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Rheinische Post: Ein irritierender Nobelpreis Kommentar Von Lothar Schröder

Geschrieben am 08-10-2009

Düsseldorf (ots) - Bei aller Freude über den Literatur-Nobelpreis
an Herta Müller - die Ehrung irritiert. Nicht nur, dass mit ihrem
Werk wieder einmal europäische Literatur den höchsten Lorbeer
ergattert. Diesmal erscheint zudem das Thema für diese weltweit
beachtete Auszeichnung etwas zu schmal geraten. Ist denn das
Schicksal der deutschen Minderheit in Rumänien - so furchtbar und
weitgehend unbedacht es sein mag - auch für die Menschen in Amerika
oder Afrika bedeutsam? Sind die Romane in diesem hohen
aufklärerischen Sinne also Weltliteratur?
Die Fragen sind schlechterdings nicht zu beantworten. Weil poetische
Wahrheiten stets die erzählten Wirklichkeiten übersteigen. Das ist -
sagen wir es ruhig materialistisch - der Mehrwert aller ästhetischen
Vermittlung. Bei Herta Müller ist es die Fremde und der fremde Blick,
der nicht heimisch werden will bei dem, was er sieht. Und es ist die
Erinnerung an eine schuldhafte Vergangenheit: Herta Müllers Vater war
ein SS-Mann. Nun ist die 1953 geborene Dichterin natürlich nicht Teil
dieser Schuld; aber sie ist Teil der Geschichte. Und mit jedem
Rückblick, jeder erinnernden Erzählung wird diese Verstrickung
qualvoll, aber notwendig in die Gegenwart verlängert. Die Ehrung im
Namen Alfred Nobels beschreibt 2009 - über die Nationalität der
Preisträgerin hinaus - mithin die Erfahrung der Deutschen.

Originaltext: Rheinische Post
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30621
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Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303


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