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Berliner Morgenpost: Gemeinsam gegen die Niedertracht - Leitartikel

Geschrieben am 16-09-2009

Berlin (ots) - Wieder kommt einem die Galle hoch. Wenn man die
Bilder sieht von dieser kleinen Trauerfeier, die Todesanzeigen in der
Zeitung, die kleinen Abschiedsbriefe am Tatort, Blumen, Grablichter.
Wut, Empörung, Tränen, Hilflosigkeit und, klar, der Wunsch nach
Rache. Hängt sie höher, die Mörder von Dominik Florian Brunner,
Familienvater, Freund, Kollege, ohne jede Schuld. Man kann, um ein in
diesem Fall wirklich angebrachtes Liebermann-Zitat zu verwenden, gar
nicht so viel essen, wie man kotzen möchte beim Anblick solchen
Lumpenpacks.
Und doch, bitter, hart, mit der Faust in der Tasche müssen wir auch
im Angesicht dieser unfassbaren Niedertracht klar bleiben: Sie, diese
Widerlinge, deren nahe und ferne Geistesverwandte ja auch hier in
Berlin und überall sonst leben, dürfen nicht die Oberhand gewinnen in
diesem Rechtsstaat, den wir verteidigen müssen gegen diese
Brutalität, dessen Regeln aber nicht geändert werden müssen, damit
sich so etwas nicht wiederholen kann. Die Gesetze, die wir haben,
bieten hinreichend Handhabe, um fertigzuwerden mit den Tätern. Die
Tat selbst verhindern werden sie am Ende nicht.
Das können nur wir selbst. Wenn wir ab sofort hingucken und nicht
weg, wenn wir uns gegenseitig helfen und nicht weitergehen, wenn wir
das, was Dominik Brunner allein vorgemacht hat, nachmachen, aber
gemeinsam. Es ist eine Schande für uns alle, dass dieser aufrechte
Mann am helllichten Tag und offenbar unter den Augen von
Unbeteiligten sterben musste.
Nach diesem Fall, nach diesem Mord, nach diesem Tod, den alle
einigermaßen wachen Bürger dieser Republik wahrgenommen haben, gibt
es keine Ausreden mehr. Wir wissen, dass wir uns nicht auf
Videokameras verlassen können, auf die anderen, mutigeren oder auf
einen Anruf bei der Polizei (den braucht es auch), die im Zweifel
keine andere Chance hat als zu spät zu kommen an einem Bahnsteig im
Irgendwo.
Wir aber, die dabei sind in solchen Momenten, wir haben eine Chance.
Es liegt an uns. Wir müssen versuchen, den Opfern einen Weg aus ihrer
fiesen Falle zu weisen. Wir dürfen sie nicht untätig zurücklassen in
den Händen ihrer potenziellen Schlächter. Wir dürfen nicht mehr
weitergehen und darauf hoffen, dass doch nichts wirklich Schlimmes
passiert. Wir dürfen uns nicht begnügen mit posthumen
Ordensverleihungen. Sondern wir müssen besonnen und vor allem
gemeinsam handeln, wir müssen uns verbünden, andere herbeirufen, die
Stärkeren sein, auch, gerade in Situationen, die wir viel lieber
vermeiden würden.
Wir dürfen uns von der alltäglichen Niedertracht nicht auf der Nase
herumtanzen lassen. Niemand hat das Recht dazu, Schwächere zu
drangsalieren, sie zu bedrohen oder gar Gewalt anzuwenden. Und wenn
seine Jugend noch so bescheiden war. Unsere Gesellschaft wäre am
Ende, könnte sie dieses Grundrecht auf Unversehrtheit nicht
durchsetzen. Wir müssen es durchsetzen.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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