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Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 8. Oktober 2009 das Cap-Anamur-Urteil:

Geschrieben am 07-10-2009

Bremen (ots) - Ende einer Rettungsfahrt
von Joerg Helge Wagner
Die Rettung von Flüchtlingen aus Seenot und das Bemühen, die
Geretteten möglichst schnell an Land zu bringen, sind also kein Fall
von Schlepperei - das hat nun die italienische Justiz festgestellt.
Das ist auch gut so, denn alles andere als Freisprüche für die
Cap-Anamur-Aktivisten Elias Bierdel, Stefan Schmidt und Wladimir
Dschkewitsch wäre eine doppelte Katastrophe gewesen. Für alle
humanitären Organisationen, die weltweit das Elend von Flüchtlingen
lindern wollen. Aber auch für die EU als Gemeinschaft, in der die
Menschenrechte unteilbar gelten.
Das muss nun unterstrichen werden, indem auch dem tunesischen Fischer
Abdel Zenzeri Gerechtigkeit zuteil wird. Der hatte im August 2007
ganz ähnlich wie die Cap-Anamur-Crew gehandelt - allerdings ohne
deren medienbewusstes Auftreten - und steht nun ebenfalls in Agrigent
vor Gericht.
Der Erleichterung über das gestrige Urteil sollte aber keine
Glorifizierung von Bierdels "Heldentat" folgen, denn deren Folgen
waren alles andere als grandios. Fast alle Flüchtlinge wurden rasch
nach Ghana abgeschoben; die "Cap Anamur II" lag viele Monate
beschlagnahmt an der Kette. In den drei Wochen aber, in denen sie vor
der italienischen Küste kreuzte, hätte sie nahezu jeden anderen
europäischen Hafen erreichen können - vielleicht mit dem Erfolg, dass
die Flüchtlinge länger geduldet und schließlich auch aufgenommen
worden wären.
Es bringt jedoch nichts, mit dem Finger auf Italien und andere
Mittelmeerstaaten der EU zu zeigen - die schultern schließlich die
Hauptlast des Flüchtlingsproblems. Auch das reflexhafte Einprügeln
auf die "unmenschliche Abschottungspolitik der EU" hilft nicht
weiter: Die EU hat gegenüber ihren Einwohnern die Pflicht, völlig
unkontrollierte Zuwanderung zu verhindern. Ein Weg ist die Bekämpfung
der Fluchtursachen durch eine offensivere und intensivere
Entwicklungspolitik. Hier kann die Politik einiges von Cap Anamur
lernen, denn die Organisation fischt längst nicht mehr nur
Flüchtlinge aus dem Meer, sondern hilft überwiegend an Land - damit
sich möglichst wenige auf die lebensgefährliche Fahrt begeben.

Originaltext: Weser-Kurier
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30479
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30479.rss2

Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@btag.info


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