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Deutsche Umwelthilfe warnt vor gefährlichem "Chemiecocktail" in Autoklimaanlagen

Geschrieben am 15-10-2009

Berlin (ots) - Autoindustrie setzt weiter auf
gesundheitsschädliches Kältemittel 1234yf in Autoklimaanlagen -
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) bestätigt
Praxistests der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zur Gefährlichkeit von
1234yf bei Unfällen - DUH fordert die Umsetzung der Ankündigung von
VDA-Präsident Matthias Wissmann, Neuwagen ab 2011 mit dem natürlichen
Kältemittel CO2 auszuliefern

Das chemische Kältemittel 1234yf für Autoklimaanlagen ist brennbar
und entwickelt in Unfallsituationen giftige Flusssäuregase. Das
belegen Untersuchungen der Bundesanstalt für Materialforschung und -
prüfung (BAM), die die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) heute
veröffentlicht. Die BAM bestätigt damit einen entsprechenden Test der
DUH aus dem vergangenen Jahr und andere, bislang unter Verschluss
gehaltene Untersuchungen von Autoherstellern. "Die Autoindustrie
handelt grob fahrlässig, wenn sie weiterhin auf den Chemiecocktail
1234yf setzt und damit Autofahrer und andere Unfallbeteiligte einem
lebensbedrohlichen Risiko aussetzt", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer
Jürgen Resch. Er forderte die Autokonzerne auf, zu ihrem Wort aus dem
Jahr 2007 zu stehen und das natürliche Kältemittel CO2 in
Autoklimaanlagen einzusetzen. Die Hersteller hatten vor zwei Jahren
anlässlich der so genannten "grünen IAA" im Vorstand des Verbands der
Automobilindustrie (VDA) medienwirksam beschlossen, in Zukunft nur
mehr das natürliche Kältemittel CO2 einzusetzen.

Inzwischen sind die Hersteller umgeschwenkt und betreiben in
Deutschland und auf EU-Ebene intensive Lobbyarbeit für das von den
US-Chemiekonzernen DuPont und Honeywell auf den Markt gebrachte
Kältemittel 1234yf - eine leicht entzündliche und im Brandfall
potenziell tödliche Chemikalie. Die Gefährlichkeit hat bereits
Eingang gefunden in das so genannte Datenblatt der Chemiekonzerne. Im
Auftrag der DUH hat die BAM Auswirkungen von Kältemittelleckagen im
Motorraum eines Fahrzeugs untersucht. Die Ergebnisse wurden in einem
Video dokumentiert. "Die BAM bestätigt unsere Tests aus dem
vergangenen Jahr: Das von der Automobilindustrie favorisierte
chemische Kältemittel 1234yf ist brennbar und setzt hochgiftige
Flusssäure frei. Wer die Chemikalie in Fahrzeugklimaanlagen einfüllt,
handelt unverantwortlich gegenüber allen Menschen, die in Zukunft
unmittelbar oder mittelbar an Autounfällen beteiligt sind, sagte
Resch. Die Materialforscher haben unter Laborbedingungen
Flusssäure-Konzentrationen von über 90 ppm (parts per million)
gemessen und in der Folge schwere Korrosionen an der Fensterscheibe
des Testautos festgestellt. Flusssäure ist bereits in geringsten
Konzentrationen gesundheitsschädlich und kann irreversible Schäden
hervorrufen.

VDA-Präsident Matthias Wissmann stehe vor einem "Scherbenhaufen
seiner Glaubwürdigkeit", kommentierte Resch. Wissmann hatte sich 2007
dafür feiern lassen, den Beschluss der Vorstandsvorsitzenden der
deutschen Autokonzerne über den Einsatz des natürlichen Kältemittels
CO2 in Autoklimaanlagen herbeigeführt zu haben. "Seit der ruhmreichen
Ankündigung der Deutschen Automobilindustrie, als Weltmarktführer für
natürliche Klimaanlagentechnik voranzugehen, ist faktisch nichts
passiert", so Resch weiter. Entgegen den Zusagen würden zum 1. Januar
2011 keine neuen Auto-Modelle mit Klimaanlagen auf Basis natürlicher
Kältemittel ausgeliefert. Die Automobilindustrie verstoße mit ihrer
Verzögerungstaktik eindeutig gegen Sinn und Wortlaut einer
EU-Richtlinie, die ab diesem Stichtag für neue Fahrzeugtypen weniger
Klima schädigende Kältemittel als den bisher verwendeten
Fluorchlorkohlenwasserstoff R134a vorschreibt.

Die Autoindustrie will mit ihrem Schwenk zu 1234yf offensichtlich
Investitionskosten sparen und nimmt die Belastung mit hochgiftiger
Flusssäure in Unfallsituationen billigend in Kauf. "Bereits bei 4 ppm
Flusssäurekonzentrationen müssen Rettungskräfte der Feuerwehr eine
spezielle Ausrüstung tragen. Das Risiko, dass sich Fahrzeuginsassen
und Rettungskräfte bei einem Autounfall schwere Verätzungen der Luft-
und Atemwege zuziehen, ist enorm", sagte der Verkehrsexperte Dr. Axel
Friedrich. Die im Herbst 2008 im Auftrag der DUH durchgeführten
ähnlichen Tests zum Brandverhalten chemischer Kältemittel waren von
Automobilherstellern und Chemieindustrie als "manipuliert"
zurückgewiesen worden. Als Versuchsfahrzeug der BAM kam nun ein VW
Golf III zum Einsatz, der gemäß den Herstellerangaben mit der
vorgegebenen Menge für Kältemittel und Öl befüllt war. "Die neuen
Untersuchungen wurden von einer Bundesbehörde überwacht und
durchgeführt. Sie bestätigen die Versuchsergebnisse der DUH aus dem
vorigen Jahr", sagte Friedrich.

Die DUH forderte den Verband der Automobilindustrie auf, die
Einhaltung der Vorstandsentscheidung des VDA sicherzustellen und in
neuen Fahrzeugtypen nur noch das natürliche Kältemittel CO2
einzusetzen. Die Auswahl des Kältemittels hat Einfluss auf die
Effizienz der Fahrzeugklimaanlage und damit auf die
Treibhausgasemissionen des jeweiligen Fahrzeugs. CO2 als natürliches
Kältemittel ist die sicherste und umweltverträglichste Lösung.
Zahlreiche Tests von unabhängigen Instituten bestätigen die Vorteile
von CO2. Auch Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt fordern
seit Jahren seine Einführung in Fahrzeugklimaanlagen. "Die innovative
Technik ist serienreif entwickelt, CO2-Anlagen arbeiten effizient und
können weltweit eingesetzt werden", sagte Eva Lauer, Projektleiterin
bei der DUH: "Die Hersteller müssen es nur noch tun."

Das Video über die durchgeführten Tests bei der BAM können Sie auf
www.duh.de/klimaanlage_film.html ansehen.

Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_22521.rss2

Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer DUH, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin; Mobil: 0171 3649170, resch@duh.de

Eva Lauer, Projektleiterin, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.:
030 2400867 -76, lauer@duh.de

Dr. Axel Friedrich, Verkehrsberater, Mobil: 0152 2948 3857,
axel.friedrich.berlin@gmail.com

Ulrike Fokken, Sprecherin Politik & Presse, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin, Tel.: 0302400867 - 86, 0151 - 55 01 70 09, fokken@duh.de


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