezockten Herren aus Detroit die größte
industriepolitische Fehlentscheidung in der Geschichte der
Bundesrepublik, für den die erste Regierung Merkel die Verantwortung
trägt. Sie hatte sich durch die unselige Melange von Wahlkampf und
Wirtschaftskrise dazu verleiten lassen, Unternehmer zu spielen. Eine
Bruchlandung mit Ansage.

Dabei hatte der Glaube an die Magna-Lösung von Anfang an etwas
Irrationales. Das Opel-Dilemma von Überkapazitäten und einer nicht
wettbewerbsfähigen Kostenstruktur hätten auch Staatsbürgschaften und
kurzfristige Standortgarantien nicht auflösen können. Die
Erleichterung, die sich nun bei Opel in Spanien und bei Vauxhall in
Großbritannien breit macht, zeigt, dass sich die deutsche Politik
schlicht den Erhalt der deutschen Standorte auf Kosten anderer
europäischer Länder erkaufen wollte.

Wenn die neue Regierung Merkel diesen Fehler ein zweites Mal
beginge, würde sie nichts weniger aufs Spiel setzen als ihren
Führungsanspruch in der EU. Die Kanzlerin darf sich also nicht länger
von den Ministerpräsidenten und den Betriebsräten als Kämpferin für
Bochum, Eisenach und Kaiserslautern missbrauchen lassen. Opel braucht
keine Fesseln, um den Schrumpfungsprozess im Pkw-Markt gegen andere
Hersteller bestehen zu können. Opel Europa muss allerdings aus der
unseligen Bevormundung durch die Mutter in Detroit befreit werden.
Allein die Bildung einer eigenständigen Rechtsform für Opel/Vauxhall,
die der Tochter im GM-Verbund endlich die nötigen unternehmerischen
Freiheiten gäbe, wäre milliardenschwere Bürgschaften wert. Zur
Erreichung dieses Ziels braucht Merkel nicht nur Obama. Sie muss
endlich den Schulterschluss mit den europäischen Regierungen suchen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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