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Kölnische Rundschau: zu Kardinal Meisner/NS-Vergleich

Geschrieben am 02-11-2009

Köln (ots) - Sechseinhalb Jahrzehnte nach dem Tod Hitlers gilt
immer noch, was Ernst Nolte 1986 in einem umstrittenen Redemanuskript
formuliert hat:
Die NS-Zeit will nicht vergehen, sondern ist "wie ein Richtschwert
über der Gegenwart aufgehängt". Der Kölner Kardinal Joachim Meisner
hat es am Sonntag gegen den militanten Atheisten Richard Dawkins
geschwungen. Und der brandenburgische Ministerpräsident Matthias
Platzeck (SPD) hat dem ständigen Maßnehmen eine skurrile Variante
hinzugefügt. Platzeck rechtfertigt seine Koalitionsbildung mit der
Ex-SED damit, Kurt Schumacher habe sich für die Integration
ehemaliger Waffen-SS-Leute stark gemacht. Er tauscht also das
Richtschwert gegen die Waage: Was Schumacher machte, darf Platzeck
auch. Der Vergleich ist kompletter Unfug. Zwar haben Ex-Mitglieder
der Waffen-SS jeweils einzeln Karriere gemacht (bei der SPD etwa der
Dortmunder Ex-OB Günter Samtlebe), aber kein demokratischer
Politiker hat die damals längst aufgelöste Waffen-SS als Ganzes wie
heute die Linkspartei integrieren wollen oder akzeptiert Sprüche wie
"Ruhm und Ehre der Waffen-SS". Die Linkspartei dagegen setzt die SED
als Organisation fort. Maßgebliche Teile dieser Partei verharmlosen
das SED-Unrecht, das andererseits nicht sinnvoll mit Babi Jar oder
Oradour zu parallelisieren ist. Wäre es anders,
müsste Platzeck für ein Verbot der umlackierten SED statt für
eine Koalition werben. Dagegen hat Kardinal Meisner ein Indiz auf
seiner Seite: Dawkins macht aus der Evolutionsbiologie eine
atheistische Ersatzreligion. Das haben auf andere Art Hitler und
übrigens auch Stalin versucht, und neuerdings meint Dawkins sogar, 60
Jahre nach Hitler dürfe man wieder über Menschenzüchtung nachdenken.
Grobe Klötze, auf die grobe Keile gehören. Trotzdem: Dawkins' These
vom "egoistischen Gen" weicht entscheidend von den
"rassenbiologischen" Ideen Hitlers ab, den er ausdrücklich als
"Monster" bezeichnet. Mit dem "Richtschwert" NS-Vergleich ist seine
gefährliche Ideologie nicht wirklich zu treffen, das Schwert selbst
aber droht dabei abzunutzen.

Originaltext: Kölnische Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/70111
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_70111.rss2

Pressekontakt:
Kölnische Rundschau
Engelbert Greis
print@kr-redaktion.de


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