(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Verzichtbarer Zivildienst Sozialverbände schlagen wegen Verkürzung Alarm

Geschrieben am 03-11-2009

Cottbus (ots) - Aus den Krankenhäusern, Altenheimen und
Pflegeeinrichtungen sind Zivildienstleistende nicht wegzudenken: Sie
schieben die Patienten in den Operationssaal, nehmen sich Zeit für
Gespräche auf den Stationen und helfen alten Menschen beim Einkaufen.
Doch nun will das Kabinett die Zivildienstzeit auf sechs Monate
verkürzen. Für das Anlernen der Schulabgänger bleibt kaum Zeit,
Aufwand und Nutzen passen nicht mehr zu einander. Da ist es
verständlich, dass der Paritätische Wohlfahrtsverband, die
katholische Caritas und das Deutsche Rote Kreuz nun auf den Einsatz
von Zivildienstleistenden in bestimmten Arbeitsbereichen verzichten
wollen.
Doch zur öffentlichen Klage besteht streng genommen gar kein Anlass.
Denn der Zivildienst ist ja nur ein Ersatz für den regulär zu
leistenden Grundwehrdienst. Wo er genutzt wird, um regulär anfallende
Arbeit zu bewältigen, für die auch eine ordentliche Stelle geschaffen
werden könnte, wird er missbraucht. "Arbeitsmarktneutral" muss der
Zivildienst sein, heißt es im Gesetz. Doch zumindest in manchen
Sozialeinrichtungen kann davon schon lange nicht mehr die Rede sein.
Schon deswegen ist es ehrlicher, nun über Ausstiegsszenarien
nachzudenken - einmal ganz abgesehen von der Wehrgerechtigkeit, die
in Deutschland schon lange nicht mehr vorhanden ist. Denn während nur
noch jeder zehnte Wehrdienstleistende in den Kasernen antreten muss,
können junge Männer, die Zivildienst leisten wollen, mit an
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von ihrer Einberufung zum
Zivildienst ausgehen.
Ein Ersatz tut freilich Not. Doch auch hier stehen bereits bewährte
Mittel zur Verfügung - das Freiwillige soziale Jahr (FSJ) zum
Beispiel. Denn bei jungen Menschen ist das Interesse daran, sich nach
dem Abitur oder der Lehre sozial zu engagieren, ungebrochen groß. Die
derzeit 35000 FSJ-Plätze reichen bei Weitem nicht aus. Würden
die 1,1Milliarden Euro, die nach Angaben der "Zentralstelle
für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer" derzeit für den
Zivildienst aufgewandt werden, entsprechend umgeschichtet, könnte
auch das Sozialwesen auf den Pflichtdienst verzichten. Zumal viele
FSJler in der Regel engagierter sind als die Zivildienstleistenden,
schließlich haben sie sich freiwillig für ihren Dienst gemeldet. Doch
in der Wirtschaftskrise sollte man auch nicht außer Acht lassen, dass
ein Teil des Geldes für den Zivildienst auch zur Schaffung regulärer
Arbeitsplätze verwendet werden könnte: sozialversicherungspflichtig
und auf dem ersten Arbeitsmarkt im Sozialbereich. Der Zivildienst ist
verzichtbar - wenn es die Wehrpflicht nicht mehr gibt.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

234618

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Die unbemerkten Bauherren Zur Landwirtschaft auf Lausitzer Kippenflächen Cottbus (ots) - Es ist nicht nur so, dass die "Landwirte auf der Kippe" mit schwierigen Bedingungen zu kämpfen haben. Es lässt sich auch schlecht zeigen, wie groß die Leistung ist, die sie auf diesen vielen hundert Hektar Ackerland vollbringen, wie viele Jahrzehnte es dauert, ehe aus einer zerstörten Bodenstruktur wieder ein funktionierendes System wird, das auch in den kommenden Dekaden Landwirtschaft möglich macht. Während sich die Gewässer im Lausitzer Seenland füllen, Gäste und Einheimische die Strände testen und schwimmende Häuser mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Mädchen aus dem Osten Merkel spricht vor beiden Kammern in Washington Cottbus (ots) - Eine Ansprache vor dem gesamten Repräsentantenhaus und Senat sowie dem US-Kabinett, das ist eine riesige Chance für eine deutsche Bundeskanzlerin. Zuletzt hatte Konrad Adenauer vor 52 Jahren diese Gelegenheit. Es ist die Chance, Europas Denken und Handeln verständlich zu machen. Ihr Verständnis von der sozialen Marktwirtschaft und von globaler Verantwortung. Es ist auch die Chance, Deutschland zu präsentieren, als Teil dieses Europa und als Teil dieser Verantwortung. Angela Merkel hat diese Chance geschickt genutzt. Vordergründig mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Bundeswehrverband gegen mehr Bundeswehrsoldaten in Afghanistan Köln (ots) - Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, lehnt eine Aufstockung des Truppenkontingents der Bundeswehr in Afghanistan ab. "Für die Anhebung der Mandatsobergrenze sehe ich im Moment keine Notwendigkeit", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Mittwoch-Ausgabe). "Das richtige Vorgehen ist, wirklich mal zu bilanzieren, wo wir in Afghanistan stehen - und zwar ohne Schönfärbung. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse müssen die Schlussfolgerungen gezogen werden. Das gilt nicht nur für den militärischen Anteil, mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Soziales / Zivildienst Osnabrück (ots) - Entlarvende Klage Sechs Monate statt neun - diese von 2011 an geplante Verkürzung des Zivildienstes ist zunächst einmal nur der Nebeneffekt einer verteidigungspolitischen Entscheidung, nicht mehr. Der schwarz-gelben Koalition ging es vorrangig um einen weniger langen Wehrdienst. Wenn nun ein Wohlfahrtsverband wie der Paritätische eine Gefahr für seine Einrichtungen aufgrund des kürzeren Dienstes beklagt, entlarvt er sich selbst. Dann war der Verband bisher falsch aufgestellt, denn Zivildienstplätze dürfen nur anerkannt mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu EU / EU-Vertrag / Tschechien Osnabrück (ots) - Vom Sieg zum Erfolg Mit faulen Sprüchen und Verfassungsklagen haben Europas Nationalisten den Lissabonner Grundlagenvertrag und damit die EU-Reform verzögert. Ihn stellenweise sogar ins Gegenteil verkehrt, indem sie zum Beispiel die Fortgeltung der schändlichen Benes-Vertreibungsdekrete in einem Vertragszusatz für Tschechien durchgesetzt haben. Aber unterm Strich haben die Gegner der Einigung verloren. Von Wähler- und Parlamentsmehrheiten oder wie in Deutschland und in Tschechien von Verfassungsrichtern ausgebremst, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht